"Sie sinds, bey dem man sich zum Manne modeln muß, "Steif, ehrbar, ordentlich, in seinem Thun bedächtlich, "Gewirbig; zum Gewinn ist ihm kein Weg verächtlich. Haller, 92 S.
Worauf gehen denn alle diese schöne Beywörter? Z. E. das Gewirbig? Sind die weiblichen Rei- me nicht schön? Wir sind barmherzig; wir wol- len also ein Mittel angeben, sich zu einem Haller zu modeln; 1. lerne man weder conjungiren, noch decliniren: denn dieß Geheimniß gehöret al- lein den gelehrten und fremden Sprachen; 2. erlaube man sich alle nur mögliche Fügungen der Wörter; 3. sey man durchaus nicht deutlich; dieß überlasse den Prosaisten, Franzosen und Gottscheden; 4. überlese man nie seine Arbeit, aus Furcht, hernach Fehler zu finden, die man erst für Schönheiten hielt; 5. nenne alle Ari- starchen Dummköpfe, wenn sie auch nur die Schale, und nicht den Kern deiner Gedichte an- packen; 6. schreibe nicht viel; und gieb deine Ar- muth an Einfällen für eine Weisheit aus: so wirst du Haller werden.
Mörderisch einen ansehen;
d. h. einen tödten wollen.
-- -- "Bald werden die Menschen "Mörderisch mich ansehn! -- Offenb. St. Klopst. 99 S.
Wenn also ein Mann seine Frau verliebt ansiehet: so will er Kinder machen. Jener sagte: "Leute
"von
Mo
“Sie ſinds, bey dem man ſich zum Manne modeln muß, “Steif, ehrbar, ordentlich, in ſeinem Thun bedaͤchtlich, “Gewirbig; zum Gewinn iſt ihm kein Weg veraͤchtlich. Haller, 92 S.
Worauf gehen denn alle dieſe ſchoͤne Beywoͤrter? Z. E. das Gewirbig? Sind die weiblichen Rei- me nicht ſchoͤn? Wir ſind barmherzig; wir wol- len alſo ein Mittel angeben, ſich zu einem Haller zu modeln; 1. lerne man weder conjungiren, noch decliniren: denn dieß Geheimniß gehoͤret al- lein den gelehrten und fremden Sprachen; 2. erlaube man ſich alle nur moͤgliche Fuͤgungen der Woͤrter; 3. ſey man durchaus nicht deutlich; dieß uͤberlaſſe den Proſaiſten, Franzoſen und Gottſcheden; 4. uͤberleſe man nie ſeine Arbeit, aus Furcht, hernach Fehler zu finden, die man erſt fuͤr Schoͤnheiten hielt; 5. nenne alle Ari- ſtarchen Dummkoͤpfe, wenn ſie auch nur die Schale, und nicht den Kern deiner Gedichte an- packen; 6. ſchreibe nicht viel; und gieb deine Ar- muth an Einfaͤllen fuͤr eine Weisheit aus: ſo wirſt du Haller werden.
Moͤrderiſch einen anſehen;
d. h. einen toͤdten wollen.
— — “Bald werden die Menſchen “Moͤrderiſch mich anſehn! — Offenb. St. Klopſt. 99 S.
Wenn alſo ein Mann ſeine Frau verliebt anſiehet: ſo will er Kinder machen. Jener ſagte: “Leute
“von
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Mo
“Sie ſinds, bey dem man ſich zum Manne
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bedaͤchtlich,
“Gewirbig; zum Gewinn iſt ihm kein Weg
veraͤchtlich. Haller, 92 S.
Worauf gehen denn alle dieſe ſchoͤne Beywoͤrter?
Z. E. das Gewirbig? Sind die weiblichen Rei-
me nicht ſchoͤn? Wir ſind barmherzig; wir wol-
len alſo ein Mittel angeben, ſich zu einem Haller
zu modeln; 1. lerne man weder conjungiren,
noch decliniren: denn dieß Geheimniß gehoͤret al-
lein den gelehrten und fremden Sprachen; 2.
erlaube man ſich alle nur moͤgliche Fuͤgungen der
Woͤrter; 3. ſey man durchaus nicht deutlich;
dieß uͤberlaſſe den Proſaiſten, Franzoſen und
Gottſcheden; 4. uͤberleſe man nie ſeine Arbeit,
aus Furcht, hernach Fehler zu finden, die man
erſt fuͤr Schoͤnheiten hielt; 5. nenne alle Ari-
ſtarchen Dummkoͤpfe, wenn ſie auch nur die
Schale, und nicht den Kern deiner Gedichte an-
packen; 6. ſchreibe nicht viel; und gieb deine Ar-
muth an Einfaͤllen fuͤr eine Weisheit aus: ſo
wirſt du Haller werden.
Moͤrderiſch einen anſehen; d. h. einen toͤdten
wollen.
— — “Bald werden die Menſchen
“Moͤrderiſch mich anſehn! —
Offenb. St. Klopſt. 99 S.
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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