die Abbildung der heiligen Katharina, das andere die der heiligen Barbara, beide fürstlich geschmückt, mit Juwelen, Gold, Perlen und hellfarbigen glän- zenden Gewändern. Nichts kann lieblicher seyn als diese beiden jugendlichen Köpfchen, besonders das der heiligen Barbara; ein zarter durchsichtiger, leicht geschlungner Schleier bildet ihren höchst ge- fälligen Kopfputz. Eigne Erfindung bei der Darstel- lung bedeutender Momente in seinen größern Kom- positionen war indessen nicht die glänzendste Seite dieses sonst so trefflichen Meisters. Oft bei der Zusammenstellung seiner Gruppen in Verlegenheit, half er sich mit seinen aus Jtalien gebrachten Studien, mit Erinnerungen aus den Werken seiner dortigen berühmtesten Kunstgenossen. Deshalb war er höchst unzufrieden als Hieronymus Cock eine Sammlung Kupferstiche nach Raphaels Werken her- ausgab, weil dadurch offenbar wurde, wie sehr er diese, besonders bei seiner Darstellung der sterben- den Maria, benutzt hatte.
Bei seinem großen Reichthum ward Michael Coxcis dennoch nicht lässig im Erwerb und ver-
die Abbildung der heiligen Katharina, das andere die der heiligen Barbara, beide fürſtlich geſchmückt, mit Juwelen, Gold, Perlen und hellfarbigen glän- zenden Gewändern. Nichts kann lieblicher ſeyn als dieſe beiden jugendlichen Köpfchen, beſonders das der heiligen Barbara; ein zarter durchſichtiger, leicht geſchlungner Schleier bildet ihren höchſt ge- fälligen Kopfputz. Eigne Erfindung bei der Darſtel- lung bedeutender Momente in ſeinen größern Kom- poſitionen war indeſſen nicht die glänzendſte Seite dieſes ſonſt ſo trefflichen Meiſters. Oft bei der Zuſammenſtellung ſeiner Gruppen in Verlegenheit, half er ſich mit ſeinen aus Jtalien gebrachten Studien, mit Erinnerungen aus den Werken ſeiner dortigen berühmteſten Kunſtgenoſſen. Deshalb war er höchſt unzufrieden als Hieronymus Cock eine Sammlung Kupferſtiche nach Raphaels Werken her- ausgab, weil dadurch offenbar wurde, wie ſehr er dieſe, beſonders bei ſeiner Darſtellung der ſterben- den Maria, benutzt hatte.
Bei ſeinem großen Reichthum ward Michael Coxcis dennoch nicht läſſig im Erwerb und ver-
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0230"n="218"/><lb/>
die Abbildung der heiligen Katharina, das andere<lb/>
die der heiligen Barbara, beide fürſtlich geſchmückt,<lb/>
mit Juwelen, Gold, Perlen und hellfarbigen glän-<lb/>
zenden Gewändern. Nichts kann lieblicher ſeyn<lb/>
als dieſe beiden jugendlichen Köpfchen, beſonders<lb/>
das der heiligen Barbara; ein zarter durchſichtiger,<lb/>
leicht geſchlungner Schleier bildet ihren höchſt ge-<lb/>
fälligen Kopfputz. Eigne Erfindung bei der Darſtel-<lb/>
lung bedeutender Momente in ſeinen größern Kom-<lb/>
poſitionen war indeſſen nicht die glänzendſte Seite<lb/>
dieſes ſonſt ſo trefflichen Meiſters. Oft bei der<lb/>
Zuſammenſtellung ſeiner Gruppen in Verlegenheit,<lb/>
half er ſich mit ſeinen aus Jtalien gebrachten<lb/>
Studien, mit Erinnerungen aus den Werken ſeiner<lb/>
dortigen berühmteſten Kunſtgenoſſen. Deshalb war<lb/>
er höchſt unzufrieden als Hieronymus Cock eine<lb/>
Sammlung Kupferſtiche nach Raphaels Werken her-<lb/>
ausgab, weil dadurch offenbar wurde, wie ſehr er<lb/>
dieſe, beſonders bei ſeiner Darſtellung der ſterben-<lb/>
den Maria, benutzt hatte.</p><lb/><p>Bei ſeinem großen Reichthum ward Michael<lb/>
Coxcis dennoch nicht läſſig im Erwerb und ver-<lb/></p></div></body></text></TEI>
[218/0230]
die Abbildung der heiligen Katharina, das andere
die der heiligen Barbara, beide fürſtlich geſchmückt,
mit Juwelen, Gold, Perlen und hellfarbigen glän-
zenden Gewändern. Nichts kann lieblicher ſeyn
als dieſe beiden jugendlichen Köpfchen, beſonders
das der heiligen Barbara; ein zarter durchſichtiger,
leicht geſchlungner Schleier bildet ihren höchſt ge-
fälligen Kopfputz. Eigne Erfindung bei der Darſtel-
lung bedeutender Momente in ſeinen größern Kom-
poſitionen war indeſſen nicht die glänzendſte Seite
dieſes ſonſt ſo trefflichen Meiſters. Oft bei der
Zuſammenſtellung ſeiner Gruppen in Verlegenheit,
half er ſich mit ſeinen aus Jtalien gebrachten
Studien, mit Erinnerungen aus den Werken ſeiner
dortigen berühmteſten Kunſtgenoſſen. Deshalb war
er höchſt unzufrieden als Hieronymus Cock eine
Sammlung Kupferſtiche nach Raphaels Werken her-
ausgab, weil dadurch offenbar wurde, wie ſehr er
dieſe, beſonders bei ſeiner Darſtellung der ſterben-
den Maria, benutzt hatte.
Bei ſeinem großen Reichthum ward Michael
Coxcis dennoch nicht läſſig im Erwerb und ver-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/230>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.