Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Bl
nem eigenen Blute. Jst das nicht ein Jam-
mer?

Wer hat Tholosens Schutt in seinem
Blut ersäuft,

Und Priestern einen Thron von Leichen aufge-
häuft? Haller, 56 S.

Priesterblut, wie Cofent, wohl verstopft, wird
schön gähren und brausen. Wie er nicht schim-
pfen kann!

Grausamer Wütherich! verfluchter Ketzereifer!
Dich zeugte nicht die Höll' aus Cerbers gel-
bem Geifer:

Nein! Heilge zeugten dich; du gährst in
Priesterblut. e. d.

Ha! Ha! Ha! die ganze Hölle schläft beym
Cerberus?
Der arme Hund! wie wird er das
ausstehen? Aber es ist auch der Höllenhund.
St. Klopstocks Jünger,
der Herr Fabricius,
wäschet
so gar Berge in Blut: eine feine Wä-
sche!

Nicht, der ein Land verheert, und Völker ausge-
rottet,
Mit Blut die Berge wäscht, und Löwenkraft
verspottet. Samml. Nicol. 122 S.

Es giebt eine Figur die Erweiterung.

"Man
"kann sie beschreiben, als eine Kunst, aus einem
"Gedanken alles zu machen, was man nur dar-
"aus machen kann. Dieß ist das Spinnrad
"des bathos; dieß ist das Spinnrad, welches
"die Gedanken spinnet, ausdehnet, verlängert,
"aufwindet, und einen sehr saubern Faden dar-
"aus

Bl
nem eigenen Blute. Jſt das nicht ein Jam-
mer?

Wer hat Tholoſens Schutt in ſeinem
Blut erſaͤuft,

Und Prieſtern einen Thron von Leichen aufge-
haͤuft? Haller, 56 S.

Prieſterblut, wie Cofent, wohl verſtopft, wird
ſchoͤn gaͤhren und brauſen. Wie er nicht ſchim-
pfen kann!

Grauſamer Wuͤtherich! verfluchter Ketzereifer!
Dich zeugte nicht die Hoͤll’ aus Cerbers gel-
bem Geifer:

Nein! Heilge zeugten dich; du gaͤhrſt in
Prieſterblut. e. d.

Ha! Ha! Ha! die ganze Hoͤlle ſchlaͤft beym
Cerberus?
Der arme Hund! wie wird er das
ausſtehen? Aber es iſt auch der Hoͤllenhund.
St. Klopſtocks Juͤnger,
der Herr Fabricius,
waͤſchet
ſo gar Berge in Blut: eine feine Waͤ-
ſche!

Nicht, der ein Land verheert, und Voͤlker ausge-
rottet,
Mit Blut die Berge waͤſcht, und Loͤwenkraft
verſpottet. Samml. Nicol. 122 S.

Es giebt eine Figur die Erweiterung.

“Man
“kann ſie beſchreiben, als eine Kunſt, aus einem
“Gedanken alles zu machen, was man nur dar-
“aus machen kann. Dieß iſt das Spinnrad
“des βάϑος; dieß iſt das Spinnrad, welches
“die Gedanken ſpinnet, ausdehnet, verlaͤngert,
“aufwindet, und einen ſehr ſaubern Faden dar-
“aus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0090" n="64"/><fw place="top" type="header">Bl</fw><lb/><hi rendition="#fr">nem eigenen Blute.</hi> J&#x017F;t das nicht ein Jam-<lb/>
mer?</p><lb/>
            <cit>
              <quote><hi rendition="#fr">Wer hat Tholo&#x017F;ens Schutt in &#x017F;einem<lb/><hi rendition="#et">Blut er&#x017F;a&#x0364;uft,</hi></hi><lb/>
Und Prie&#x017F;tern einen Thron von Leichen aufge-<lb/><hi rendition="#et">ha&#x0364;uft? <hi rendition="#fr">Haller, 56 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Prie&#x017F;terblut,</hi> wie <hi rendition="#fr">Cofent,</hi> wohl ver&#x017F;topft, wird<lb/>
&#x017F;cho&#x0364;n <hi rendition="#fr">ga&#x0364;hren</hi> und <hi rendition="#fr">brau&#x017F;en.</hi> Wie er nicht &#x017F;chim-<lb/>
pfen kann!</p><lb/>
            <cit>
              <quote>Grau&#x017F;amer Wu&#x0364;therich! verfluchter Ketzereifer!<lb/>
Dich <hi rendition="#fr">zeugte</hi> nicht <hi rendition="#fr">die Ho&#x0364;ll&#x2019; aus Cerbers gel-<lb/><hi rendition="#et">bem Geifer:</hi></hi><lb/>
Nein! Heilge <hi rendition="#fr">zeugten</hi> dich; du <hi rendition="#fr">ga&#x0364;hr&#x017F;t in<lb/><hi rendition="#et">Prie&#x017F;terblut. e. d.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p><hi rendition="#fr">Ha! Ha! Ha! die ganze Ho&#x0364;lle &#x017F;chla&#x0364;ft beym<lb/>
Cerberus?</hi> Der arme Hund! wie wird er das<lb/>
aus&#x017F;tehen? Aber es i&#x017F;t auch der <hi rendition="#fr">Ho&#x0364;llenhund.<lb/>
St. Klop&#x017F;tocks Ju&#x0364;nger,</hi> der Herr <hi rendition="#fr">Fabricius,<lb/>
wa&#x0364;&#x017F;chet</hi> &#x017F;o gar <hi rendition="#fr">Berge in Blut:</hi> eine feine <hi rendition="#fr">Wa&#x0364;-<lb/>
&#x017F;che!</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>Nicht, der ein Land verheert, und Vo&#x0364;lker ausge-<lb/><hi rendition="#et">rottet,</hi><lb/><hi rendition="#fr">Mit Blut die Berge wa&#x0364;&#x017F;cht,</hi> und Lo&#x0364;wenkraft<lb/><hi rendition="#et">ver&#x017F;pottet. <hi rendition="#fr">Samml. Nicol. 122 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Es giebt eine Figur die <hi rendition="#fr">Erweiterung.</hi></p>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Man<lb/>
&#x201C;kann &#x017F;ie be&#x017F;chreiben, als eine Kun&#x017F;t, aus einem<lb/>
&#x201C;Gedanken alles zu machen, was man nur dar-<lb/>
&#x201C;aus machen kann. Dieß i&#x017F;t das <hi rendition="#fr">Spinnrad</hi><lb/>
&#x201C;des &#x03B2;&#x03AC;&#x03D1;&#x03BF;&#x03C2;; dieß i&#x017F;t das <hi rendition="#fr">Spinnrad,</hi> welches<lb/>
&#x201C;die Gedanken &#x017F;pinnet, ausdehnet, verla&#x0364;ngert,<lb/>
&#x201C;aufwindet, und einen &#x017F;ehr &#x017F;aubern Faden dar-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201C;aus</fw><lb/></quote>
            </cit>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0090] Bl nem eigenen Blute. Jſt das nicht ein Jam- mer? Wer hat Tholoſens Schutt in ſeinem Blut erſaͤuft, Und Prieſtern einen Thron von Leichen aufge- haͤuft? Haller, 56 S. Prieſterblut, wie Cofent, wohl verſtopft, wird ſchoͤn gaͤhren und brauſen. Wie er nicht ſchim- pfen kann! Grauſamer Wuͤtherich! verfluchter Ketzereifer! Dich zeugte nicht die Hoͤll’ aus Cerbers gel- bem Geifer: Nein! Heilge zeugten dich; du gaͤhrſt in Prieſterblut. e. d. Ha! Ha! Ha! die ganze Hoͤlle ſchlaͤft beym Cerberus? Der arme Hund! wie wird er das ausſtehen? Aber es iſt auch der Hoͤllenhund. St. Klopſtocks Juͤnger, der Herr Fabricius, waͤſchet ſo gar Berge in Blut: eine feine Waͤ- ſche! Nicht, der ein Land verheert, und Voͤlker ausge- rottet, Mit Blut die Berge waͤſcht, und Loͤwenkraft verſpottet. Samml. Nicol. 122 S. Es giebt eine Figur die Erweiterung. “Man “kann ſie beſchreiben, als eine Kunſt, aus einem “Gedanken alles zu machen, was man nur dar- “aus machen kann. Dieß iſt das Spinnrad “des βάϑος; dieß iſt das Spinnrad, welches “die Gedanken ſpinnet, ausdehnet, verlaͤngert, “aufwindet, und einen ſehr ſaubern Faden dar- “aus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/90
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/90>, abgerufen am 24.11.2024.