zu Kräften gelangte. Doch während dem waren auch die fröhlichen Faschingstage vorübergezogen, man bedurfte der Bildchen vor der Hand nicht weiter, und Quyntin mußte sich wieder, wenn gleich mit schwerem Herzen, dem Ambose zuwenden, und der weit liebern Beschäftigung entsagen, zu der bittre Noth ihn geführt hatte.
Er lebte und hämmerte nun wieder eine Weile so fort, im dumpfbeklemmenden sehnsüchtigen Ge- fühl, das so oft den Frühling talentreicher Jüng- linge umdüstert, die ohne Mittel und Wege dazu zu entdecken, dennoch den Trieb zum Höheren dringend in sich empfinden. Doch endlich ging ein heller Stern seinem Leben auf, der ihm wirklich der rechten Bahn zuleuchtete.
Dieser Stern stralte in dem Auge eines sehr schönen Mädchens, und dem armen Schmiedejungen gerade ins Herz. Das hübsche Kind war nicht von so hohem Stande, daß Quyntin sich ihr nicht hätte nahen dürfen, es schien ihm auch sogar, als ob er nicht ungern würde gesehen werden, wenn nur nicht seine schmutzige Arbeitsjacke, seine vom Führen
zu Kräften gelangte. Doch während dem waren auch die fröhlichen Faſchingstage vorübergezogen, man bedurfte der Bildchen vor der Hand nicht weiter, und Quyntin mußte ſich wieder, wenn gleich mit ſchwerem Herzen, dem Amboſe zuwenden, und der weit liebern Beſchäftigung entſagen, zu der bittre Noth ihn geführt hatte.
Er lebte und hämmerte nun wieder eine Weile ſo fort, im dumpfbeklemmenden ſehnſüchtigen Ge- fühl, das ſo oft den Frühling talentreicher Jüng- linge umdüſtert, die ohne Mittel und Wege dazu zu entdecken, dennoch den Trieb zum Höheren dringend in ſich empfinden. Doch endlich ging ein heller Stern ſeinem Leben auf, der ihm wirklich der rechten Bahn zuleuchtete.
Dieſer Stern ſtralte in dem Auge eines ſehr ſchönen Mädchens, und dem armen Schmiedejungen gerade ins Herz. Das hübſche Kind war nicht von ſo hohem Stande, daß Quyntin ſich ihr nicht hätte nahen dürfen, es ſchien ihm auch ſogar, als ob er nicht ungern würde geſehen werden, wenn nur nicht ſeine ſchmutzige Arbeitsjacke, ſeine vom Führen
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0210"n="198"/><lb/>
zu Kräften gelangte. Doch während dem waren<lb/>
auch die fröhlichen Faſchingstage vorübergezogen,<lb/>
man bedurfte der Bildchen vor der Hand nicht<lb/>
weiter, und Quyntin mußte ſich wieder, wenn<lb/>
gleich mit ſchwerem Herzen, dem Amboſe zuwenden,<lb/>
und der weit liebern Beſchäftigung entſagen, zu<lb/>
der bittre Noth ihn geführt hatte.</p><lb/><p>Er lebte und hämmerte nun wieder eine Weile<lb/>ſo fort, im dumpfbeklemmenden ſehnſüchtigen Ge-<lb/>
fühl, das ſo oft den Frühling talentreicher Jüng-<lb/>
linge umdüſtert, die ohne Mittel und Wege dazu<lb/>
zu entdecken, dennoch den Trieb zum Höheren<lb/>
dringend in ſich empfinden. Doch endlich ging ein<lb/>
heller Stern ſeinem Leben auf, der ihm wirklich<lb/>
der rechten Bahn zuleuchtete.</p><lb/><p>Dieſer Stern ſtralte in dem Auge eines ſehr<lb/>ſchönen Mädchens, und dem armen Schmiedejungen<lb/>
gerade ins Herz. Das hübſche Kind war nicht von<lb/>ſo hohem Stande, daß Quyntin ſich ihr nicht hätte<lb/>
nahen dürfen, es ſchien ihm auch ſogar, als ob er<lb/>
nicht ungern würde geſehen werden, wenn nur<lb/>
nicht ſeine ſchmutzige Arbeitsjacke, ſeine vom Führen<lb/></p></div></body></text></TEI>
[198/0210]
zu Kräften gelangte. Doch während dem waren
auch die fröhlichen Faſchingstage vorübergezogen,
man bedurfte der Bildchen vor der Hand nicht
weiter, und Quyntin mußte ſich wieder, wenn
gleich mit ſchwerem Herzen, dem Amboſe zuwenden,
und der weit liebern Beſchäftigung entſagen, zu
der bittre Noth ihn geführt hatte.
Er lebte und hämmerte nun wieder eine Weile
ſo fort, im dumpfbeklemmenden ſehnſüchtigen Ge-
fühl, das ſo oft den Frühling talentreicher Jüng-
linge umdüſtert, die ohne Mittel und Wege dazu
zu entdecken, dennoch den Trieb zum Höheren
dringend in ſich empfinden. Doch endlich ging ein
heller Stern ſeinem Leben auf, der ihm wirklich
der rechten Bahn zuleuchtete.
Dieſer Stern ſtralte in dem Auge eines ſehr
ſchönen Mädchens, und dem armen Schmiedejungen
gerade ins Herz. Das hübſche Kind war nicht von
ſo hohem Stande, daß Quyntin ſich ihr nicht hätte
nahen dürfen, es ſchien ihm auch ſogar, als ob er
nicht ungern würde geſehen werden, wenn nur
nicht ſeine ſchmutzige Arbeitsjacke, ſeine vom Führen
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/210>, abgerufen am 26.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.