Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.
Herr von Liewersberg in Köln besitzt in seiner
Herr von Liewersberg in Köln beſitzt in ſeiner <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0180" n="168"/><lb/> Schultern weg, und ein die Aufwartung bei der<lb/> Tafel beſorgender Knabe tritt zur halb geöffneten<lb/> Thüre hinein, durch welche man hinaus ins Freie<lb/> blickt.</p><lb/> <p>Herr von Liewersberg in Köln beſitzt in ſeiner<lb/> Sammlung acht alte auf Goldgrund gemalte Dar-<lb/> ſtellungen der Leidensgeſchichte Chriſti, aus der<lb/> niederrheiniſchen an Wilhelm von Köln ſich anſchlie-<lb/> ßenden Zeit, in welcher der ſtarre ſteinerne Styl<lb/> der byzantiniſchen Schule vor dem warmen Hauch<lb/> ächten Lebens ſich aufzulöſen begann. Aus einigen<lb/> dieſer Tafeln geht nun Hemlings frühere Bildung<lb/> nach den Muſtern dieſer Schule auf das deut-<lb/> lichſte hervor. Vor allen aus einem, welches die<lb/> Gefangennehmung Chriſti darſtellt. Judas ſteht<lb/> etwas hinter ſeinem Herrn, als wolle er ſelbſt im<lb/> Momente, da er den verrätheriſchen Kuß ihm gibt,<lb/> ſich noch vor deſſen Augen verbergen. Ein Gerichts-<lb/> diener ergreift den Heiland bei der Bruſt, ein andrer<lb/> faßt ſein Gewand um ihn fortzuziehen, während<lb/> Petrus über Malchus das Schwert ſchwingt. Alles<lb/> dieſes geht im Vorgrunde ziemlich auf einer Linie<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [168/0180]
Schultern weg, und ein die Aufwartung bei der
Tafel beſorgender Knabe tritt zur halb geöffneten
Thüre hinein, durch welche man hinaus ins Freie
blickt.
Herr von Liewersberg in Köln beſitzt in ſeiner
Sammlung acht alte auf Goldgrund gemalte Dar-
ſtellungen der Leidensgeſchichte Chriſti, aus der
niederrheiniſchen an Wilhelm von Köln ſich anſchlie-
ßenden Zeit, in welcher der ſtarre ſteinerne Styl
der byzantiniſchen Schule vor dem warmen Hauch
ächten Lebens ſich aufzulöſen begann. Aus einigen
dieſer Tafeln geht nun Hemlings frühere Bildung
nach den Muſtern dieſer Schule auf das deut-
lichſte hervor. Vor allen aus einem, welches die
Gefangennehmung Chriſti darſtellt. Judas ſteht
etwas hinter ſeinem Herrn, als wolle er ſelbſt im
Momente, da er den verrätheriſchen Kuß ihm gibt,
ſich noch vor deſſen Augen verbergen. Ein Gerichts-
diener ergreift den Heiland bei der Bruſt, ein andrer
faßt ſein Gewand um ihn fortzuziehen, während
Petrus über Malchus das Schwert ſchwingt. Alles
dieſes geht im Vorgrunde ziemlich auf einer Linie
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Zitationshilfe: | Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/180>, abgerufen am 29.07.2024. |