Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Py
Pyraten wird gar zierlich, a. St. Seeräuber,

ge-
brauchet. Jch finde ein Wort in einer fremden
Sprache; es gefällt mir; ich übersetze es nicht;
ich ziehe ihm nicht einmal einen Caftan an: es ge-
fällt mir; das ist genug! ich brauche es kühnlich.
Jst es fremde: desto besser! desto weniger verste-
het mans, und desto mehr bewundert man
den Dichter. Eben so, wie ein Landjun-
ker seinen Sohn aufs Pferd setzt; dem Jungen
einen Degen umhängt; 100 Thl. auf den Weg
giebt, und ihn in den Krieg jaget. Glücket es
ihm; so heißt es: Das ist mein Sohn! ich ha-
be ihn gemachet. Glückt es nicht: wir haben
das Unsrige gethan, und die Welt mit einem
Schlingel vermehret.
So gehet es auch mit ei-
nem neuen Worte: entweder, es machet sein
Glück, oder es kömmt um. Folgendes hat sein
Glück gemachet:

-- "Durch Gottes regierendes
Schicksal
"Wurden hievon Pyraten der fernen
tyrrhenischen meere -- aufgehoben.
Jac. u. Jos. 39 S.
Pyrmontisch.

Aus pyrmontischen Bächern
trinken,
heißt das Pyrmonter-Wasser trin-
ken?
Folglich aus Tokayerbächern trinken,
heißt Tokayer trinken. Allein, wenn es er-
laubt ist: so glauben wir in aller Demuth: daß
man aus Tokayer-Bächern Wasser, und aus
pyrmontischen Wein trinket.

"Von
Py
Pyraten wird gar zierlich, a. St. Seeraͤuber,

ge-
brauchet. Jch finde ein Wort in einer fremden
Sprache; es gefaͤllt mir; ich uͤberſetze es nicht;
ich ziehe ihm nicht einmal einen Caftan an: es ge-
faͤllt mir; das iſt genug! ich brauche es kuͤhnlich.
Jſt es fremde: deſto beſſer! deſto weniger verſte-
het mans, und deſto mehr bewundert man
den Dichter. Eben ſo, wie ein Landjun-
ker ſeinen Sohn aufs Pferd ſetzt; dem Jungen
einen Degen umhaͤngt; 100 Thl. auf den Weg
giebt, und ihn in den Krieg jaget. Gluͤcket es
ihm; ſo heißt es: Das iſt mein Sohn! ich ha-
be ihn gemachet. Gluͤckt es nicht: wir haben
das Unſrige gethan, und die Welt mit einem
Schlingel vermehret.
So gehet es auch mit ei-
nem neuen Worte: entweder, es machet ſein
Gluͤck, oder es koͤmmt um. Folgendes hat ſein
Gluͤck gemachet:

— “Durch Gottes regierendes
Schickſal
Wurden hievon Pyraten der fernen
tyrrheniſchen meere — aufgehoben.
Jac. u. Joſ. 39 S.
Pyrmontiſch.

Aus pyrmontiſchen Baͤchern
trinken,
heißt das Pyrmonter-Waſſer trin-
ken?
Folglich aus Tokayerbaͤchern trinken,
heißt Tokayer trinken. Allein, wenn es er-
laubt iſt: ſo glauben wir in aller Demuth: daß
man aus Tokayer-Baͤchern Waſſer, und aus
pyrmontiſchen Wein trinket.

“Von
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0370" n="344"/>
          <fw place="top" type="header">Py</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pyraten</hi></hi> wird gar zierlich, a. St. Seera&#x0364;uber,</head>
            <p>ge-<lb/>
brauchet. Jch finde ein Wort in einer fremden<lb/>
Sprache; es gefa&#x0364;llt mir; ich u&#x0364;ber&#x017F;etze es nicht;<lb/>
ich ziehe ihm nicht einmal einen <hi rendition="#fr">Caftan</hi> an: es ge-<lb/>
fa&#x0364;llt mir; das i&#x017F;t genug! ich brauche es ku&#x0364;hnlich.<lb/>
J&#x017F;t es fremde: de&#x017F;to be&#x017F;&#x017F;er! de&#x017F;to weniger ver&#x017F;te-<lb/>
het mans, und de&#x017F;to mehr bewundert man<lb/>
den Dichter. Eben &#x017F;o, wie ein Landjun-<lb/>
ker &#x017F;einen Sohn aufs Pferd &#x017F;etzt; dem Jungen<lb/>
einen Degen umha&#x0364;ngt; 100 Thl. auf den Weg<lb/>
giebt, und ihn in den Krieg jaget. Glu&#x0364;cket es<lb/>
ihm; &#x017F;o heißt es: <hi rendition="#fr">Das i&#x017F;t mein Sohn!</hi> ich ha-<lb/>
be ihn gemachet. Glu&#x0364;ckt es nicht: <hi rendition="#fr">wir haben<lb/>
das Un&#x017F;rige gethan, und die Welt mit einem<lb/>
Schlingel vermehret.</hi> So gehet es auch mit ei-<lb/>
nem <hi rendition="#fr">neuen Worte:</hi> entweder, es machet &#x017F;ein<lb/>
Glu&#x0364;ck, oder es ko&#x0364;mmt um. Folgendes hat &#x017F;ein<lb/>
Glu&#x0364;ck gemachet:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;<hi rendition="#aq">Durch Gottes regierendes</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Schick&#x017F;al</hi></hi><lb/>
&#x201C;<hi rendition="#aq">Wurden hievon <hi rendition="#i">Pyraten</hi> der fernen</hi><lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">tyrrheni&#x017F;chen</hi> meere &#x2014; aufgehoben.<lb/><hi rendition="#i">Jac. u. Jo&#x017F;. 39 S.</hi></hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Pyrmonti&#x017F;ch.</head>
            <p><hi rendition="#fr">Aus pyrmonti&#x017F;chen Ba&#x0364;chern<lb/>
trinken,</hi> heißt das <hi rendition="#fr">Pyrmonter-Wa&#x017F;&#x017F;er trin-<lb/>
ken?</hi> Folglich aus <hi rendition="#fr">Tokayerba&#x0364;chern trinken,</hi><lb/>
heißt <hi rendition="#fr">Tokayer trinken.</hi> Allein, wenn es er-<lb/>
laubt i&#x017F;t: &#x017F;o glauben wir in aller Demuth: daß<lb/>
man aus <hi rendition="#fr">Tokayer-Ba&#x0364;chern Wa&#x017F;&#x017F;er,</hi> und aus<lb/><hi rendition="#fr">pyrmonti&#x017F;chen Wein trinket.</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Von</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[344/0370] Py Pyraten wird gar zierlich, a. St. Seeraͤuber, ge- brauchet. Jch finde ein Wort in einer fremden Sprache; es gefaͤllt mir; ich uͤberſetze es nicht; ich ziehe ihm nicht einmal einen Caftan an: es ge- faͤllt mir; das iſt genug! ich brauche es kuͤhnlich. Jſt es fremde: deſto beſſer! deſto weniger verſte- het mans, und deſto mehr bewundert man den Dichter. Eben ſo, wie ein Landjun- ker ſeinen Sohn aufs Pferd ſetzt; dem Jungen einen Degen umhaͤngt; 100 Thl. auf den Weg giebt, und ihn in den Krieg jaget. Gluͤcket es ihm; ſo heißt es: Das iſt mein Sohn! ich ha- be ihn gemachet. Gluͤckt es nicht: wir haben das Unſrige gethan, und die Welt mit einem Schlingel vermehret. So gehet es auch mit ei- nem neuen Worte: entweder, es machet ſein Gluͤck, oder es koͤmmt um. Folgendes hat ſein Gluͤck gemachet: — “Durch Gottes regierendes Schickſal “Wurden hievon Pyraten der fernen tyrrheniſchen meere — aufgehoben. Jac. u. Joſ. 39 S. Pyrmontiſch. Aus pyrmontiſchen Baͤchern trinken, heißt das Pyrmonter-Waſſer trin- ken? Folglich aus Tokayerbaͤchern trinken, heißt Tokayer trinken. Allein, wenn es er- laubt iſt: ſo glauben wir in aller Demuth: daß man aus Tokayer-Baͤchern Waſſer, und aus pyrmontiſchen Wein trinket. “Von

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/370
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/370>, abgerufen am 03.12.2024.