Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.
Seine Lehrerin in der Darstellung weiblicher
Seine Lehrerin in der Darſtellung weiblicher <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0123" n="111"/><lb/> erſten Meiſter ſeiner Zeit und ſeines Vater-<lb/> landes.</p><lb/> <p>Seine Lehrerin in der Darſtellung weiblicher<lb/> Geſtalten, in welcher nach dem Urtheil der damali-<lb/> gen Kunſtkenner es niemand ihm gleich that, war<lb/> die heiße innige Liebe zu Jakob Weytens, eines<lb/> Bürgers von Gent, ſchöner Tochter. Dieſem ge-<lb/> liebten Mädchen zu Ehren umſtralte alle ſeine<lb/> Frauenbilder eine nur ihm eigne unbeſchreibliche<lb/> Anmuth, neben der züchtigſten Beſcheidenheit in<lb/> Stellung und Ausdruck. Ein in Öl auf einer Wand<lb/> im Hauſe des Vaters ſeiner Geliebten gemaltes<lb/> Bild zeichnete in dieſer Hinſicht beſonders ſich aus.<lb/> Es ſtellte die kluge Abigail dar, wie ſie, begleitet<lb/> von ihrer weiblichen Hausgenoſſenſchaft, dem hoch-<lb/> erzürnten, auf einem ſtolzen Roſſe einher reitenden<lb/> König David mit ſanfter Überredung entgegen tritt<lb/> und durch weibliche Milde ſeinen ſtrengen Sinn be-<lb/> ſiegt. Auf dieſem Bilde prangte auch das nach dem<lb/> Leben gemalte ſehr ähnliche Porträt der ſchönen Ge-<lb/> liebten des Malers, und der Glückliche empfing<lb/> dafür mit ihrer Hand den lang erſehnten Lohn.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [111/0123]
erſten Meiſter ſeiner Zeit und ſeines Vater-
landes.
Seine Lehrerin in der Darſtellung weiblicher
Geſtalten, in welcher nach dem Urtheil der damali-
gen Kunſtkenner es niemand ihm gleich that, war
die heiße innige Liebe zu Jakob Weytens, eines
Bürgers von Gent, ſchöner Tochter. Dieſem ge-
liebten Mädchen zu Ehren umſtralte alle ſeine
Frauenbilder eine nur ihm eigne unbeſchreibliche
Anmuth, neben der züchtigſten Beſcheidenheit in
Stellung und Ausdruck. Ein in Öl auf einer Wand
im Hauſe des Vaters ſeiner Geliebten gemaltes
Bild zeichnete in dieſer Hinſicht beſonders ſich aus.
Es ſtellte die kluge Abigail dar, wie ſie, begleitet
von ihrer weiblichen Hausgenoſſenſchaft, dem hoch-
erzürnten, auf einem ſtolzen Roſſe einher reitenden
König David mit ſanfter Überredung entgegen tritt
und durch weibliche Milde ſeinen ſtrengen Sinn be-
ſiegt. Auf dieſem Bilde prangte auch das nach dem
Leben gemalte ſehr ähnliche Porträt der ſchönen Ge-
liebten des Malers, und der Glückliche empfing
dafür mit ihrer Hand den lang erſehnten Lohn.
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