heben sich zierlich geschnitzte Baldachine, genau wie man es an den herrlichsten alten Kirchen sieht. Alles dies scheint mit solcher täuschenden Wahrheit in Stein gehauen, und ist von so vollendeter Aus- führung, daß man sogar das Geäder des Holzwerks an der offen stehenden Thüre, die Beschläge der- selben, ja sogar die einzelnen Nägel erblickt. Hinter der dieses Prachtgebäude krönenden Balustrade stehen singende, musizirende, jubilirende, Blumen hinabstreuende Engel, in reichen Meßgewändern; etwas tiefer, auf zweien die Pfeiler umgebenden Balkonen, auf jedem drei kleine wunderliebliche und schön beschwingte Engel, ebenfalls in Meßgewän- dern, welche von Gold und Juwelen strahlen; drei von ihnen singen aus einem Buche, drei andere spielen die Harfe, die Zither und die Geige. Wolken umgeben das Gebäude von beiden Seiten, es scheint sogar auf diesen zu ruhen, obgleich die letzte der kristall- ähnlichen Stufen, welche zu denselben führen, noch die Erde berührt, auf welcher zwischen Kieseln und Kräutern Diamanten und Rubinen umhergestreut liegen. Acht Geistliche haben schon
heben ſich zierlich geſchnitzte Baldachine, genau wie man es an den herrlichſten alten Kirchen ſieht. Alles dies ſcheint mit ſolcher täuſchenden Wahrheit in Stein gehauen, und iſt von ſo vollendeter Aus- führung, daß man ſogar das Geäder des Holzwerks an der offen ſtehenden Thüre, die Beſchläge der- ſelben, ja ſogar die einzelnen Nägel erblickt. Hinter der dieſes Prachtgebäude krönenden Baluſtrade ſtehen ſingende, muſizirende, jubilirende, Blumen hinabſtreuende Engel, in reichen Meßgewändern; etwas tiefer, auf zweien die Pfeiler umgebenden Balkonen, auf jedem drei kleine wunderliebliche und ſchön beſchwingte Engel, ebenfalls in Meßgewän- dern, welche von Gold und Juwelen ſtrahlen; drei von ihnen ſingen aus einem Buche, drei andere ſpielen die Harfe, die Zither und die Geige. Wolken umgeben das Gebäude von beiden Seiten, es ſcheint ſogar auf dieſen zu ruhen, obgleich die letzte der kriſtall- ähnlichen Stufen, welche zu denſelben führen, noch die Erde berührt, auf welcher zwiſchen Kieſeln und Kräutern Diamanten und Rubinen umhergeſtreut liegen. Acht Geiſtliche haben ſchon
<TEI><text><body><divn="1"><p><pbfacs="#f0104"n="92"/><lb/>
heben ſich zierlich geſchnitzte Baldachine, genau wie<lb/>
man es an den herrlichſten alten Kirchen ſieht. Alles<lb/>
dies ſcheint mit ſolcher täuſchenden Wahrheit in<lb/>
Stein gehauen, und iſt von ſo vollendeter Aus-<lb/>
führung, daß man ſogar das Geäder des Holzwerks<lb/>
an der offen ſtehenden Thüre, die Beſchläge der-<lb/>ſelben, ja ſogar die einzelnen Nägel erblickt. Hinter<lb/>
der dieſes Prachtgebäude krönenden Baluſtrade<lb/>ſtehen ſingende, muſizirende, jubilirende, Blumen<lb/>
hinabſtreuende Engel, in reichen Meßgewändern;<lb/>
etwas tiefer, auf zweien die Pfeiler umgebenden<lb/>
Balkonen, auf jedem drei kleine wunderliebliche und<lb/>ſchön beſchwingte Engel, ebenfalls in Meßgewän-<lb/>
dern, welche von Gold und Juwelen ſtrahlen; drei<lb/>
von ihnen ſingen aus einem Buche, drei andere<lb/>ſpielen die Harfe, die Zither und die Geige. Wolken<lb/>
umgeben das Gebäude von beiden Seiten, es<lb/>ſcheint ſogar auf dieſen zu ruhen, obgleich die letzte<lb/>
der kriſtall- ähnlichen Stufen, welche zu denſelben<lb/>
führen, noch die Erde berührt, auf welcher zwiſchen<lb/>
Kieſeln und Kräutern Diamanten und Rubinen<lb/>
umhergeſtreut liegen. Acht Geiſtliche haben ſchon<lb/></p></div></body></text></TEI>
[92/0104]
heben ſich zierlich geſchnitzte Baldachine, genau wie
man es an den herrlichſten alten Kirchen ſieht. Alles
dies ſcheint mit ſolcher täuſchenden Wahrheit in
Stein gehauen, und iſt von ſo vollendeter Aus-
führung, daß man ſogar das Geäder des Holzwerks
an der offen ſtehenden Thüre, die Beſchläge der-
ſelben, ja ſogar die einzelnen Nägel erblickt. Hinter
der dieſes Prachtgebäude krönenden Baluſtrade
ſtehen ſingende, muſizirende, jubilirende, Blumen
hinabſtreuende Engel, in reichen Meßgewändern;
etwas tiefer, auf zweien die Pfeiler umgebenden
Balkonen, auf jedem drei kleine wunderliebliche und
ſchön beſchwingte Engel, ebenfalls in Meßgewän-
dern, welche von Gold und Juwelen ſtrahlen; drei
von ihnen ſingen aus einem Buche, drei andere
ſpielen die Harfe, die Zither und die Geige. Wolken
umgeben das Gebäude von beiden Seiten, es
ſcheint ſogar auf dieſen zu ruhen, obgleich die letzte
der kriſtall- ähnlichen Stufen, welche zu denſelben
führen, noch die Erde berührt, auf welcher zwiſchen
Kieſeln und Kräutern Diamanten und Rubinen
umhergeſtreut liegen. Acht Geiſtliche haben ſchon
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/104>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.