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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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Be
Reime zu danken. Vieleicht ist auch nicht nö-
thig, einen Stein zu beseelen, wenn er schon
durch die Luft flieget. Man bemerke mein ehrer-
bietiges Vieleicht; denn ich bin sehr furchtsam.

Besämen.

Die Mägdchen vor der Sündfluth ha-
ben gar andere Sachen, als unsere, zu thun ge-
habt. Sie haben die Tulpen besämet und ge-
schwängert.

Damals waren sie gleich im Werk, die befruch-
teten Sämchen
Abzubrechen;
hernach mit dem Mehl weiß-
farbener Tulpen

Feuerrothen verwittweten Ritz besämend zu
schwängern. Noah 40 S.

Jtzund hat sich die Sache gewaltig geändert; und
die Mägdchen lassen sich lieber ihre Ritzen besä-
men
und schwängern.

Damit niemand auf dieser Erd'
Zu sehr stolzier' und sicher werd'.
Besuch.

Man bewundere doch die Klarheit nachste-
hender hallerisirender Verse; denn so schreibt
Haller, der 2te.

Er merket beym Besuch mit stolz gezäumten
Pferden,

Daß sie ihm lästiger, als ihnen er kann werden.
Zernitz 9 S.

Das glaube ich; zumal wenn sie mit in die Stube
kommen. Ein sehr höflicher Besuch! "Die
Nachwelt ist viel zu gerecht, als daß sie diesem
schaffenden Schäferdichter verübeln sollte: ein so
großes Muster, als Hr. v. Haller ist, sich er-

wählet

Be
Reime zu danken. Vieleicht iſt auch nicht noͤ-
thig, einen Stein zu beſeelen, wenn er ſchon
durch die Luft flieget. Man bemerke mein ehrer-
bietiges Vieleicht; denn ich bin ſehr furchtſam.

Beſaͤmen.

Die Maͤgdchen vor der Suͤndfluth ha-
ben gar andere Sachen, als unſere, zu thun ge-
habt. Sie haben die Tulpen beſaͤmet und ge-
ſchwaͤngert.

Damals waren ſie gleich im Werk, die befruch-
teten Saͤmchen
Abzubrechen;
hernach mit dem Mehl weiß-
farbener Tulpen

Feuerrothen verwittweten Ritz beſaͤmend zu
ſchwaͤngern. Noah 40 S.

Jtzund hat ſich die Sache gewaltig geaͤndert; und
die Maͤgdchen laſſen ſich lieber ihre Ritzen beſaͤ-
men
und ſchwaͤngern.

Damit niemand auf dieſer Erd’
Zu ſehr ſtolzier’ und ſicher werd’.
Beſuch.

Man bewundere doch die Klarheit nachſte-
hender halleriſirender Verſe; denn ſo ſchreibt
Haller, der 2te.

Er merket beym Beſuch mit ſtolz gezaͤumten
Pferden,

Daß ſie ihm laͤſtiger, als ihnen er kann werden.
Zernitz 9 S.

Das glaube ich; zumal wenn ſie mit in die Stube
kommen. Ein ſehr hoͤflicher Beſuch! “Die
Nachwelt iſt viel zu gerecht, als daß ſie dieſem
ſchaffenden Schaͤferdichter veruͤbeln ſollte: ein ſo
großes Muſter, als Hr. v. Haller iſt, ſich er-

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[48/0074] Be Reime zu danken. Vieleicht iſt auch nicht noͤ- thig, einen Stein zu beſeelen, wenn er ſchon durch die Luft flieget. Man bemerke mein ehrer- bietiges Vieleicht; denn ich bin ſehr furchtſam. Beſaͤmen. Die Maͤgdchen vor der Suͤndfluth ha- ben gar andere Sachen, als unſere, zu thun ge- habt. Sie haben die Tulpen beſaͤmet und ge- ſchwaͤngert. Damals waren ſie gleich im Werk, die befruch- teten Saͤmchen Abzubrechen; hernach mit dem Mehl weiß- farbener Tulpen Feuerrothen verwittweten Ritz beſaͤmend zu ſchwaͤngern. Noah 40 S. Jtzund hat ſich die Sache gewaltig geaͤndert; und die Maͤgdchen laſſen ſich lieber ihre Ritzen beſaͤ- men und ſchwaͤngern. Damit niemand auf dieſer Erd’ Zu ſehr ſtolzier’ und ſicher werd’. Beſuch. Man bewundere doch die Klarheit nachſte- hender halleriſirender Verſe; denn ſo ſchreibt Haller, der 2te. Er merket beym Beſuch mit ſtolz gezaͤumten Pferden, Daß ſie ihm laͤſtiger, als ihnen er kann werden. Zernitz 9 S. Das glaube ich; zumal wenn ſie mit in die Stube kommen. Ein ſehr hoͤflicher Beſuch! “Die Nachwelt iſt viel zu gerecht, als daß ſie dieſem ſchaffenden Schaͤferdichter veruͤbeln ſollte: ein ſo großes Muſter, als Hr. v. Haller iſt, ſich er- waͤhlet

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/74>, abgerufen am 22.11.2024.