Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.

Bild:
<< vorherige Seite
Kn Ko
"So wie ein lärmender Hagel, der auf dem
Dachziegel rasselt,
"Mit einem knirrenden Tone die Fenster der
Häuser zerschmettert: etc.
"Da schwirrten die Sehnen der Bogen, wie das
Schnarren knorrender Hunde.

Jst das nicht recht was Knorrendes, Schnar-
rendes, Schwirrendes, Schmetterndes,
Knirrendes, Rasselndes, Lärmendes?
Ohe!
jam satis!

Knotichte Sayten.

Nun kömmt ein Stückchen für
die Herren Geigenisten, oder, wie sie sich lieber
nennen, für die Herren Virtuosen. Sie mögen
uns sagen, wie diese Sayten klingen:

"Der Unterschied entspringet aus den Lauten:
"Auf knotichten ungestimmten Sayten
"Greift jener fein, u. hört doch grobe Töne.
Brem. Ged. 12 S.

So geht es unsern Hexametristen; sie greifen
fein; und man hört doch grobe Töne; sie wollen ei-
ne Laute schlagen, und man höret eine Sackpfeife;
sie stimmen hoch, und die Sayten reissen. Wir
ärgern uns daher recht, wann man sie tadelt.
Was können sie davor, daß es nicht Leute giebt,
die Midasohren haben?

Köpfe.

Hier ist für ein Heldengedicht ein sehr erha-
bener Ausdruck, und er zeiget, wie der Hr. Ma-
gister annehmlich fallen
kann.

-- "Hierauf entstand nun im Kriegsvolk
"Ein Getös; u. sie steckten die Köpfe einhäl-
lig zusammen." Nimr. 7 S.

Uns
Kn Ko
“So wie ein laͤrmender Hagel, der auf dem
Dachziegel raſſelt,
“Mit einem knirrenden Tone die Fenſter der
Haͤuſer zerſchmettert: ꝛc.
“Da ſchwirrten die Sehnen der Bogen, wie das
Schnarren knorrender Hunde.

Jſt das nicht recht was Knorrendes, Schnar-
rendes, Schwirrendes, Schmetterndes,
Knirrendes, Raſſelndes, Laͤrmendes?
Ohe!
jam ſatis!

Knotichte Sayten.

Nun koͤmmt ein Stuͤckchen fuͤr
die Herren Geigeniſten, oder, wie ſie ſich lieber
nennen, fuͤr die Herren Virtuoſen. Sie moͤgen
uns ſagen, wie dieſe Sayten klingen:

“Der Unterſchied entſpringet aus den Lauten:
“Auf knotichten ungeſtimmten Sayten
Greift jener fein, u. hoͤrt doch grobe Toͤne.
Brem. Ged. 12 S.

So geht es unſern Hexametriſten; ſie greifen
fein; und man hoͤrt doch grobe Toͤne; ſie wollen ei-
ne Laute ſchlagen, und man hoͤret eine Sackpfeife;
ſie ſtimmen hoch, und die Sayten reiſſen. Wir
aͤrgern uns daher recht, wann man ſie tadelt.
Was koͤnnen ſie davor, daß es nicht Leute giebt,
die Midasohren haben?

Koͤpfe.

Hier iſt fuͤr ein Heldengedicht ein ſehr erha-
bener Ausdruck, und er zeiget, wie der Hr. Ma-
giſter annehmlich fallen
kann.

— “Hierauf entſtand nun im Kriegsvolk
“Ein Getoͤs; u. ſie ſteckten die Koͤpfe einhaͤl-
lig zuſammen.” Nimr. 7 S.

Uns
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0276" n="250"/>
            <fw place="top" type="header">Kn Ko</fw><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;So wie ein <hi rendition="#fr">la&#x0364;rmender</hi> Hagel, der auf dem<lb/><hi rendition="#et">Dachziegel <hi rendition="#fr">ra&#x017F;&#x017F;elt,</hi></hi><lb/>
&#x201C;Mit einem <hi rendition="#fr">knirrenden</hi> Tone die Fen&#x017F;ter der<lb/><hi rendition="#et">Ha&#x0364;u&#x017F;er <hi rendition="#fr">zer&#x017F;chmettert:</hi> &#xA75B;c.</hi><lb/>
&#x201C;Da <hi rendition="#fr">&#x017F;chwirrten</hi> die Sehnen der Bogen, wie das<lb/><hi rendition="#et"><hi rendition="#fr">Schnarren knorrender</hi> Hunde.</hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>J&#x017F;t das nicht recht was <hi rendition="#fr">Knorrendes, Schnar-<lb/>
rendes, Schwirrendes, Schmetterndes,<lb/>
Knirrendes, Ra&#x017F;&#x017F;elndes, La&#x0364;rmendes?</hi> <hi rendition="#aq">Ohe!<lb/>
jam &#x017F;atis!</hi></p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Knotichte Sayten.</head>
            <p>Nun ko&#x0364;mmt ein Stu&#x0364;ckchen fu&#x0364;r<lb/>
die <hi rendition="#fr">Herren Geigeni&#x017F;ten,</hi> oder, wie &#x017F;ie &#x017F;ich lieber<lb/>
nennen, fu&#x0364;r die <hi rendition="#fr">Herren Virtuo&#x017F;en.</hi> Sie mo&#x0364;gen<lb/>
uns &#x017F;agen, wie die&#x017F;e Sayten klingen:</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x201C;Der Unter&#x017F;chied ent&#x017F;pringet aus den Lauten:<lb/>
&#x201C;Auf <hi rendition="#fr">knotichten</hi> unge&#x017F;timmten Sayten<lb/>
&#x201C;<hi rendition="#fr">Greift jener fein,</hi> u. <hi rendition="#fr">ho&#x0364;rt doch grobe To&#x0364;ne.<lb/><hi rendition="#et">Brem. Ged. 12 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <p>So geht es un&#x017F;ern <hi rendition="#fr">Hexametri&#x017F;ten;</hi> &#x017F;ie greifen<lb/>
fein; und man ho&#x0364;rt doch grobe To&#x0364;ne; &#x017F;ie wollen ei-<lb/>
ne Laute &#x017F;chlagen, und man ho&#x0364;ret eine Sackpfeife;<lb/>
&#x017F;ie &#x017F;timmen hoch, und die Sayten rei&#x017F;&#x017F;en. Wir<lb/>
a&#x0364;rgern uns daher recht, wann man &#x017F;ie tadelt.<lb/>
Was ko&#x0364;nnen &#x017F;ie davor, daß es nicht Leute giebt,<lb/>
die <hi rendition="#fr">Midasohren</hi> haben?</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>Ko&#x0364;pfe.</head>
            <p>Hier i&#x017F;t fu&#x0364;r ein Heldengedicht ein &#x017F;ehr erha-<lb/>
bener Ausdruck, und er zeiget, wie der <hi rendition="#fr">Hr. Ma-<lb/>
gi&#x017F;ter annehmlich fallen</hi> kann.</p><lb/>
            <cit>
              <quote>&#x2014; &#x201C;Hierauf ent&#x017F;tand nun im Kriegsvolk<lb/>
&#x201C;Ein Geto&#x0364;s; u. &#x017F;ie <hi rendition="#fr">&#x017F;teckten die Ko&#x0364;pfe einha&#x0364;l-<lb/><hi rendition="#et">lig zu&#x017F;ammen.&#x201D; Nimr. 7 S.</hi></hi></quote>
              <bibl/>
            </cit><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Uns</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[250/0276] Kn Ko “So wie ein laͤrmender Hagel, der auf dem Dachziegel raſſelt, “Mit einem knirrenden Tone die Fenſter der Haͤuſer zerſchmettert: ꝛc. “Da ſchwirrten die Sehnen der Bogen, wie das Schnarren knorrender Hunde. Jſt das nicht recht was Knorrendes, Schnar- rendes, Schwirrendes, Schmetterndes, Knirrendes, Raſſelndes, Laͤrmendes? Ohe! jam ſatis! Knotichte Sayten. Nun koͤmmt ein Stuͤckchen fuͤr die Herren Geigeniſten, oder, wie ſie ſich lieber nennen, fuͤr die Herren Virtuoſen. Sie moͤgen uns ſagen, wie dieſe Sayten klingen: “Der Unterſchied entſpringet aus den Lauten: “Auf knotichten ungeſtimmten Sayten “Greift jener fein, u. hoͤrt doch grobe Toͤne. Brem. Ged. 12 S. So geht es unſern Hexametriſten; ſie greifen fein; und man hoͤrt doch grobe Toͤne; ſie wollen ei- ne Laute ſchlagen, und man hoͤret eine Sackpfeife; ſie ſtimmen hoch, und die Sayten reiſſen. Wir aͤrgern uns daher recht, wann man ſie tadelt. Was koͤnnen ſie davor, daß es nicht Leute giebt, die Midasohren haben? Koͤpfe. Hier iſt fuͤr ein Heldengedicht ein ſehr erha- bener Ausdruck, und er zeiget, wie der Hr. Ma- giſter annehmlich fallen kann. — “Hierauf entſtand nun im Kriegsvolk “Ein Getoͤs; u. ſie ſteckten die Koͤpfe einhaͤl- lig zuſammen.” Nimr. 7 S. Uns

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/276
Zitationshilfe: Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/276>, abgerufen am 22.12.2024.