Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

Bild:
<< vorherige Seite


kirchenförmigen Reliquienkastens angebracht, auf
jeder Seite drei; zwei ähnliche an beiden Giebel-
enden desselben, und den oben dachförmig schräg
zusammenlaufenden Deckel schmücken sechs Medail-
lons, auf jeder Seite ein größeres zwischen zwei
kleinen. Das erste der Gemälde in der Geschichts-
folge, eines von denen an der langen Seite des
Kastens, zeigt uns Köln an den Ufern des Rheines,
mit seinem Dom und seinen vielen Thürmen; ein
Theil des schon ausgeschifften Gefolges nebst vielen
edlen Frauen und Bürgern erwarten am Ufer die
Königstochter, welche eben herrlich geschmückt den
Kahn verlassen will. Eine ihrer Jungfrauen trägt
ihr ein Schmuckkästchen vor, zwei andre halten die
im Nachen sich ausbreitende Schleppe ihres Herme-
lin-Mantels. Alles ist Leben und frische jugendliche
Heiterkeit.

Eines der beiden Giebelbilder schließt sich hier
der Legende an. Es zeigt uns die Prinzessin in
ihrem stillen Zimmer zu Köln bei nächtlicher Weile.
Neben ihr knieet eine ihrer Jungfrauen, das Gesicht

11


kirchenförmigen Reliquienkaſtens angebracht, auf
jeder Seite drei; zwei ähnliche an beiden Giebel-
enden deſſelben, und den oben dachförmig ſchräg
zuſammenlaufenden Deckel ſchmücken ſechs Medail-
lons, auf jeder Seite ein größeres zwiſchen zwei
kleinen. Das erſte der Gemälde in der Geſchichts-
folge, eines von denen an der langen Seite des
Kaſtens, zeigt uns Köln an den Ufern des Rheines,
mit ſeinem Dom und ſeinen vielen Thürmen; ein
Theil des ſchon ausgeſchifften Gefolges nebſt vielen
edlen Frauen und Bürgern erwarten am Ufer die
Königstochter, welche eben herrlich geſchmückt den
Kahn verlaſſen will. Eine ihrer Jungfrauen trägt
ihr ein Schmuckkäſtchen vor, zwei andre halten die
im Nachen ſich ausbreitende Schleppe ihres Herme-
lin-Mantels. Alles iſt Leben und friſche jugendliche
Heiterkeit.

Eines der beiden Giebelbilder ſchließt ſich hier
der Legende an. Es zeigt uns die Prinzeſſin in
ihrem ſtillen Zimmer zu Köln bei nächtlicher Weile.
Neben ihr knieet eine ihrer Jungfrauen, das Geſicht

11
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0173" n="161"/><lb/>
kirchenförmigen Reliquienka&#x017F;tens angebracht, auf<lb/>
jeder Seite drei; zwei ähnliche an beiden Giebel-<lb/>
enden de&#x017F;&#x017F;elben, und den oben dachförmig &#x017F;chräg<lb/>
zu&#x017F;ammenlaufenden Deckel &#x017F;chmücken &#x017F;echs Medail-<lb/>
lons, auf jeder Seite ein größeres zwi&#x017F;chen zwei<lb/>
kleinen. Das er&#x017F;te der Gemälde in der Ge&#x017F;chichts-<lb/>
folge, eines von denen an der langen Seite des<lb/>
Ka&#x017F;tens, zeigt uns Köln an den Ufern des Rheines,<lb/>
mit &#x017F;einem Dom und &#x017F;einen vielen Thürmen; ein<lb/>
Theil des &#x017F;chon ausge&#x017F;chifften Gefolges neb&#x017F;t vielen<lb/>
edlen Frauen und Bürgern erwarten am Ufer die<lb/>
Königstochter, welche eben herrlich ge&#x017F;chmückt den<lb/>
Kahn verla&#x017F;&#x017F;en will. Eine ihrer Jungfrauen trägt<lb/>
ihr ein Schmuckkä&#x017F;tchen vor, zwei andre halten die<lb/>
im Nachen &#x017F;ich ausbreitende Schleppe ihres Herme-<lb/>
lin-Mantels. Alles i&#x017F;t Leben und fri&#x017F;che jugendliche<lb/>
Heiterkeit.</p><lb/>
        <p>Eines der beiden Giebelbilder &#x017F;chließt &#x017F;ich hier<lb/>
der Legende an. Es zeigt uns die Prinze&#x017F;&#x017F;in in<lb/>
ihrem &#x017F;tillen Zimmer zu Köln bei nächtlicher Weile.<lb/>
Neben ihr knieet eine ihrer Jungfrauen, das Ge&#x017F;icht<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">11</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[161/0173] kirchenförmigen Reliquienkaſtens angebracht, auf jeder Seite drei; zwei ähnliche an beiden Giebel- enden deſſelben, und den oben dachförmig ſchräg zuſammenlaufenden Deckel ſchmücken ſechs Medail- lons, auf jeder Seite ein größeres zwiſchen zwei kleinen. Das erſte der Gemälde in der Geſchichts- folge, eines von denen an der langen Seite des Kaſtens, zeigt uns Köln an den Ufern des Rheines, mit ſeinem Dom und ſeinen vielen Thürmen; ein Theil des ſchon ausgeſchifften Gefolges nebſt vielen edlen Frauen und Bürgern erwarten am Ufer die Königstochter, welche eben herrlich geſchmückt den Kahn verlaſſen will. Eine ihrer Jungfrauen trägt ihr ein Schmuckkäſtchen vor, zwei andre halten die im Nachen ſich ausbreitende Schleppe ihres Herme- lin-Mantels. Alles iſt Leben und friſche jugendliche Heiterkeit. Eines der beiden Giebelbilder ſchließt ſich hier der Legende an. Es zeigt uns die Prinzeſſin in ihrem ſtillen Zimmer zu Köln bei nächtlicher Weile. Neben ihr knieet eine ihrer Jungfrauen, das Geſicht 11

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/173
Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/173>, abgerufen am 27.11.2024.