Diesem Meister ward, wie in Johann van Eycks Leben früher erwähnt ist, die Ehre, das berühmte Altarbild in Gent für König Philipp von Spanien zu kopiren. Jm Jahr 1497 zu Mecheln geboren, zeigte er schon in früher Jugend die aus- gesprochensten Anlagen für seine Kunst, welche er als Schüler Bernhards von Oelay durch den rühm- lichsten Fleiß auszubilden strebte. Mit unermüde- tem Eifer wendete er alle seine Zeit auf die Befol- gung der Lehren seines Meisters, kannte kein andres Vergnügen als das Gelingen seines Strebens, und verlebte so seine Jugend in Mäßigkeit und Arbeit, ohne sich von seines Gleichen zu der Verderbtheit der Sitten hinreissen zu lassen, die in den Nieder- landen gerade in seinen Jugendtagen nur zu all- gemein herrschend wurde.
Nach vollendeten Lehrjahren zog er, wie früher auch sein Lehrer gethan hatte, nach Rom, wo er geraume Zeit verweilte, und unermüdet der Kunst lebte. Er zeichnete und malte viel nach
Michael Coxcis.
Dieſem Meiſter ward, wie in Johann van Eycks Leben früher erwähnt iſt, die Ehre, das berühmte Altarbild in Gent für König Philipp von Spanien zu kopiren. Jm Jahr 1497 zu Mecheln geboren, zeigte er ſchon in früher Jugend die aus- geſprochenſten Anlagen für ſeine Kunſt, welche er als Schüler Bernhards von Oelay durch den rühm- lichſten Fleiß auszubilden ſtrebte. Mit unermüde- tem Eifer wendete er alle ſeine Zeit auf die Befol- gung der Lehren ſeines Meiſters, kannte kein andres Vergnügen als das Gelingen ſeines Strebens, und verlebte ſo ſeine Jugend in Mäßigkeit und Arbeit, ohne ſich von ſeines Gleichen zu der Verderbtheit der Sitten hinreiſſen zu laſſen, die in den Nieder- landen gerade in ſeinen Jugendtagen nur zu all- gemein herrſchend wurde.
Nach vollendeten Lehrjahren zog er, wie früher auch ſein Lehrer gethan hatte, nach Rom, wo er geraume Zeit verweilte, und unermüdet der Kunſt lebte. Er zeichnete und malte viel nach
<TEI><text><body><pbfacs="#f0225"n="213"/><lb/><divn="1"><head><hirendition="#g">Michael Coxcis</hi>.</head><lb/><p>Dieſem Meiſter ward, wie in Johann van<lb/>
Eycks Leben früher erwähnt iſt, die Ehre, das<lb/>
berühmte Altarbild in Gent für König Philipp von<lb/>
Spanien zu kopiren. Jm Jahr 1497 zu Mecheln<lb/>
geboren, zeigte er ſchon in früher Jugend die aus-<lb/>
geſprochenſten Anlagen für ſeine Kunſt, welche er<lb/>
als Schüler Bernhards von Oelay durch den rühm-<lb/>
lichſten Fleiß auszubilden ſtrebte. Mit unermüde-<lb/>
tem Eifer wendete er alle ſeine Zeit auf die Befol-<lb/>
gung der Lehren ſeines Meiſters, kannte kein andres<lb/>
Vergnügen als das Gelingen ſeines Strebens, und<lb/>
verlebte ſo ſeine Jugend in Mäßigkeit und Arbeit,<lb/>
ohne ſich von ſeines Gleichen zu der Verderbtheit<lb/>
der Sitten hinreiſſen zu laſſen, die in den Nieder-<lb/>
landen gerade in ſeinen Jugendtagen nur zu all-<lb/>
gemein herrſchend wurde.</p><lb/><p>Nach vollendeten Lehrjahren zog er, wie früher<lb/>
auch ſein Lehrer gethan hatte, nach Rom, wo er<lb/>
geraume Zeit verweilte, und unermüdet der<lb/>
Kunſt lebte. Er zeichnete und malte viel nach<lb/></p></div></body></text></TEI>
[213/0225]
Michael Coxcis.
Dieſem Meiſter ward, wie in Johann van
Eycks Leben früher erwähnt iſt, die Ehre, das
berühmte Altarbild in Gent für König Philipp von
Spanien zu kopiren. Jm Jahr 1497 zu Mecheln
geboren, zeigte er ſchon in früher Jugend die aus-
geſprochenſten Anlagen für ſeine Kunſt, welche er
als Schüler Bernhards von Oelay durch den rühm-
lichſten Fleiß auszubilden ſtrebte. Mit unermüde-
tem Eifer wendete er alle ſeine Zeit auf die Befol-
gung der Lehren ſeines Meiſters, kannte kein andres
Vergnügen als das Gelingen ſeines Strebens, und
verlebte ſo ſeine Jugend in Mäßigkeit und Arbeit,
ohne ſich von ſeines Gleichen zu der Verderbtheit
der Sitten hinreiſſen zu laſſen, die in den Nieder-
landen gerade in ſeinen Jugendtagen nur zu all-
gemein herrſchend wurde.
Nach vollendeten Lehrjahren zog er, wie früher
auch ſein Lehrer gethan hatte, nach Rom, wo er
geraume Zeit verweilte, und unermüdet der
Kunſt lebte. Er zeichnete und malte viel nach
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 213. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/225>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.