Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754.Vorrede. lachet er; so saget er: ich würde seine Kin-der verführen, denen ich die Ehre thue, sie zu unterweisen. Seine Frau Gemahlin gab gar jüngst dem Aeltesten ein Paar Ohrfeigen; weil er sie in einem Neujahr- wunsche verleugnet, und immer von Mut- ternatur, Muttererde und dergleichen ge- redet hatte. * "Du, Bube! sagte sie, willst du deine Mutter verleugnen?" Aber ich habe Mittel in der Hand, mich zu trö- sten. Lachet mich die lebendige Welt aus: so tröste ich mich mit der Nachwelt; und machet mich die scheu: so berufe ich mich auf Aristoteln. Jch habe ihn zwar nicht gelesen; denn ich kann sein Griechisch we- gen der Buchstaben nicht leiden. Genug! Aristotel und die göttlichen Dichter sa- gen es: ein Dichter herrsche mit unum- schränkter Macht über die Gesetze der Sprache. ** Da sieht mans, welche ei- ne * Siehe Noahn an vielen Orten. ** Siehe alle schweizerische Schriften und Bun-
desgenossen. Vorrede. lachet er; ſo ſaget er: ich wuͤrde ſeine Kin-der verfuͤhren, denen ich die Ehre thue, ſie zu unterweiſen. Seine Frau Gemahlin gab gar juͤngſt dem Aelteſten ein Paar Ohrfeigen; weil er ſie in einem Neujahr- wunſche verleugnet, und immer von Mut- ternatur, Muttererde und dergleichen ge- redet hatte. * “Du, Bube! ſagte ſie, willſt du deine Mutter verleugnen?” Aber ich habe Mittel in der Hand, mich zu troͤ- ſten. Lachet mich die lebendige Welt aus: ſo troͤſte ich mich mit der Nachwelt; und machet mich die ſcheu: ſo berufe ich mich auf Ariſtoteln. Jch habe ihn zwar nicht geleſen; denn ich kann ſein Griechiſch we- gen der Buchſtaben nicht leiden. Genug! Ariſtotel und die goͤttlichen Dichter ſa- gen es: ein Dichter herrſche mit unum- ſchraͤnkter Macht uͤber die Geſetze der Sprache. ** Da ſieht mans, welche ei- ne * Siehe Noahn an vielen Orten. ** Siehe alle ſchweizeriſche Schriften und Bun-
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Vorrede.
lachet er; ſo ſaget er: ich wuͤrde ſeine Kin-
der verfuͤhren, denen ich die Ehre thue, ſie
zu unterweiſen. Seine Frau Gemahlin
gab gar juͤngſt dem Aelteſten ein Paar
Ohrfeigen; weil er ſie in einem Neujahr-
wunſche verleugnet, und immer von Mut-
ternatur, Muttererde und dergleichen ge-
redet hatte. * “Du, Bube! ſagte ſie,
willſt du deine Mutter verleugnen?” Aber
ich habe Mittel in der Hand, mich zu troͤ-
ſten. Lachet mich die lebendige Welt aus:
ſo troͤſte ich mich mit der Nachwelt; und
machet mich die ſcheu: ſo berufe ich mich
auf Ariſtoteln. Jch habe ihn zwar nicht
geleſen; denn ich kann ſein Griechiſch we-
gen der Buchſtaben nicht leiden. Genug!
Ariſtotel und die goͤttlichen Dichter ſa-
gen es: ein Dichter herrſche mit unum-
ſchraͤnkter Macht uͤber die Geſetze der
Sprache. ** Da ſieht mans, welche ei-
ne
* Siehe Noahn an vielen Orten.
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Zitationshilfe: | Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/13>, abgerufen am 16.07.2024. |