so sind alle Gründe vorhanden, es für das Werk dieses von seinen Zeitgenossen über Alle hoch ge- gepriesenen Meisters Wilhelm zu halten.
Auf diesem aus einem Mittelbilde und zweien Seitentafeln bestehenden Altar-Gemälde ist noch immer keine Ahnung von Perspektive zu erblicken; der reine, Alles abschließende Goldgrund, der mit Stempeln gepreßte, mit Farben bunt ausgemalte Teppich sind beibehalten, die Figuren des Mittel- bildes, so wie auch die der Seitenbilder beziehen sich auf die Mitte mit gewohnter Symmetrie; die herkömmliche byzantinische Manier herrscht noch voll- kommen, aber mit Lieblichkeit und Freiheit beachtet. Die Anbetung der drei weisen Könige des Morgen- landes, welche der helle Stern zur Hütte des neu- gebornen Heilandes führte, ist auf der mittlern Tafel dargestellt; auf einem der beiden Flügel der heilige Gereon in hellglänzender prächtiger Rüstung, ihm folgen die Ritter welche mit ihm unter dem Kaiser Maximian für den christlichen Glauben den Märtyrer-Tod litten; auf dem zweiten Flügelbilde, in hoher Schönheit und An-
ſo ſind alle Gründe vorhanden, es für das Werk dieſes von ſeinen Zeitgenoſſen über Alle hoch ge- geprieſenen Meiſters Wilhelm zu halten.
Auf dieſem aus einem Mittelbilde und zweien Seitentafeln beſtehenden Altar-Gemälde iſt noch immer keine Ahnung von Perſpektive zu erblicken; der reine, Alles abſchließende Goldgrund, der mit Stempeln gepreßte, mit Farben bunt ausgemalte Teppich ſind beibehalten, die Figuren des Mittel- bildes, ſo wie auch die der Seitenbilder beziehen ſich auf die Mitte mit gewohnter Symmetrie; die herkömmliche byzantiniſche Manier herrſcht noch voll- kommen, aber mit Lieblichkeit und Freiheit beachtet. Die Anbetung der drei weiſen Könige des Morgen- landes, welche der helle Stern zur Hütte des neu- gebornen Heilandes führte, iſt auf der mittlern Tafel dargeſtellt; auf einem der beiden Flügel der heilige Gereon in hellglänzender prächtiger Rüſtung, ihm folgen die Ritter welche mit ihm unter dem Kaiſer Maximian für den chriſtlichen Glauben den Märtyrer-Tod litten; auf dem zweiten Flügelbilde, in hoher Schönheit und An-
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ſo ſind alle Gründe vorhanden, es für das Werk
dieſes von ſeinen Zeitgenoſſen über Alle hoch ge-
geprieſenen Meiſters Wilhelm zu halten.
Auf dieſem aus einem Mittelbilde und zweien
Seitentafeln beſtehenden Altar-Gemälde iſt noch
immer keine Ahnung von Perſpektive zu erblicken;
der reine, Alles abſchließende Goldgrund, der mit
Stempeln gepreßte, mit Farben bunt ausgemalte
Teppich ſind beibehalten, die Figuren des Mittel-
bildes, ſo wie auch die der Seitenbilder beziehen ſich
auf die Mitte mit gewohnter Symmetrie; die
herkömmliche byzantiniſche Manier herrſcht noch voll-
kommen, aber mit Lieblichkeit und Freiheit beachtet.
Die Anbetung der drei weiſen Könige des Morgen-
landes, welche der helle Stern zur Hütte des neu-
gebornen Heilandes führte, iſt auf der mittlern
Tafel dargeſtellt; auf einem der beiden Flügel
der heilige Gereon in hellglänzender prächtiger
Rüſtung, ihm folgen die Ritter welche mit ihm
unter dem Kaiſer Maximian für den chriſtlichen
Glauben den Märtyrer-Tod litten; auf dem
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/26>, abgerufen am 24.11.2024.
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