Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Ae Af
Aeonen schlafen. Wie lange schläft man da? Zu-
mal in einem gefalteten Orangenblatte.
Noah 32 S.
Aetherisch.

Dieses aus der Philosophie der Gold-
macher in die heilige Sprache übertragene Wort
haben wir unsern Theologisten zu danken. Es
giebt diesemnach ätherische Leiber, und Vor-
hänge. Meßias 11 S. ätherische Strö-
me,
und was nicht mehr ätherisch! Auch äthe-
rische Nasen?
Warum nicht? die Engel ha-
ben auch Nasen. Aber was ist nun ätherisch?
Etwas, das man gern beschreiben will und
nicht kann.

Hell, gleich einem von Lichte gewebten ätheri-
schen Vorhang,

Zieht sich ihr Glanz (der Samen) um den Him-
mel herum. Meß. 11 S.

Also kann etwas, das von Lichte gewebet wird,
ein Vorhang seyn;
es ist auch möglich etwas
von Lichte zu weben. Der Weberstuhl muß et-
was künstlich seyn: Schade, daß der Seher
himmlischer Manufacturen
uns mit keinem Ris-
se davon versiehet. Es ist auch ein verklärter
ätherischer Strom
zu sehen: Meß. 10 S.
Die Engel freylich sind keine Fische: lieber eine
Brücke, wie Milton; doch es wird Eis seyn;
die Engel glitschen nämlich.

Affen.

Wer da wissen will, was der wahren
Keuschheit Affen
sind; der suche nur die Vorzü-
ge falscher Zucht.

Vorzü-
A 5
Ae Af
Aeonen ſchlafen. Wie lange ſchlaͤft man da? Zu-
mal in einem gefalteten Orangenblatte.
Noah 32 S.
Aetheriſch.

Dieſes aus der Philoſophie der Gold-
macher in die heilige Sprache uͤbertragene Wort
haben wir unſern Theologiſten zu danken. Es
giebt dieſemnach aͤtheriſche Leiber, und Vor-
haͤnge. Meßias 11 S. aͤtheriſche Stroͤ-
me,
und was nicht mehr aͤtheriſch! Auch aͤthe-
riſche Naſen?
Warum nicht? die Engel ha-
ben auch Naſen. Aber was iſt nun aͤtheriſch?
Etwas, das man gern beſchreiben will und
nicht kann.

Hell, gleich einem von Lichte gewebten aͤtheri-
ſchen Vorhang,

Zieht ſich ihr Glanz (der Samen) um den Him-
mel herum. Meß. 11 S.

Alſo kann etwas, das von Lichte gewebet wird,
ein Vorhang ſeyn;
es iſt auch moͤglich etwas
von Lichte zu weben. Der Weberſtuhl muß et-
was kuͤnſtlich ſeyn: Schade, daß der Seher
himmliſcher Manufacturen
uns mit keinem Riſ-
ſe davon verſiehet. Es iſt auch ein verklaͤrter
aͤtheriſcher Strom
zu ſehen: Meß. 10 S.
Die Engel freylich ſind keine Fiſche: lieber eine
Bruͤcke, wie Milton; doch es wird Eis ſeyn;
die Engel glitſchen naͤmlich.

Affen.

Wer da wiſſen will, was der wahren
Keuſchheit Affen
ſind; der ſuche nur die Vorzuͤ-
ge falſcher Zucht.

Vorzuͤ-
A 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0035" n="9"/>
          <fw place="top" type="header">Ae Af</fw><lb/>
          <div n="3">
            <head>Aeonen &#x017F;chlafen.</head>
            <cit>
              <quote>Wie lange &#x017F;chla&#x0364;ft man da? Zu-<lb/>
mal in einem <hi rendition="#fr">gefalteten Orangenblatte.<lb/><hi rendition="#et">Noah 32 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Aetheri&#x017F;ch.</head>
            <p>Die&#x017F;es aus der Philo&#x017F;ophie der Gold-<lb/>
macher in die <hi rendition="#fr">heilige Sprache</hi> u&#x0364;bertragene Wort<lb/>
haben wir un&#x017F;ern <hi rendition="#fr">Theologi&#x017F;ten</hi> zu danken. Es<lb/>
giebt die&#x017F;emnach <hi rendition="#fr">a&#x0364;theri&#x017F;che Leiber,</hi> und <hi rendition="#fr">Vor-<lb/>
ha&#x0364;nge. Meßias 11 S. a&#x0364;theri&#x017F;che Stro&#x0364;-<lb/>
me,</hi> und was nicht mehr <hi rendition="#fr">a&#x0364;theri&#x017F;ch!</hi> Auch <hi rendition="#fr">a&#x0364;the-<lb/>
ri&#x017F;che Na&#x017F;en?</hi> Warum nicht? die Engel ha-<lb/>
ben auch Na&#x017F;en. Aber was i&#x017F;t nun <hi rendition="#fr">a&#x0364;theri&#x017F;ch?<lb/>
Etwas, das man gern be&#x017F;chreiben will und<lb/>
nicht kann.</hi></p><lb/>
            <cit>
              <quote>Hell, gleich einem <hi rendition="#fr">von Lichte gewebten a&#x0364;theri-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chen Vorhang,</hi></hi><lb/>
Zieht &#x017F;ich ihr Glanz (der Samen) um den Him-<lb/><hi rendition="#et">mel herum. <hi rendition="#fr">Meß. 11 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Al&#x017F;o kann etwas, das <hi rendition="#fr">von Lichte gewebet wird,<lb/>
ein Vorhang &#x017F;eyn;</hi> es i&#x017F;t auch mo&#x0364;glich etwas<lb/><hi rendition="#fr">von Lichte zu weben.</hi> Der <hi rendition="#fr">Weber&#x017F;tuhl</hi> muß et-<lb/>
was ku&#x0364;n&#x017F;tlich &#x017F;eyn: Schade, daß der <hi rendition="#fr">Seher<lb/>
himmli&#x017F;cher Manufacturen</hi> uns mit keinem Ri&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e davon ver&#x017F;iehet. Es i&#x017F;t auch ein <hi rendition="#fr">verkla&#x0364;rter<lb/>
a&#x0364;theri&#x017F;cher Strom</hi> zu &#x017F;ehen: <hi rendition="#fr">Meß. 10 S.</hi><lb/>
Die Engel freylich &#x017F;ind keine Fi&#x017F;che: lieber eine<lb/>
Bru&#x0364;cke, wie <hi rendition="#fr">Milton;</hi> doch es wird Eis &#x017F;eyn;<lb/>
die Engel <hi rendition="#fr">glit&#x017F;chen</hi> na&#x0364;mlich.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Affen.</head>
            <p>Wer da wi&#x017F;&#x017F;en will, was der <hi rendition="#fr">wahren<lb/>
Keu&#x017F;chheit Affen</hi> &#x017F;ind; der &#x017F;uche nur die <hi rendition="#fr">Vorzu&#x0364;-<lb/>
ge fal&#x017F;cher Zucht.</hi></p><lb/>
            <fw place="bottom" type="sig">A 5</fw>
            <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#fr">Vorzu&#x0364;-</hi> </fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0035] Ae Af Aeonen ſchlafen. Wie lange ſchlaͤft man da? Zu- mal in einem gefalteten Orangenblatte. Noah 32 S. Aetheriſch. Dieſes aus der Philoſophie der Gold- macher in die heilige Sprache uͤbertragene Wort haben wir unſern Theologiſten zu danken. Es giebt dieſemnach aͤtheriſche Leiber, und Vor- haͤnge. Meßias 11 S. aͤtheriſche Stroͤ- me, und was nicht mehr aͤtheriſch! Auch aͤthe- riſche Naſen? Warum nicht? die Engel ha- ben auch Naſen. Aber was iſt nun aͤtheriſch? Etwas, das man gern beſchreiben will und nicht kann. Hell, gleich einem von Lichte gewebten aͤtheri- ſchen Vorhang, Zieht ſich ihr Glanz (der Samen) um den Him- mel herum. Meß. 11 S. Alſo kann etwas, das von Lichte gewebet wird, ein Vorhang ſeyn; es iſt auch moͤglich etwas von Lichte zu weben. Der Weberſtuhl muß et- was kuͤnſtlich ſeyn: Schade, daß der Seher himmliſcher Manufacturen uns mit keinem Riſ- ſe davon verſiehet. Es iſt auch ein verklaͤrter aͤtheriſcher Strom zu ſehen: Meß. 10 S. Die Engel freylich ſind keine Fiſche: lieber eine Bruͤcke, wie Milton; doch es wird Eis ſeyn; die Engel glitſchen naͤmlich. Affen. Wer da wiſſen will, was der wahren Keuſchheit Affen ſind; der ſuche nur die Vorzuͤ- ge falſcher Zucht. Vorzuͤ- A 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/35
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/35>, abgerufen am 21.11.2024.