Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Ma Me
"Ueber der Erde war, wie ein heller krystalle-
ner Mantel,

"Alles Gewässer verbreitet. Noah, 359 S.

Ein Mantel von Glas! Eben so, wie ein glä-
sern Dach.
Vieleicht tragen die 200 Männer
krystallene Mäntel,
wenn sie den großen Rath
vorstellen.

Mark.

Vor diesem ging es nicht an, etwas Flüßi-
ges auszuhöhlen;
denn wie konnte das hohl
bleiben, was in einander fließt. Der theure
Herr Arzt von Haller aber höhlet Mark aus;
Se. Gn. machen und brauchen ein ausgehöhltes
Mark.

Meander.

Dieses soll ein Fluß in Kleinasien
seyn, der in seinem Laufe mancherley Krümmen
und Wendungen machet. Der große Rath,
wie auch der Theologe, und Anhänger brauchen
diesen Strom, wenn sie zierlich von einer artigen
Wendung, Vermischung der Sachen reden wol-
len. Da nun schwerlich ein Fluß eine gleichlau-
fende Linie machet: diese Männer aber doch nach-
zuahmen, einen besondern Verstand anzeiget; so
geben wir hiermit, kraft unsers Kunstrichteram-
tes, allen denen, die nur zum Dichten, und He-
xametrisiren
einigen Beruf fühlen, freye Macht
und Gewalt, ihren Strömen und Bächen, an de-
nen sie wohnen, gleiche Ehren zu erweisen. Die
Lindmat wird so gut seyn, als der Mäander,
und die Luppe so stolz auf ihre Beugungen seyn,
als jener. Zugleich billigen wir auch alle mög-
liche Beywörter, die daraus nur können geschni-

tzet
T
Ma Me
“Ueber der Erde war, wie ein heller kryſtalle-
ner Mantel,

“Alles Gewaͤſſer verbreitet. Noah, 359 S.

Ein Mantel von Glas! Eben ſo, wie ein glaͤ-
ſern Dach.
Vieleicht tragen die 200 Maͤnner
kryſtallene Maͤntel,
wenn ſie den großen Rath
vorſtellen.

Mark.

Vor dieſem ging es nicht an, etwas Fluͤßi-
ges auszuhoͤhlen;
denn wie konnte das hohl
bleiben, was in einander fließt. Der theure
Herr Arzt von Haller aber hoͤhlet Mark aus;
Se. Gn. machen und brauchen ein ausgehoͤhltes
Mark.

Meander.

Dieſes ſoll ein Fluß in Kleinaſien
ſeyn, der in ſeinem Laufe mancherley Kruͤmmen
und Wendungen machet. Der große Rath,
wie auch der Theologe, und Anhaͤnger brauchen
dieſen Strom, wenn ſie zierlich von einer artigen
Wendung, Vermiſchung der Sachen reden wol-
len. Da nun ſchwerlich ein Fluß eine gleichlau-
fende Linie machet: dieſe Maͤnner aber doch nach-
zuahmen, einen beſondern Verſtand anzeiget; ſo
geben wir hiermit, kraft unſers Kunſtrichteram-
tes, allen denen, die nur zum Dichten, und He-
xametriſiren
einigen Beruf fuͤhlen, freye Macht
und Gewalt, ihren Stroͤmen und Baͤchen, an de-
nen ſie wohnen, gleiche Ehren zu erweiſen. Die
Lindmat wird ſo gut ſeyn, als der Maͤander,
und die Luppe ſo ſtolz auf ihre Beugungen ſeyn,
als jener. Zugleich billigen wir auch alle moͤg-
liche Beywoͤrter, die daraus nur koͤnnen geſchni-

tzet
T
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0315" n="289"/>
            <fw place="top" type="header">Ma Me</fw><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Ueber der Erde war, wie ein <hi rendition="#fr">heller kry&#x017F;talle-<lb/><hi rendition="#et">ner Mantel,</hi></hi><lb/>
&#x201C;Alles Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er verbreitet. <hi rendition="#fr">Noah, 359 S.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>Ein <hi rendition="#fr">Mantel von Glas!</hi> Eben &#x017F;o, wie ein <hi rendition="#fr">gla&#x0364;-<lb/>
&#x017F;ern Dach.</hi> Vieleicht tragen die 200 <hi rendition="#fr">Ma&#x0364;nner<lb/>
kry&#x017F;tallene Ma&#x0364;ntel,</hi> wenn &#x017F;ie den <hi rendition="#fr">großen Rath</hi><lb/>
vor&#x017F;tellen.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Mark.</head>
            <p>Vor die&#x017F;em ging es nicht an, etwas <hi rendition="#fr">Flu&#x0364;ßi-<lb/>
ges auszuho&#x0364;hlen;</hi> denn wie konnte das <hi rendition="#fr">hohl</hi><lb/>
bleiben, <hi rendition="#fr">was in einander</hi> fließt. Der theure<lb/><hi rendition="#fr">Herr Arzt von Haller</hi> aber <hi rendition="#fr">ho&#x0364;hlet Mark</hi> aus;<lb/><hi rendition="#fr">Se. Gn.</hi> machen und brauchen ein <hi rendition="#fr">ausgeho&#x0364;hltes<lb/>
Mark.</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Meander.</head>
            <p>Die&#x017F;es &#x017F;oll ein <hi rendition="#fr">Fluß</hi> in <hi rendition="#fr">Kleina&#x017F;ien</hi><lb/>
&#x017F;eyn, der in &#x017F;einem Laufe mancherley Kru&#x0364;mmen<lb/>
und Wendungen machet. Der <hi rendition="#fr">große Rath,</hi><lb/>
wie auch der <hi rendition="#fr">Theologe,</hi> und <hi rendition="#fr">Anha&#x0364;nger</hi> brauchen<lb/>
die&#x017F;en Strom, wenn &#x017F;ie zierlich von einer artigen<lb/>
Wendung, Vermi&#x017F;chung der Sachen reden wol-<lb/>
len. Da nun &#x017F;chwerlich ein Fluß eine gleichlau-<lb/>
fende Linie machet: die&#x017F;e Ma&#x0364;nner aber doch nach-<lb/>
zuahmen, einen be&#x017F;ondern Ver&#x017F;tand anzeiget; &#x017F;o<lb/>
geben wir hiermit, kraft un&#x017F;ers Kun&#x017F;trichteram-<lb/>
tes, allen denen, die nur zum Dichten, und <hi rendition="#fr">He-<lb/>
xametri&#x017F;iren</hi> einigen Beruf fu&#x0364;hlen, freye Macht<lb/>
und Gewalt, ihren Stro&#x0364;men und Ba&#x0364;chen, an de-<lb/>
nen &#x017F;ie wohnen, gleiche Ehren zu erwei&#x017F;en. Die<lb/><hi rendition="#fr">Lindmat</hi> wird &#x017F;o gut &#x017F;eyn, als der <hi rendition="#fr">Ma&#x0364;ander,</hi><lb/>
und die <hi rendition="#fr">Luppe</hi> &#x017F;o &#x017F;tolz auf ihre Beugungen &#x017F;eyn,<lb/>
als jener. Zugleich billigen wir auch alle mo&#x0364;g-<lb/>
liche Beywo&#x0364;rter, die daraus nur ko&#x0364;nnen ge&#x017F;chni-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">T</fw><fw place="bottom" type="catch">tzet</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[289/0315] Ma Me “Ueber der Erde war, wie ein heller kryſtalle- ner Mantel, “Alles Gewaͤſſer verbreitet. Noah, 359 S. Ein Mantel von Glas! Eben ſo, wie ein glaͤ- ſern Dach. Vieleicht tragen die 200 Maͤnner kryſtallene Maͤntel, wenn ſie den großen Rath vorſtellen. Mark. Vor dieſem ging es nicht an, etwas Fluͤßi- ges auszuhoͤhlen; denn wie konnte das hohl bleiben, was in einander fließt. Der theure Herr Arzt von Haller aber hoͤhlet Mark aus; Se. Gn. machen und brauchen ein ausgehoͤhltes Mark. Meander. Dieſes ſoll ein Fluß in Kleinaſien ſeyn, der in ſeinem Laufe mancherley Kruͤmmen und Wendungen machet. Der große Rath, wie auch der Theologe, und Anhaͤnger brauchen dieſen Strom, wenn ſie zierlich von einer artigen Wendung, Vermiſchung der Sachen reden wol- len. Da nun ſchwerlich ein Fluß eine gleichlau- fende Linie machet: dieſe Maͤnner aber doch nach- zuahmen, einen beſondern Verſtand anzeiget; ſo geben wir hiermit, kraft unſers Kunſtrichteram- tes, allen denen, die nur zum Dichten, und He- xametriſiren einigen Beruf fuͤhlen, freye Macht und Gewalt, ihren Stroͤmen und Baͤchen, an de- nen ſie wohnen, gleiche Ehren zu erweiſen. Die Lindmat wird ſo gut ſeyn, als der Maͤander, und die Luppe ſo ſtolz auf ihre Beugungen ſeyn, als jener. Zugleich billigen wir auch alle moͤg- liche Beywoͤrter, die daraus nur koͤnnen geſchni- tzet T

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/315
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/315>, abgerufen am 22.11.2024.