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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822.

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die Stufen erstiegen, und ziehen, dicht an einander
gedrängt, zur Himmelspforte ein, so daß man von
den mehrsten nur die tonsurirten Hinterköpfe erblickt,
voran prangt einer mit der Tiare, neben dieser
zeigt sich ein Kardinalshut. Vier sehr schöne
Engel, in reichen Meßgewändern, mit hohen präch-
tigen Schwingen, bekleiden die Eintretenden mit
geistlichen Gewändern, einem der letztern wird eben
die Bischoffs-Mütze aufgesetzt. Unten auf der
zweiten Stufe, recht väterlich freundlich und mild,
steht die würdige Gestalt des heiligen Petrus; er
hält den großen goldnen Schlüssel und reicht einem
Greise die Hand, welcher die erste Stufe betritt.
Mehrere Seelige nahen, Männer und Frauen,
und ein sehr reich bekleideter Engel, unsern dem
heiligen Petrus, steht, bei ihrem Empfange helfend,
diesem zur Seite und winkt den Erwählten die
Stufen vollends zu ersteigen.

Mit derselben Wahrheit, wie auf der linken
Tafel der Jammer der höchsten Verzweiflung, ist
auf dieser die Ruhe des Himmels, das freudige
und doch demüthige Erstaunen beim ersten Gefühl


die Stufen erſtiegen, und ziehen, dicht an einander
gedrängt, zur Himmelspforte ein, ſo daß man von
den mehrſten nur die tonſurirten Hinterköpfe erblickt,
voran prangt einer mit der Tiare, neben dieſer
zeigt ſich ein Kardinalshut. Vier ſehr ſchöne
Engel, in reichen Meßgewändern, mit hohen präch-
tigen Schwingen, bekleiden die Eintretenden mit
geiſtlichen Gewändern, einem der letztern wird eben
die Biſchoffs-Mütze aufgeſetzt. Unten auf der
zweiten Stufe, recht väterlich freundlich und mild,
ſteht die würdige Geſtalt des heiligen Petrus; er
hält den großen goldnen Schlüſſel und reicht einem
Greiſe die Hand, welcher die erſte Stufe betritt.
Mehrere Seelige nahen, Männer und Frauen,
und ein ſehr reich bekleideter Engel, unſern dem
heiligen Petrus, ſteht, bei ihrem Empfange helfend,
dieſem zur Seite und winkt den Erwählten die
Stufen vollends zu erſteigen.

Mit derſelben Wahrheit, wie auf der linken
Tafel der Jammer der höchſten Verzweiflung, iſt
auf dieſer die Ruhe des Himmels, das freudige
und doch demüthige Erſtaunen beim erſten Gefühl

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[93/0105] die Stufen erſtiegen, und ziehen, dicht an einander gedrängt, zur Himmelspforte ein, ſo daß man von den mehrſten nur die tonſurirten Hinterköpfe erblickt, voran prangt einer mit der Tiare, neben dieſer zeigt ſich ein Kardinalshut. Vier ſehr ſchöne Engel, in reichen Meßgewändern, mit hohen präch- tigen Schwingen, bekleiden die Eintretenden mit geiſtlichen Gewändern, einem der letztern wird eben die Biſchoffs-Mütze aufgeſetzt. Unten auf der zweiten Stufe, recht väterlich freundlich und mild, ſteht die würdige Geſtalt des heiligen Petrus; er hält den großen goldnen Schlüſſel und reicht einem Greiſe die Hand, welcher die erſte Stufe betritt. Mehrere Seelige nahen, Männer und Frauen, und ein ſehr reich bekleideter Engel, unſern dem heiligen Petrus, ſteht, bei ihrem Empfange helfend, dieſem zur Seite und winkt den Erwählten die Stufen vollends zu erſteigen. Mit derſelben Wahrheit, wie auf der linken Tafel der Jammer der höchſten Verzweiflung, iſt auf dieſer die Ruhe des Himmels, das freudige und doch demüthige Erſtaunen beim erſten Gefühl

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Zitationshilfe: Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/105>, abgerufen am 24.11.2024.