"ward an der Ruhr, also, daß ihm die niemand "stellen möcht. Und da er den Tod vor seinen "Augen sahe, gab er sich willig drein, mit großer "Geduld, und befahl mir meine Mutter und befahl "uns göttlich zu leben."
Jn diesem treuherzig- einfachen Ton fährt Albrecht Dürer noch eine Weile in seinen Familien- Nachrichten fort, berichtet nähere Umstände von dem seeligen Hinscheiden seines frommen Vaters, erwähnt einiger Todesfälle in seiner Verwandschaft, und erzählt zuletzt, wie er seine alte arme Mutter zwei Jahre nach dem Tode seines Vaters zu sich ins Haus genommen, und sie treulich gepflegt habe, besonders in ihrer letzten langwierigen Krankheit, da sie ein ganzes Jahr das Bette hüten mußte, bis auch sie sanft und selig entschlief.
Albrecht Dürer hatte, da er in seinem sechzehn- ten Jahre die Werkstatt seines Vaters mit der Meisters Michael Wolgemuts vertauschte, sich schon große Geschicklichkeit erworben in den damals unter den Goldschmieden üblichen künstlichen Arbei- ten, wie wir sie noch jetzt an denen mit getriebnen
15 *
„ward an der Ruhr, alſo, daß ihm die niemand „ſtellen möcht. Und da er den Tod vor ſeinen „Augen ſahe, gab er ſich willig drein, mit großer „Geduld, und befahl mir meine Mutter und befahl „uns göttlich zu leben.“
Jn dieſem treuherzig- einfachen Ton fährt Albrecht Dürer noch eine Weile in ſeinen Familien- Nachrichten fort, berichtet nähere Umſtände von dem ſeeligen Hinſcheiden ſeines frommen Vaters, erwähnt einiger Todesfälle in ſeiner Verwandſchaft, und erzählt zuletzt, wie er ſeine alte arme Mutter zwei Jahre nach dem Tode ſeines Vaters zu ſich ins Haus genommen, und ſie treulich gepflegt habe, beſonders in ihrer letzten langwierigen Krankheit, da ſie ein ganzes Jahr das Bette hüten mußte, bis auch ſie ſanft und ſelig entſchlief.
Albrecht Dürer hatte, da er in ſeinem ſechzehn- ten Jahre die Werkſtatt ſeines Vaters mit der Meiſters Michael Wolgemuts vertauſchte, ſich ſchon große Geſchicklichkeit erworben in den damals unter den Goldſchmieden üblichen künſtlichen Arbei- ten, wie wir ſie noch jetzt an denen mit getriebnen
15 *
<TEI><text><body><divn="1"><p><cit><quote><pbfacs="#f0239"n="227"/><lb/>„ward an der Ruhr, alſo, daß ihm die niemand<lb/>„ſtellen möcht. Und da er den Tod vor ſeinen<lb/>„Augen ſahe, gab er ſich willig drein, mit großer<lb/>„Geduld, und befahl mir meine Mutter und befahl<lb/>„uns göttlich zu leben.“</quote></cit></p><lb/><p>Jn dieſem treuherzig- einfachen Ton fährt<lb/>
Albrecht Dürer noch eine Weile in ſeinen Familien-<lb/>
Nachrichten fort, berichtet nähere Umſtände von dem<lb/>ſeeligen Hinſcheiden ſeines frommen Vaters, erwähnt<lb/>
einiger Todesfälle in ſeiner Verwandſchaft, und<lb/>
erzählt zuletzt, wie er ſeine alte arme Mutter zwei<lb/>
Jahre nach dem Tode ſeines Vaters zu ſich ins<lb/>
Haus genommen, und ſie treulich gepflegt habe,<lb/>
beſonders in ihrer letzten langwierigen Krankheit,<lb/>
da ſie ein ganzes Jahr das Bette hüten mußte,<lb/>
bis auch ſie ſanft und ſelig entſchlief.</p><lb/><p>Albrecht Dürer hatte, da er in ſeinem ſechzehn-<lb/>
ten Jahre die Werkſtatt ſeines Vaters mit der<lb/>
Meiſters Michael Wolgemuts vertauſchte, ſich<lb/>ſchon große Geſchicklichkeit erworben in den damals<lb/>
unter den Goldſchmieden üblichen künſtlichen Arbei-<lb/>
ten, wie wir ſie noch jetzt an denen mit getriebnen<lb/><fwplace="bottom"type="sig">15 *</fw><lb/></p></div></body></text></TEI>
[227/0239]
„ward an der Ruhr, alſo, daß ihm die niemand
„ſtellen möcht. Und da er den Tod vor ſeinen
„Augen ſahe, gab er ſich willig drein, mit großer
„Geduld, und befahl mir meine Mutter und befahl
„uns göttlich zu leben.“
Jn dieſem treuherzig- einfachen Ton fährt
Albrecht Dürer noch eine Weile in ſeinen Familien-
Nachrichten fort, berichtet nähere Umſtände von dem
ſeeligen Hinſcheiden ſeines frommen Vaters, erwähnt
einiger Todesfälle in ſeiner Verwandſchaft, und
erzählt zuletzt, wie er ſeine alte arme Mutter zwei
Jahre nach dem Tode ſeines Vaters zu ſich ins
Haus genommen, und ſie treulich gepflegt habe,
beſonders in ihrer letzten langwierigen Krankheit,
da ſie ein ganzes Jahr das Bette hüten mußte,
bis auch ſie ſanft und ſelig entſchlief.
Albrecht Dürer hatte, da er in ſeinem ſechzehn-
ten Jahre die Werkſtatt ſeines Vaters mit der
Meiſters Michael Wolgemuts vertauſchte, ſich
ſchon große Geſchicklichkeit erworben in den damals
unter den Goldſchmieden üblichen künſtlichen Arbei-
ten, wie wir ſie noch jetzt an denen mit getriebnen
15 *
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/239>, abgerufen am 29.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.