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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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des Hammers gehärteten Hände, sein von Kohlen-
staub geschwärtztes Gesicht, das in niederländischer
Reinlichkeit erzogne Mädchen zurückgeschreckt hätten,
dem es obendrein an Freiern und Verehrern nicht
mangelte. Der arme Quyntin wußte seiner Noth
vollends kein Ende, als ein artiger geputzter Gesell,
ein Maler seines Handwerks, sich ernstlich um das
Mädchen bewarb. Er war der Verzweiflung nahe,
als eine Äußerung der Jungfrau, die er durch die
dritte Hand vernahm, ihn plözlich wieder ermu-
thigte: "Wäre doch jener der Hufschmied, und
Quyntin der Maler," hatte sie gesagt, und dieß
war ihm genug. Er ließ den Ambos stehen, warf
den Hammer weg, und sich ganz der Kunst in die
Arme, zu der schon längst sein innerer Genius ihn
gezogen hatte.

Mit dem Eifer der Jugend, von heißer Liebe
getrieben, durch schnelles seltnes Gelingen begeistert,
arbeitete er nun Tag und Nacht, und, wie behaup-
tet wird, ohne die Leitung eines Meisters zu Hülfe
zu nehmen; was ihm wahrscheinlich weder seine
Armuth noch der Wunsch, die Geliebte seines


des Hammers gehärteten Hände, ſein von Kohlen-
ſtaub geſchwärtztes Geſicht, das in niederländiſcher
Reinlichkeit erzogne Mädchen zurückgeſchreckt hätten,
dem es obendrein an Freiern und Verehrern nicht
mangelte. Der arme Quyntin wußte ſeiner Noth
vollends kein Ende, als ein artiger geputzter Geſell,
ein Maler ſeines Handwerks, ſich ernſtlich um das
Mädchen bewarb. Er war der Verzweiflung nahe,
als eine Äußerung der Jungfrau, die er durch die
dritte Hand vernahm, ihn plözlich wieder ermu-
thigte: „Wäre doch jener der Hufſchmied, und
Quyntin der Maler,“ hatte ſie geſagt, und dieß
war ihm genug. Er ließ den Ambos ſtehen, warf
den Hammer weg, und ſich ganz der Kunſt in die
Arme, zu der ſchon längſt ſein innerer Genius ihn
gezogen hatte.

Mit dem Eifer der Jugend, von heißer Liebe
getrieben, durch ſchnelles ſeltnes Gelingen begeiſtert,
arbeitete er nun Tag und Nacht, und, wie behaup-
tet wird, ohne die Leitung eines Meiſters zu Hülfe
zu nehmen; was ihm wahrſcheinlich weder ſeine
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[199/0211] des Hammers gehärteten Hände, ſein von Kohlen- ſtaub geſchwärtztes Geſicht, das in niederländiſcher Reinlichkeit erzogne Mädchen zurückgeſchreckt hätten, dem es obendrein an Freiern und Verehrern nicht mangelte. Der arme Quyntin wußte ſeiner Noth vollends kein Ende, als ein artiger geputzter Geſell, ein Maler ſeines Handwerks, ſich ernſtlich um das Mädchen bewarb. Er war der Verzweiflung nahe, als eine Äußerung der Jungfrau, die er durch die dritte Hand vernahm, ihn plözlich wieder ermu- thigte: „Wäre doch jener der Hufſchmied, und Quyntin der Maler,“ hatte ſie geſagt, und dieß war ihm genug. Er ließ den Ambos ſtehen, warf den Hammer weg, und ſich ganz der Kunſt in die Arme, zu der ſchon längſt ſein innerer Genius ihn gezogen hatte. Mit dem Eifer der Jugend, von heißer Liebe getrieben, durch ſchnelles ſeltnes Gelingen begeiſtert, arbeitete er nun Tag und Nacht, und, wie behaup- tet wird, ohne die Leitung eines Meiſters zu Hülfe zu nehmen; was ihm wahrſcheinlich weder ſeine Armuth noch der Wunſch, die Geliebte ſeines

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/211>, abgerufen am 26.11.2024.