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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

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röthe färben. Meine Einsichten reichen nicht zu,
in der Naturlehre Entdeckungen zu machen. Jch
will auch hier nicht von Licht und Farben schreiben.
Meine Absicht ist, den angehenden Rednern die
Morgenröthe anzupreisen. Die Streitfrage
ist bekannt: ob nämlich die Heyden zu den Zeiten
Augusts, des ersten röm. Kaisers, erleuchtete Ein-
sichten in philosophische Wahrheiten gehabt hätten,
oder nicht? Foster hat für die erste Meynung eine
Predigt gehalten: und ein wahrhaftig großer
Redner der Deutschen, der Herr von Jerusa-
lem,
hat sich für die letzte erkläret. Jch habe in
den Reden dieser fürtrefflichen Männer kein Blüm-
chen finden können, welches die Frage deutlich ent-
schiede. Der alte böse Geschmack herrschet in
ihren Reden.
Endlich ist mirs doch gelungen.
Bey einem dritten Manne fand ich das Blüm-
chen,
man kann durch Hülfe desselben von der phi-
losophischen Wissenschaft der Heyden gründlich ur-
theilen. Wenn man also die Stufen ihres Er-
kenntnisses, und dessen Deutlichkeit, scharf bestim-
men will, so nehme man
eine Hand voll Morgenröthe,
eben so viel Licht, und etwas gebrochene
Strahlen, vermische oder schmeiße sie wohl
unter einander:
so hat man einen

deutlichen und vollständigen Begriff von der
philosophischen Wissenschaft der alten Heyden.

Jhre Lehren, sagt mein wortreicher Schrift-
steller, gleichen der Morgenröthe,
die
das Licht zeuget, von dem sie selbst ist geboh-

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Mo
roͤthe faͤrben. Meine Einſichten reichen nicht zu,
in der Naturlehre Entdeckungen zu machen. Jch
will auch hier nicht von Licht und Farben ſchreiben.
Meine Abſicht iſt, den angehenden Rednern die
Morgenroͤthe anzupreiſen. Die Streitfrage
iſt bekannt: ob naͤmlich die Heyden zu den Zeiten
Auguſts, des erſten roͤm. Kaiſers, erleuchtete Ein-
ſichten in philoſophiſche Wahrheiten gehabt haͤtten,
oder nicht? Foſter hat fuͤr die erſte Meynung eine
Predigt gehalten: und ein wahrhaftig großer
Redner der Deutſchen, der Herr von Jeruſa-
lem,
hat ſich fuͤr die letzte erklaͤret. Jch habe in
den Reden dieſer fuͤrtrefflichen Maͤnner kein Bluͤm-
chen finden koͤnnen, welches die Frage deutlich ent-
ſchiede. Der alte boͤſe Geſchmack herrſchet in
ihren Reden.
Endlich iſt mirs doch gelungen.
Bey einem dritten Manne fand ich das Bluͤm-
chen,
man kann durch Huͤlfe deſſelben von der phi-
loſophiſchen Wiſſenſchaft der Heyden gruͤndlich ur-
theilen. Wenn man alſo die Stufen ihres Er-
kenntniſſes, und deſſen Deutlichkeit, ſcharf beſtim-
men will, ſo nehme man
eine Hand voll Morgenroͤthe,
eben ſo viel Licht, und etwas gebrochene
Strahlen, vermiſche oder ſchmeiße ſie wohl
unter einander:
ſo hat man einen

deutlichen und vollſtaͤndigen Begriff von der
philoſophiſchen Wiſſenſchaft der alten Heyden.

Jhre Lehren, ſagt mein wortreicher Schrift-
ſteller, gleichen der Morgenroͤthe,
die
das Licht zeuget, von dem ſie ſelbſt iſt geboh-

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[309/0335] Mo roͤthe faͤrben. Meine Einſichten reichen nicht zu, in der Naturlehre Entdeckungen zu machen. Jch will auch hier nicht von Licht und Farben ſchreiben. Meine Abſicht iſt, den angehenden Rednern die Morgenroͤthe anzupreiſen. Die Streitfrage iſt bekannt: ob naͤmlich die Heyden zu den Zeiten Auguſts, des erſten roͤm. Kaiſers, erleuchtete Ein- ſichten in philoſophiſche Wahrheiten gehabt haͤtten, oder nicht? Foſter hat fuͤr die erſte Meynung eine Predigt gehalten: und ein wahrhaftig großer Redner der Deutſchen, der Herr von Jeruſa- lem, hat ſich fuͤr die letzte erklaͤret. Jch habe in den Reden dieſer fuͤrtrefflichen Maͤnner kein Bluͤm- chen finden koͤnnen, welches die Frage deutlich ent- ſchiede. Der alte boͤſe Geſchmack herrſchet in ihren Reden. Endlich iſt mirs doch gelungen. Bey einem dritten Manne fand ich das Bluͤm- chen, man kann durch Huͤlfe deſſelben von der phi- loſophiſchen Wiſſenſchaft der Heyden gruͤndlich ur- theilen. Wenn man alſo die Stufen ihres Er- kenntniſſes, und deſſen Deutlichkeit, ſcharf beſtim- men will, ſo nehme man eine Hand voll Morgenroͤthe, eben ſo viel Licht, und etwas gebrochene Strahlen, vermiſche oder ſchmeiße ſie wohl unter einander: ſo hat man einen deutlichen und vollſtaͤndigen Begriff von der philoſophiſchen Wiſſenſchaft der alten Heyden. Jhre Lehren, ſagt mein wortreicher Schrift- ſteller, gleichen der Morgenroͤthe, die das Licht zeuget, von dem ſie ſelbſt iſt geboh- ren U 3

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Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/335>, abgerufen am 22.11.2024.