Mittelbild zeigt uns ebenfalls die drei Könige zu den Füßen des göttlichen Kindes. Die Mutter sitzt in der Vorhalle eines verfallnen edlen Gebäudes, von Tauben umflattert, von Blumen und duftigen Kräutern in südlicher Fülle umblüht; vor ihr die würdigen bärtigen Gestalten der in Demuth anbeten- den Weisen des Morgenlandes. Doch so sehr dieses schöne Gemälde, allein gesehen, Jeden entzücken müßte, so wird dessen Zauber dennoch von der höheren unaussprechlichen Schönheit der beiden zu demselben gehörenden Flügelbilder übertroffen.
Johannes der Täufer, eine sehr edle, leicht mit Fellen bekleidete Gestalt, steht auf dem ersten derselben, das weiche schneeweiße Lamm im Arm, ernst vorwärts blickend, am Rande eines hell und klar durch üppig wachsende Blumen und Kräuter hinrieselnden Felsbaches. Man hört das Plätschern der kleinen kristallhellen Wellen, man sieht auf dem sandigen Grund die Fischchen zwischen bunten Kieseln spielen. Eine schöne Lilie sproßt neben dem Heili- gen aus dem Grase auf, und überhaupt trägt jede Pflanze, jede Blume des Vorgrundes den eigen-
Mittelbild zeigt uns ebenfalls die drei Könige zu den Füßen des göttlichen Kindes. Die Mutter ſitzt in der Vorhalle eines verfallnen edlen Gebäudes, von Tauben umflattert, von Blumen und duftigen Kräutern in ſüdlicher Fülle umblüht; vor ihr die würdigen bärtigen Geſtalten der in Demuth anbeten- den Weiſen des Morgenlandes. Doch ſo ſehr dieſes ſchöne Gemälde, allein geſehen, Jeden entzücken müßte, ſo wird deſſen Zauber dennoch von der höheren unausſprechlichen Schönheit der beiden zu demſelben gehörenden Flügelbilder übertroffen.
Johannes der Täufer, eine ſehr edle, leicht mit Fellen bekleidete Geſtalt, ſteht auf dem erſten derſelben, das weiche ſchneeweiße Lamm im Arm, ernſt vorwärts blickend, am Rande eines hell und klar durch üppig wachſende Blumen und Kräuter hinrieſelnden Felsbaches. Man hört das Plätſchern der kleinen kriſtallhellen Wellen, man ſieht auf dem ſandigen Grund die Fiſchchen zwiſchen bunten Kieſeln ſpielen. Eine ſchöne Lilie ſproßt neben dem Heili- gen aus dem Graſe auf, und überhaupt trägt jede Pflanze, jede Blume des Vorgrundes den eigen-
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Mittelbild zeigt uns ebenfalls die drei Könige zu
den Füßen des göttlichen Kindes. Die Mutter ſitzt
in der Vorhalle eines verfallnen edlen Gebäudes,
von Tauben umflattert, von Blumen und duftigen
Kräutern in ſüdlicher Fülle umblüht; vor ihr die
würdigen bärtigen Geſtalten der in Demuth anbeten-
den Weiſen des Morgenlandes. Doch ſo ſehr dieſes
ſchöne Gemälde, allein geſehen, Jeden entzücken
müßte, ſo wird deſſen Zauber dennoch von der
höheren unausſprechlichen Schönheit der beiden zu
demſelben gehörenden Flügelbilder übertroffen.
Johannes der Täufer, eine ſehr edle, leicht
mit Fellen bekleidete Geſtalt, ſteht auf dem erſten
derſelben, das weiche ſchneeweiße Lamm im Arm,
ernſt vorwärts blickend, am Rande eines hell und
klar durch üppig wachſende Blumen und Kräuter
hinrieſelnden Felsbaches. Man hört das Plätſchern
der kleinen kriſtallhellen Wellen, man ſieht auf dem
ſandigen Grund die Fiſchchen zwiſchen bunten Kieſeln
ſpielen. Eine ſchöne Lilie ſproßt neben dem Heili-
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/195>, abgerufen am 24.11.2024.
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