Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite

Na
entdecket; und der Verfasser hat uns versprechen
müssen, sie nach seinem dichterischen Gewissen zu
beurtheilen. Allein, er habe das Herz, und be-
wundere sie nun! Es ist noch Platz genug für ihn in
unserm trefflichen Wörterbuche; wir biethen
ihn allen, die darnach ehrgeizig sind, unentgelt-
lich an.

N.

Z. N. Den Augenblick, da wir diesen Buchstab
anfangen wollen, erhalten wir einen Brief, dessen
Siegel eine Amphisbäne ist, die eben mit einer
Hyäne Hochzeit machet.
Wir brechen ihn auf,
und lesen:

"Spitziger Herr!

"Orel und Compagnie berichten uns, daß
"ihr einen spöttischen Auszug unserer heili-
"gen Dichter
machet; wir hören auch: daß ihr
"Leser finden werdet. Glaubet ihr denn aber,
"daß wir nicht Hyänen, Guanos und Am-
"phisbänen
genug haben, sie euch auf den Hals
"zu schicken? Richten die nun in unsern Gedichten
"eine solche Verwirrung an: was werden sie euch
"nicht erst thun? Jhr sehet wohl, daß wir uns
"zu euch in eurer niederen Sprache herab las-
"sen; indem ihr unsere göttliche Reden doch
"nicht verstehen würdet. Wir warnen euch al-
"so! Leget euch mit uns nicht auf, die wir hie-
"rarchisch auf Sinai herrschen!
Denket, daß
"wir noch einmal die Charactere der deutsch.
"Ged. vermehren
und verändern können!

"Nach

Na
entdecket; und der Verfaſſer hat uns verſprechen
muͤſſen, ſie nach ſeinem dichteriſchen Gewiſſen zu
beurtheilen. Allein, er habe das Herz, und be-
wundere ſie nun! Es iſt noch Platz genug fuͤr ihn in
unſerm trefflichen Woͤrterbuche; wir biethen
ihn allen, die darnach ehrgeizig ſind, unentgelt-
lich an.

N.

Z. N. Den Augenblick, da wir dieſen Buchſtab
anfangen wollen, erhalten wir einen Brief, deſſen
Siegel eine Amphisbaͤne iſt, die eben mit einer
Hyaͤne Hochzeit machet.
Wir brechen ihn auf,
und leſen:

Spitziger Herr!

Orel und Compagnie berichten uns, daß
“ihr einen ſpoͤttiſchen Auszug unſerer heili-
“gen Dichter
machet; wir hoͤren auch: daß ihr
“Leſer finden werdet. Glaubet ihr denn aber,
“daß wir nicht Hyaͤnen, Guanos und Am-
“phisbaͤnen
genug haben, ſie euch auf den Hals
“zu ſchicken? Richten die nun in unſern Gedichten
“eine ſolche Verwirrung an: was werden ſie euch
“nicht erſt thun? Jhr ſehet wohl, daß wir uns
“zu euch in eurer niederen Sprache herab laſ-
“ſen; indem ihr unſere goͤttliche Reden doch
“nicht verſtehen wuͤrdet. Wir warnen euch al-
“ſo! Leget euch mit uns nicht auf, die wir hie-
“rarchiſch auf Sinai herrſchen!
Denket, daß
“wir noch einmal die Charactere der deutſch.
“Ged. vermehren
und veraͤndern koͤnnen!

“Nach
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0340" n="314"/><fw place="top" type="header">Na</fw><lb/>
entdecket; und der Verfa&#x017F;&#x017F;er hat uns ver&#x017F;prechen<lb/>
mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;ie nach &#x017F;einem dichteri&#x017F;chen Gewi&#x017F;&#x017F;en zu<lb/>
beurtheilen. Allein, er habe das Herz, und be-<lb/>
wundere &#x017F;ie nun! Es i&#x017F;t noch Platz genug fu&#x0364;r ihn in<lb/>
un&#x017F;erm trefflichen <hi rendition="#fr">Wo&#x0364;rterbuche;</hi> wir biethen<lb/>
ihn allen, die darnach ehrgeizig &#x017F;ind, unentgelt-<lb/>
lich an.</p>
          </div>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">N.</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#fr">Z. N.</hi> Den Augenblick, da wir die&#x017F;en Buch&#x017F;tab<lb/>
anfangen wollen, erhalten wir einen Brief, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Siegel eine <hi rendition="#fr">Amphisba&#x0364;ne i&#x017F;t, die eben mit einer<lb/>
Hya&#x0364;ne Hochzeit machet.</hi> Wir brechen ihn auf,<lb/>
und le&#x017F;en:</p><lb/>
          <div type="letter" n="3">
            <salute>&#x201C;<hi rendition="#fr">Spitziger Herr!</hi></salute><lb/>
            <p>&#x201C;<hi rendition="#in">O</hi><hi rendition="#fr">rel</hi> und <hi rendition="#fr">Compagnie</hi> berichten uns, daß<lb/>
&#x201C;ihr einen &#x017F;po&#x0364;tti&#x017F;chen Auszug un&#x017F;erer <hi rendition="#fr">heili-<lb/>
&#x201C;gen Dichter</hi> machet; wir ho&#x0364;ren auch: daß ihr<lb/>
&#x201C;Le&#x017F;er finden werdet. Glaubet ihr denn aber,<lb/>
&#x201C;daß wir nicht <hi rendition="#fr">Hya&#x0364;nen, Guanos</hi> und <hi rendition="#fr">Am-<lb/>
&#x201C;phisba&#x0364;nen</hi> genug haben, &#x017F;ie euch auf den Hals<lb/>
&#x201C;zu &#x017F;chicken? Richten die nun in un&#x017F;ern Gedichten<lb/>
&#x201C;eine &#x017F;olche Verwirrung an: was werden &#x017F;ie euch<lb/>
&#x201C;nicht er&#x017F;t thun? Jhr &#x017F;ehet wohl, daß wir uns<lb/>
&#x201C;zu euch in <hi rendition="#fr">eurer niederen Sprache</hi> herab la&#x017F;-<lb/>
&#x201C;&#x017F;en; indem ihr un&#x017F;ere <hi rendition="#fr">go&#x0364;ttliche Reden</hi> doch<lb/>
&#x201C;nicht ver&#x017F;tehen wu&#x0364;rdet. Wir warnen euch al-<lb/>
&#x201C;&#x017F;o! Leget euch mit uns nicht auf, die wir <hi rendition="#fr">hie-<lb/>
&#x201C;rarchi&#x017F;ch auf Sinai herr&#x017F;chen!</hi> Denket, daß<lb/>
&#x201C;wir noch einmal die <hi rendition="#fr">Charactere der deut&#x017F;ch.<lb/>
&#x201C;Ged. vermehren</hi> und <hi rendition="#fr">vera&#x0364;ndern</hi> ko&#x0364;nnen!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201C;Nach</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[314/0340] Na entdecket; und der Verfaſſer hat uns verſprechen muͤſſen, ſie nach ſeinem dichteriſchen Gewiſſen zu beurtheilen. Allein, er habe das Herz, und be- wundere ſie nun! Es iſt noch Platz genug fuͤr ihn in unſerm trefflichen Woͤrterbuche; wir biethen ihn allen, die darnach ehrgeizig ſind, unentgelt- lich an. N. Z. N. Den Augenblick, da wir dieſen Buchſtab anfangen wollen, erhalten wir einen Brief, deſſen Siegel eine Amphisbaͤne iſt, die eben mit einer Hyaͤne Hochzeit machet. Wir brechen ihn auf, und leſen: “Spitziger Herr! “Orel und Compagnie berichten uns, daß “ihr einen ſpoͤttiſchen Auszug unſerer heili- “gen Dichter machet; wir hoͤren auch: daß ihr “Leſer finden werdet. Glaubet ihr denn aber, “daß wir nicht Hyaͤnen, Guanos und Am- “phisbaͤnen genug haben, ſie euch auf den Hals “zu ſchicken? Richten die nun in unſern Gedichten “eine ſolche Verwirrung an: was werden ſie euch “nicht erſt thun? Jhr ſehet wohl, daß wir uns “zu euch in eurer niederen Sprache herab laſ- “ſen; indem ihr unſere goͤttliche Reden doch “nicht verſtehen wuͤrdet. Wir warnen euch al- “ſo! Leget euch mit uns nicht auf, die wir hie- “rarchiſch auf Sinai herrſchen! Denket, daß “wir noch einmal die Charactere der deutſch. “Ged. vermehren und veraͤndern koͤnnen! “Nach

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/340
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/340>, abgerufen am 23.11.2024.