posanter, höher, größer gedacht werden, als Michaels edle, glänzende, schlanke Gestalt, als der richtende Blick seines etwas vorgebeugten ernsten Gesichts. Dennoch ist gerade dies nicht mit voll- kommner Freiheit behandelt, die Farbe ist so dünn aufgetragen, daß bei genauer Betrachtung einige Veränderungen des mit Bleistift gezeichneten Kon- turs hindurch schimmern, als habe dem Maler ein noch höheres Bild vorgeschwebt. Auch bei einigen andern Köpfen entdeckt man schwache Spuren solcher ausgelöschten Konture. Die Gruppen der Erwachen- den und Erstandnen zu beiden Seiten des wägenden Engels sind zu mannichfaltig um sie alle zu beschrei- ben. Jn der Nähe und Ferne steigen die Todten aus ihren Gräbern, alle drücken das Vorgefühl ihres nahenden Schicksals aus, sey es Freude, sey es Entsetzen. Auf einem Grabstein steht die Zahl CCCLXVII, doch wie mir scheint von späterer Hand übermalt, so wie auch die Köpfe des Seeligen in der Waage und des mittelsten der drei Engel mit der Posaune sichtbar aufgemalt sind.
poſanter, höher, größer gedacht werden, als Michaels edle, glänzende, ſchlanke Geſtalt, als der richtende Blick ſeines etwas vorgebeugten ernſten Geſichts. Dennoch iſt gerade dies nicht mit voll- kommner Freiheit behandelt, die Farbe iſt ſo dünn aufgetragen, daß bei genauer Betrachtung einige Veränderungen des mit Bleiſtift gezeichneten Kon- turs hindurch ſchimmern, als habe dem Maler ein noch höheres Bild vorgeſchwebt. Auch bei einigen andern Köpfen entdeckt man ſchwache Spuren ſolcher ausgelöſchten Konture. Die Gruppen der Erwachen- den und Erſtandnen zu beiden Seiten des wägenden Engels ſind zu mannichfaltig um ſie alle zu beſchrei- ben. Jn der Nähe und Ferne ſteigen die Todten aus ihren Gräbern, alle drücken das Vorgefühl ihres nahenden Schickſals aus, ſey es Freude, ſey es Entſetzen. Auf einem Grabſtein ſteht die Zahl CCCLXVII, doch wie mir ſcheint von ſpäterer Hand übermalt, ſo wie auch die Köpfe des Seeligen in der Waage und des mittelſten der drei Engel mit der Poſaune ſichtbar aufgemalt ſind.
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poſanter, höher, größer gedacht werden, als
Michaels edle, glänzende, ſchlanke Geſtalt, als der
richtende Blick ſeines etwas vorgebeugten ernſten
Geſichts. Dennoch iſt gerade dies nicht mit voll-
kommner Freiheit behandelt, die Farbe iſt ſo dünn
aufgetragen, daß bei genauer Betrachtung einige
Veränderungen des mit Bleiſtift gezeichneten Kon-
turs hindurch ſchimmern, als habe dem Maler ein
noch höheres Bild vorgeſchwebt. Auch bei einigen
andern Köpfen entdeckt man ſchwache Spuren ſolcher
ausgelöſchten Konture. Die Gruppen der Erwachen-
den und Erſtandnen zu beiden Seiten des wägenden
Engels ſind zu mannichfaltig um ſie alle zu beſchrei-
ben. Jn der Nähe und Ferne ſteigen die Todten
aus ihren Gräbern, alle drücken das Vorgefühl
ihres nahenden Schickſals aus, ſey es Freude, ſey es
Entſetzen. Auf einem Grabſtein ſteht die Zahl
CCCLXVII, doch wie mir ſcheint von ſpäterer
Hand übermalt, ſo wie auch die Köpfe des Seeligen
in der Waage und des mittelſten der drei Engel
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Schopenhauer, Johanna: Johann van Eyck und seine Nachfolger. Bd. 1. Frankfurt (Main), 1822, S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schopenhauer_eyck01_1822/100>, abgerufen am 25.11.2024.
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