"Und bräche dann am Ende deiner Hoffnung "Der falsche Kloß: was würdest du beginnen? Brem. Ged. 7 S.
Folglich giebt es auch wirkliche oder treue Klöße. Ueberhaupt bauet der breite Hr. Johann Hein- rich Oest so leicht und fest, daß wir uns wun- dern, warum noch nicht alle Dichter eigene Häu- ser haben; es würde denn nicht heißen:
Mira mirorum! Poeta emit domum!
Der Bauherr lehret auch, wie man glauben müsse:
"Erst glaube eins; hernach glaub' auch das andre; "Erst glaube klüglich: wenig von allem: "So lernest du desto mehr von allem wissen." e. d.
Haben die Märtyrer auch so glauben lernen? Weiter! Die heil. Dichter haben die Entdeckung gemacht, daß Adam aus einem Kloße gebildet worden; sie nennen uns daher sterbliche Klöße: sie aber sind die unsterblichen Klöße und Schnee- bälle. Man siehet wohl, daß wir ihre Leimerde so fest zusammen drücken, damit ihre Theilchen nicht zerfallen mögen; unser Lob ist der Firniß, den wir darüber streichen, dami[t] sie halten und glänzen sollen.
Kiesel.
Q 3
Kl
geraͤumiger, als ihre; noch moraſtiger, als ihre.
Kloß der Hoffnung.
“Und braͤche dann am Ende deiner Hoffnung “Der falſche Kloß: was wuͤrdeſt du beginnen? Brem. Ged. 7 S.
Folglich giebt es auch wirkliche oder treue Kloͤße. Ueberhaupt bauet der breite Hr. Johann Hein- rich Oeſt ſo leicht und feſt, daß wir uns wun- dern, warum noch nicht alle Dichter eigene Haͤu- ſer haben; es wuͤrde denn nicht heißen:
Mira mirorum! Poeta emit domum!
Der Bauherr lehret auch, wie man glauben muͤſſe:
“Erſt glaube eins; hernach glaub’ auch das andre; “Erſt glaube kluͤglich: wenig von allem: “So lerneſt du deſto mehr von allem wiſſen.” e. d.
Haben die Maͤrtyrer auch ſo glauben lernen? Weiter! Die heil. Dichter haben die Entdeckung gemacht, daß Adam aus einem Kloße gebildet worden; ſie nennen uns daher ſterbliche Kloͤße: ſie aber ſind die unſterblichen Kloͤße und Schnee- baͤlle. Man ſiehet wohl, daß wir ihre Leimerde ſo feſt zuſammen druͤcken, damit ihre Theilchen nicht zerfallen moͤgen; unſer Lob iſt der Firniß, den wir daruͤber ſtreichen, dami[t] ſie halten und glaͤnzen ſollen.
Kieſel.
Q 3
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Kl
geraͤumiger, als ihre; noch moraſtiger, als
ihre.
Kloß der Hoffnung.
“Und braͤche dann am Ende deiner Hoffnung
“Der falſche Kloß: was wuͤrdeſt du beginnen?
Brem. Ged. 7 S.
Folglich giebt es auch wirkliche oder treue Kloͤße.
Ueberhaupt bauet der breite Hr. Johann Hein-
rich Oeſt ſo leicht und feſt, daß wir uns wun-
dern, warum noch nicht alle Dichter eigene Haͤu-
ſer haben; es wuͤrde denn nicht heißen:
Mira mirorum!
Poeta emit domum!
Der Bauherr lehret auch, wie man glauben
muͤſſe:
“Erſt glaube eins; hernach glaub’ auch das
andre;
“Erſt glaube kluͤglich: wenig von allem:
“So lerneſt du deſto mehr von allem wiſſen.”
e. d.
Haben die Maͤrtyrer auch ſo glauben lernen?
Weiter! Die heil. Dichter haben die Entdeckung
gemacht, daß Adam aus einem Kloße gebildet
worden; ſie nennen uns daher ſterbliche Kloͤße:
ſie aber ſind die unſterblichen Kloͤße und Schnee-
baͤlle. Man ſiehet wohl, daß wir ihre Leimerde
ſo feſt zuſammen druͤcken, damit ihre Theilchen
nicht zerfallen moͤgen; unſer Lob iſt der Firniß,
den wir daruͤber ſtreichen, damit ſie halten und
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Kieſel.
Q 3
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 245. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/271>, abgerufen am 16.02.2025.
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