springet. Denn so redet der kleine Geistschö- pfer mit dem größern:
Aber, o Werk! das nur Gott allgegenwärtig erkennet, Darf sich die Dichtkunst auch wohl, aus dunkler Ferne, dir nähern? Weihe sie, Geistschöpfer! vor dem ich in Stillem hier bethe; Führe sie mir, als deine Nachahmerin, voller Entzückung, Voll unsterblicher Kraft, in verklärter Schönheit entgegen. Rüste sie mit jener tiefsinnigen einsamen Weis- heit, Mit der du, forschender Geist! die Tiefen Got- tes durchschauest: Also werde ich, durch sie, Licht u. Offenbarun- gen sehen, Und die Erlösung des großen Meßias würdig besingen. Off. St. Klopst. 3 S.
Wir wollen die Spöttereyen eines losen Vo- gels hersetzen, und sie alsdann widerlegen. 1. Fragt er: "wer wird hier allgegenwärtig er- "kennet? Das Werk oder Gott? 2. Wem "nähert sich die Dichtkunst? 3. Wozu soll sie, "die Ferne, die wir unter Ferne bewundert ha- "ben, oder die Dichtkunst geweihet werden? "4. Jst das nicht eine fromme Verwegenheit, "die Dichtkunst für Gottes Nachahmerin, "und dazu in einem Gebethe, auszugeben? "Das Schaffen Gottes, und der Dichtkunst
"Schaf-
Ge
ſpringet. Denn ſo redet der kleine Geiſtſchoͤ- pfer mit dem groͤßern:
Aber, o Werk! das nur Gott allgegenwaͤrtig erkennet, Darf ſich die Dichtkunſt auch wohl, aus dunkler Ferne, dir naͤhern? Weihe ſie, Geiſtſchoͤpfer! vor dem ich in Stillem hier bethe; Fuͤhre ſie mir, als deine Nachahmerin, voller Entzuͤckung, Voll unſterblicher Kraft, in verklaͤrter Schoͤnheit entgegen. Ruͤſte ſie mit jener tiefſinnigen einſamen Weis- heit, Mit der du, forſchender Geiſt! die Tiefen Got- tes durchſchaueſt: Alſo werde ich, durch ſie, Licht u. Offenbarun- gen ſehen, Und die Erloͤſung des großen Meßias wuͤrdig beſingen. Off. St. Klopſt. 3 S.
Wir wollen die Spoͤttereyen eines loſen Vo- gels herſetzen, und ſie alsdann widerlegen. 1. Fragt er: “wer wird hier allgegenwaͤrtig er- “kennet? Das Werk oder Gott? 2. Wem “naͤhert ſich die Dichtkunſt? 3. Wozu ſoll ſie, “die Ferne, die wir unter Ferne bewundert ha- “ben, oder die Dichtkunſt geweihet werden? “4. Jſt das nicht eine fromme Verwegenheit, “die Dichtkunſt fuͤr Gottes Nachahmerin, “und dazu in einem Gebethe, auszugeben? “Das Schaffen Gottes, und der Dichtkunſt
“Schaf-
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Ge
ſpringet. Denn ſo redet der kleine Geiſtſchoͤ-
pfer mit dem groͤßern:
Aber, o Werk! das nur Gott allgegenwaͤrtig
erkennet,
Darf ſich die Dichtkunſt auch wohl, aus dunkler
Ferne, dir naͤhern?
Weihe ſie, Geiſtſchoͤpfer! vor dem ich in
Stillem hier bethe;
Fuͤhre ſie mir, als deine Nachahmerin, voller
Entzuͤckung,
Voll unſterblicher Kraft, in verklaͤrter Schoͤnheit
entgegen.
Ruͤſte ſie mit jener tiefſinnigen einſamen Weis-
heit,
Mit der du, forſchender Geiſt! die Tiefen Got-
tes durchſchaueſt:
Alſo werde ich, durch ſie, Licht u. Offenbarun-
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Und die Erloͤſung des großen Meßias wuͤrdig
beſingen. Off. St. Klopſt. 3 S.
Wir wollen die Spoͤttereyen eines loſen Vo-
gels herſetzen, und ſie alsdann widerlegen. 1.
Fragt er: “wer wird hier allgegenwaͤrtig er-
“kennet? Das Werk oder Gott? 2. Wem
“naͤhert ſich die Dichtkunſt? 3. Wozu ſoll ſie,
“die Ferne, die wir unter Ferne bewundert ha-
“ben, oder die Dichtkunſt geweihet werden?
“4. Jſt das nicht eine fromme Verwegenheit,
“die Dichtkunſt fuͤr Gottes Nachahmerin,
“und dazu in einem Gebethe, auszugeben?
“Das Schaffen Gottes, und der Dichtkunſt
“Schaf-
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/197>, abgerufen am 24.11.2024.
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