den, wodurch seine Farben an Glanz und Durch- sichtigkeit unendlich gewannen, besonders in den Luftparthieen, in welchen der goldne Grund sichtbar hervorschimmerte; wahrscheinlich um, wie auf dem Danziger Gemälde, die überirdische Atmosphäre des geöffneten Himmels anzudeuten. Descamp gibt dieses Gemälde für eine große gemalte Fensterscheibe aus, weil er wahrscheinlich mit gewohnter Flüchtig- keit sich nicht die Mühe nahm, Karl von Manders Beschreibung desselben recht zu verstehen, und Fuesli ließ sich dadurch verleiten, es in seinem Künst- ler-Lexikon ebenfalls als solche anzuführen. Dieses zu widerlegen bedarf es kaum mehr als der Be- merkung daß eine stark mit Gold belegte Fenster- scheibe unmöglich durchsichtig bleiben kann, was doch ein Haupterforderniß der alten Glasmalerei war. Übrigens war Bernhard von Oelay, wie schon früher erwähnt ward, auch in dieser, seinem Zeit- alter eigenthümlichen Kunst ein großer Meister, und viele Kirchen in Brüssel prangten mit solchen schim- mernden Werken von seiner Hand.
Für die der Malerzunft eigene Kapelle zu
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den, wodurch ſeine Farben an Glanz und Durch- ſichtigkeit unendlich gewannen, beſonders in den Luftparthieen, in welchen der goldne Grund ſichtbar hervorſchimmerte; wahrſcheinlich um, wie auf dem Danziger Gemälde, die überirdiſche Atmoſphäre des geöffneten Himmels anzudeuten. Descamp gibt dieſes Gemälde für eine große gemalte Fenſterſcheibe aus, weil er wahrſcheinlich mit gewohnter Flüchtig- keit ſich nicht die Mühe nahm, Karl von Manders Beſchreibung deſſelben recht zu verſtehen, und Fuesli ließ ſich dadurch verleiten, es in ſeinem Künſt- ler-Lexikon ebenfalls als ſolche anzuführen. Dieſes zu widerlegen bedarf es kaum mehr als der Be- merkung daß eine ſtark mit Gold belegte Fenſter- ſcheibe unmöglich durchſichtig bleiben kann, was doch ein Haupterforderniß der alten Glasmalerei war. Übrigens war Bernhard von Oelay, wie ſchon früher erwähnt ward, auch in dieſer, ſeinem Zeit- alter eigenthümlichen Kunſt ein großer Meiſter, und viele Kirchen in Brüſſel prangten mit ſolchen ſchim- mernden Werken von ſeiner Hand.
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[209/0221]
den, wodurch ſeine Farben an Glanz und Durch-
ſichtigkeit unendlich gewannen, beſonders in den
Luftparthieen, in welchen der goldne Grund ſichtbar
hervorſchimmerte; wahrſcheinlich um, wie auf dem
Danziger Gemälde, die überirdiſche Atmoſphäre des
geöffneten Himmels anzudeuten. Descamp gibt
dieſes Gemälde für eine große gemalte Fenſterſcheibe
aus, weil er wahrſcheinlich mit gewohnter Flüchtig-
keit ſich nicht die Mühe nahm, Karl von Manders
Beſchreibung deſſelben recht zu verſtehen, und
Fuesli ließ ſich dadurch verleiten, es in ſeinem Künſt-
ler-Lexikon ebenfalls als ſolche anzuführen. Dieſes
zu widerlegen bedarf es kaum mehr als der Be-
merkung daß eine ſtark mit Gold belegte Fenſter-
ſcheibe unmöglich durchſichtig bleiben kann, was doch
ein Haupterforderniß der alten Glasmalerei war.
Übrigens war Bernhard von Oelay, wie ſchon
früher erwähnt ward, auch in dieſer, ſeinem Zeit-
alter eigenthümlichen Kunſt ein großer Meiſter, und
viele Kirchen in Brüſſel prangten mit ſolchen ſchim-
mernden Werken von ſeiner Hand.
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 209. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/221>, abgerufen am 25.11.2024.
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