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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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uns mit dem Tode so bekannt machen. Wir ler-
nen weiter: daß der Leib eine Baßgeige ist, de-
ren Saiten die Nerven sind. Dann und wann
spielet der Tod darauf; man kann leicht denken,
was das für ein trefflicher Geigenist ist. Er ist
der Capellmeister, und die Krankheiten sind die
Spielleute.

"Noch erschien in Siphas Gestalt kein Herold
des Todes,
"Keine Krankheit; nicht einer von seinen
warnenden Bothen,
"Die an den Nerven reißen, den zarten Sai-
ten des Lebens. Noah, 228 S.

Die Krankheiten sind noch dümmer; sie sehen uns
für eine Stahlharfe an. Gelt, mein Leser! du
jähnest? Noch eine Messerspitze Tod!

"Tod, das entsetzliche Wort, zog mit sieben-
fältgen Schatten
"Ueber mir auf. Noah.

Lieber dreyzehnfältig!

"Tod -- -- --
"Pförtner, der uns das Thor des ewigen Lich-
tes entfaltet. Noah, 120 S.

Ein feiner Thorwärter! Wie die Schlüssel nicht
an seinen Knochen klappern! Noch eins! Der
Tod macht uns zu Sommervögeln und Zwey-
faltern.

"Denn der Tod schlägt uns von den Fersen
das irdische Bley ab,
"Daß wir die Flügel daran entfalten und
Himmel auf fliegen,
"Ge-

To
uns mit dem Tode ſo bekannt machen. Wir ler-
nen weiter: daß der Leib eine Baßgeige iſt, de-
ren Saiten die Nerven ſind. Dann und wann
ſpielet der Tod darauf; man kann leicht denken,
was das fuͤr ein trefflicher Geigeniſt iſt. Er iſt
der Capellmeiſter, und die Krankheiten ſind die
Spielleute.

“Noch erſchien in Siphas Geſtalt kein Herold
des Todes,
“Keine Krankheit; nicht einer von ſeinen
warnenden Bothen,
“Die an den Nerven reißen, den zarten Sai-
ten des Lebens. Noah, 228 S.

Die Krankheiten ſind noch duͤmmer; ſie ſehen uns
fuͤr eine Stahlharfe an. Gelt, mein Leſer! du
jaͤhneſt? Noch eine Meſſerſpitze Tod!

Tod, das entſetzliche Wort, zog mit ſieben-
faͤltgen Schatten
“Ueber mir auf. Noah.

Lieber dreyzehnfaͤltig!

Tod — — —
Pfoͤrtner, der uns das Thor des ewigen Lich-
tes entfaltet. Noah, 120 S.

Ein feiner Thorwaͤrter! Wie die Schluͤſſel nicht
an ſeinen Knochen klappern! Noch eins! Der
Tod macht uns zu Sommervoͤgeln und Zwey-
faltern.

“Denn der Tod ſchlaͤgt uns von den Ferſen
das irdiſche Bley ab,
“Daß wir die Fluͤgel daran entfalten und
Himmel auf fliegen,
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[420/0446] To uns mit dem Tode ſo bekannt machen. Wir ler- nen weiter: daß der Leib eine Baßgeige iſt, de- ren Saiten die Nerven ſind. Dann und wann ſpielet der Tod darauf; man kann leicht denken, was das fuͤr ein trefflicher Geigeniſt iſt. Er iſt der Capellmeiſter, und die Krankheiten ſind die Spielleute. “Noch erſchien in Siphas Geſtalt kein Herold des Todes, “Keine Krankheit; nicht einer von ſeinen warnenden Bothen, “Die an den Nerven reißen, den zarten Sai- ten des Lebens. Noah, 228 S. Die Krankheiten ſind noch duͤmmer; ſie ſehen uns fuͤr eine Stahlharfe an. Gelt, mein Leſer! du jaͤhneſt? Noch eine Meſſerſpitze Tod! “Tod, das entſetzliche Wort, zog mit ſieben- faͤltgen Schatten “Ueber mir auf. Noah. Lieber dreyzehnfaͤltig! “Tod — — — “Pfoͤrtner, der uns das Thor des ewigen Lich- tes entfaltet. Noah, 120 S. Ein feiner Thorwaͤrter! Wie die Schluͤſſel nicht an ſeinen Knochen klappern! Noch eins! Der Tod macht uns zu Sommervoͤgeln und Zwey- faltern. “Denn der Tod ſchlaͤgt uns von den Ferſen das irdiſche Bley ab, “Daß wir die Fluͤgel daran entfalten und Himmel auf fliegen, “Ge-

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 420. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/446>, abgerufen am 16.07.2024.