Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.Br -- Er jammert im Staube! die steigen- Nimm vorlieb, mein Leser! Ein andermal sollen sie Brand. Jäher Brand; warum nicht jähe Der Wollust jäher Brand verschwendt des Es wird auch gar schön a. St. Funken gebrauchet. Erst springen Funken; dann muß Zunder seyn; Sie kleidet Nackende vom Raub der fetten Sollen
Br — Er jammert im Staube! die ſteigen- Nimm vorlieb, mein Leſer! Ein andermal ſollen ſie Brand. Jaͤher Brand; warum nicht jaͤhe Der Wolluſt jaͤher Brand verſchwendt des Es wird auch gar ſchoͤn a. St. Funken gebrauchet. Erſt ſpringen Funken; dann muß Zunder ſeyn; Sie kleidet Nackende vom Raub der fetten Sollen
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0094" n="68"/> <fw place="top" type="header">Br</fw><lb/> <cit> <quote>— Er jammert im Staube! die <hi rendition="#fr">ſteigen-<lb/><hi rendition="#et">den Adern</hi><lb/> Bluten Todesangſt aus!</hi> Er, dem kein Jam-<lb/><hi rendition="#et">mer verdeckt iſt: <hi rendition="#fr">St. Klopſt. 178 S.</hi></hi></quote> <bibl/> </cit><lb/> <p>Nimm vorlieb, mein Leſer! Ein andermal ſollen ſie<lb/><hi rendition="#fr">Freude bluten;</hi> denn wir Dichter <hi rendition="#fr">ſteigen alle<lb/> Stufen der Qual und Freude hinab und her-<lb/> auf. e. d.</hi></p> </div><lb/> <div n="3"> <head>Brand.</head> <p><hi rendition="#fr">Jaͤher Brand;</hi> warum nicht <hi rendition="#fr">jaͤhe<lb/> Funken;</hi> ich dachte ſonſt, daß dieſes eher der<lb/><hi rendition="#fr">ſchleichende Brand</hi> der Wolluſt thaͤte; denn<lb/> von einem male faͤllt kein Baum.</p><lb/> <cit> <quote>Der Wolluſt <hi rendition="#fr">jaͤher Brand</hi> verſchwendt des<lb/><hi rendition="#et">Leibes Kraͤfte. <hi rendition="#fr">Haller 113 S.</hi></hi></quote> <bibl/> </cit><lb/> <p>Es wird auch gar ſchoͤn a. St. <hi rendition="#fr">Funken</hi> gebrauchet.<lb/> Sie fand den erſten <hi rendition="#fr">Brand</hi> im <hi rendition="#fr">Zweykampf<lb/><hi rendition="#et">Steins u. Eiſens. Haller 105 S.</hi></hi></p><lb/> <p>Erſt ſpringen Funken; dann muß Zunder ſeyn;<lb/> hierauf brennt Holz: alsdann ſind <hi rendition="#fr">Braͤnde</hi> zu ha-<lb/> ben. Allein, wer wird ſich ſo lange auf halten?<lb/> Die Dichter ſitzen zu Pferde, und reiten oft ſehr<lb/> ſchnell. So <hi rendition="#fr">rauft ſich Stein und Eiſen;</hi> und<lb/> ich koͤnnte, im <hi rendition="#fr">Duelle Steins und Eiſens,</hi> ſa-<lb/> gen. Hier iſt auch ein <hi rendition="#fr">graͤſern Kleid;</hi> denn was<lb/> iſt <hi rendition="#fr">Raub der fetten Trifft? Gras! Ein<lb/> Kleid</hi> von <hi rendition="#fr">Gras!</hi> Ein paar Hoſen von <hi rendition="#fr">Gras!</hi></p><lb/> <cit> <quote>Sie kleidet Nackende vom <hi rendition="#fr">Raub der fetten<lb/><hi rendition="#et">Trifft. e. d.</hi></hi><lb/> Vom Himmel koͤmmt ſein <hi rendition="#fr">Brand, der keinen<lb/><hi rendition="#et">Rauch gebieret;</hi></hi><lb/> Viel edler iſt der Trieb, der uns fuͤr andre ruͤhret.<lb/><hi rendition="#fr">e. d.</hi></quote> <bibl/> </cit><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Sollen</fw><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [68/0094]
Br
— Er jammert im Staube! die ſteigen-
den Adern
Bluten Todesangſt aus! Er, dem kein Jam-
mer verdeckt iſt: St. Klopſt. 178 S.
Nimm vorlieb, mein Leſer! Ein andermal ſollen ſie
Freude bluten; denn wir Dichter ſteigen alle
Stufen der Qual und Freude hinab und her-
auf. e. d.
Brand. Jaͤher Brand; warum nicht jaͤhe
Funken; ich dachte ſonſt, daß dieſes eher der
ſchleichende Brand der Wolluſt thaͤte; denn
von einem male faͤllt kein Baum.
Der Wolluſt jaͤher Brand verſchwendt des
Leibes Kraͤfte. Haller 113 S.
Es wird auch gar ſchoͤn a. St. Funken gebrauchet.
Sie fand den erſten Brand im Zweykampf
Steins u. Eiſens. Haller 105 S.
Erſt ſpringen Funken; dann muß Zunder ſeyn;
hierauf brennt Holz: alsdann ſind Braͤnde zu ha-
ben. Allein, wer wird ſich ſo lange auf halten?
Die Dichter ſitzen zu Pferde, und reiten oft ſehr
ſchnell. So rauft ſich Stein und Eiſen; und
ich koͤnnte, im Duelle Steins und Eiſens, ſa-
gen. Hier iſt auch ein graͤſern Kleid; denn was
iſt Raub der fetten Trifft? Gras! Ein
Kleid von Gras! Ein paar Hoſen von Gras!
Sie kleidet Nackende vom Raub der fetten
Trifft. e. d.
Vom Himmel koͤmmt ſein Brand, der keinen
Rauch gebieret;
Viel edler iſt der Trieb, der uns fuͤr andre ruͤhret.
e. d.
Sollen
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/94 |
Zitationshilfe: | Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/94>, abgerufen am 16.02.2025. |