Wie angenehm ist doch die Liebe! Erregt ihr Abbild zarte Triebe: Was wird das Urbild selber seyn? Haller, S. 70.
Diese Verse sind ein vollkommenes Abbild ihres Urhebers. So wahr ist das rede! damit ich dich sehen, und bewundern könne; und eine Nachtigall kann sich niemals verläugnen. Ja, wir wollten Se. Gn. von hinten erkennen, wenn wir auch nur Dero Stimme hörten.
Abbildungen einiger guten Stunden des Geistes.
S. Vorrede der bremischen Gedichte. Hierzu gehöret ein ganz besonderer Pinsel. 1. Stunden zu bilden; und 2. des Geistes Stunden zu bilden. Es sollen aber wohlgera- thene Gedichte heissen. Gedichte sind freylich Abbildungen des Geistes; der Stunden des Geistes: das war neu, und folglich ungemein. Man setzet, und wir loben den Vorsatz, hier auch selbst den Rang des Gedichtes fest: den Untersten unter den nicht unnützen; man sage nicht, un- tern nützlichen. So spricht der breite Herr Johann Heinrich Oest, ein höflicher Mann und deutlicher Dichter.
Abbrechen ein Leben, a. St. verkürzen.
Dieß thut der geschwächte Sinn der Alten. Hal- ler S. 6. Eben so saget man, Faden abbre- chen, und Eisen zerreissen. Der spöttische An- tilongin nennet diese Figur eine Catachresis. 70S. Allein er hat Unrecht. Haller nicht; denn
wie
Ab
Wie angenehm iſt doch die Liebe! Erregt ihr Abbild zarte Triebe: Was wird das Urbild ſelber ſeyn? Haller, S. 70.
Dieſe Verſe ſind ein vollkommenes Abbild ihres Urhebers. So wahr iſt das rede! damit ich dich ſehen, und bewundern koͤnne; und eine Nachtigall kann ſich niemals verlaͤugnen. Ja, wir wollten Se. Gn. von hinten erkennen, wenn wir auch nur Dero Stimme hoͤrten.
Abbildungen einiger guten Stunden des Geiſtes.
S. Vorrede der bremiſchen Gedichte. Hierzu gehoͤret ein ganz beſonderer Pinſel. 1. Stunden zu bilden; und 2. des Geiſtes Stunden zu bilden. Es ſollen aber wohlgera- thene Gedichte heiſſen. Gedichte ſind freylich Abbildungen des Geiſtes; der Stunden des Geiſtes: das war neu, und folglich ungemein. Man ſetzet, und wir loben den Vorſatz, hier auch ſelbſt den Rang des Gedichtes feſt: den Unterſten unter den nicht unnuͤtzen; man ſage nicht, un- tern nuͤtzlichen. So ſpricht der breite Herr Johann Heinrich Oeſt, ein hoͤflicher Mann und deutlicher Dichter.
Abbrechen ein Leben, a. St. verkuͤrzen.
Dieß thut der geſchwaͤchte Sinn der Alten. Hal- ler S. 6. Eben ſo ſaget man, Faden abbre- chen, und Eiſen zerreiſſen. Der ſpoͤttiſche An- tilongin nennet dieſe Figur eine Catachreſis. 70S. Allein er hat Unrecht. Haller nicht; denn
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Wie angenehm iſt doch die Liebe!
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Dieſe Verſe ſind ein vollkommenes Abbild ihres
Urhebers. So wahr iſt das rede! damit ich dich
ſehen, und bewundern koͤnne; und eine Nachtigall
kann ſich niemals verlaͤugnen. Ja, wir wollten
Se. Gn. von hinten erkennen, wenn wir auch
nur Dero Stimme hoͤrten.
Abbildungen einiger guten Stunden des Geiſtes.
S. Vorrede der bremiſchen Gedichte.
Hierzu gehoͤret ein ganz beſonderer Pinſel. 1.
Stunden zu bilden; und 2. des Geiſtes
Stunden zu bilden. Es ſollen aber wohlgera-
thene Gedichte heiſſen. Gedichte ſind freylich
Abbildungen des Geiſtes; der Stunden des
Geiſtes: das war neu, und folglich ungemein.
Man ſetzet, und wir loben den Vorſatz, hier auch
ſelbſt den Rang des Gedichtes feſt: den Unterſten
unter den nicht unnuͤtzen; man ſage nicht, un-
tern nuͤtzlichen. So ſpricht der breite Herr
Johann Heinrich Oeſt, ein hoͤflicher Mann
und deutlicher Dichter.
Abbrechen ein Leben, a. St. verkuͤrzen. Dieß
thut der geſchwaͤchte Sinn der Alten. Hal-
ler S. 6. Eben ſo ſaget man, Faden abbre-
chen, und Eiſen zerreiſſen. Der ſpoͤttiſche An-
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/28>, abgerufen am 21.11.2024.
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