ist zu vermuthen; weil ich sonst nicht wüßte, was breit erzählen hieße.
Bremische Gedichte.
Es ist in unsern Tagen Sit- te, wann ein Dichter seine Geburten taufet, sie ge- meiniglich mit dem Namen des Ortes, wo er sie ge- machet hat, zu zieren. Es ist auch sehr gut; man würde sonst nicht wissen, ob sie in den Wolken oder im Kothe wären gemachet worden. Viele haben sich dawider empöret. Sie wollen nicht lei- den, daß nur einer allein in einer Stadt das Recht zu dichten an sich reiße. Das wäre ein Eingriff in die öffentliche Freyheit; und zugleich grob, allen andern aufgeweckten Köpfen in einer Stadt die Fähigkeit zu dichten abzusprechen. Stadt- und Landärzte hätten wir wohl; aber noch nicht Stadt- und Landdichter. Allein den Ausspruch müssen wir von den Tribunalen des deutschen Witzes erwarten. Wir geniessen, was wir ha- ben; und ich freue mich, daß wir die bremischen Gedichte einem Jrrthume zuzuschreiben haben. Che felice Errore! Der breite Herr Vorred- ner gestehet es selbst mit seiner breiten Einsicht. Kein Wunder, daß eine so artige Verwirrung darinnen herrschet. Herr Joh. Heinrich Oest hat mir zu meinem Vergnügen vorgearbeitet. Er bildet sich nicht unbillig etwas darauf ein, und hat oft die körnichten Redensarten groß drucken lassen. Möchten ihm doch alle heilige Dichter nachah- men; mein Buch würde desto eher fertig werden. Aber ach! alles würde große Buchstaben haben.
Brigade.
Du wirst es diesem Wörtelein gleich an-
sehen,
Br
iſt zu vermuthen; weil ich ſonſt nicht wuͤßte, was breit erzaͤhlen hieße.
Bremiſche Gedichte.
Es iſt in unſern Tagen Sit- te, wann ein Dichter ſeine Geburten taufet, ſie ge- meiniglich mit dem Namen des Ortes, wo er ſie ge- machet hat, zu zieren. Es iſt auch ſehr gut; man wuͤrde ſonſt nicht wiſſen, ob ſie in den Wolken oder im Kothe waͤren gemachet worden. Viele haben ſich dawider empoͤret. Sie wollen nicht lei- den, daß nur einer allein in einer Stadt das Recht zu dichten an ſich reiße. Das waͤre ein Eingriff in die oͤffentliche Freyheit; und zugleich grob, allen andern aufgeweckten Koͤpfen in einer Stadt die Faͤhigkeit zu dichten abzuſprechen. Stadt- und Landaͤrzte haͤtten wir wohl; aber noch nicht Stadt- und Landdichter. Allein den Ausſpruch muͤſſen wir von den Tribunalen des deutſchen Witzes erwarten. Wir genieſſen, was wir ha- ben; und ich freue mich, daß wir die bremiſchen Gedichte einem Jrrthume zuzuſchreiben haben. Che felice Errore! Der breite Herr Vorred- ner geſtehet es ſelbſt mit ſeiner breiten Einſicht. Kein Wunder, daß eine ſo artige Verwirrung darinnen herrſchet. Herr Joh. Heinrich Oeſt hat mir zu meinem Vergnuͤgen vorgearbeitet. Er bildet ſich nicht unbillig etwas darauf ein, und hat oft die koͤrnichten Redensarten groß drucken laſſen. Moͤchten ihm doch alle heilige Dichter nachah- men; mein Buch wuͤrde deſto eher fertig werden. Aber ach! alles wuͤrde große Buchſtaben haben.
Brigade.
Du wirſt es dieſem Woͤrtelein gleich an-
ſehen,
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Br
iſt zu vermuthen; weil ich ſonſt nicht wuͤßte, was
breit erzaͤhlen hieße.
Bremiſche Gedichte. Es iſt in unſern Tagen Sit-
te, wann ein Dichter ſeine Geburten taufet, ſie ge-
meiniglich mit dem Namen des Ortes, wo er ſie ge-
machet hat, zu zieren. Es iſt auch ſehr gut; man
wuͤrde ſonſt nicht wiſſen, ob ſie in den Wolken
oder im Kothe waͤren gemachet worden. Viele
haben ſich dawider empoͤret. Sie wollen nicht lei-
den, daß nur einer allein in einer Stadt das Recht
zu dichten an ſich reiße. Das waͤre ein Eingriff in
die oͤffentliche Freyheit; und zugleich grob, allen
andern aufgeweckten Koͤpfen in einer Stadt die
Faͤhigkeit zu dichten abzuſprechen. Stadt- und
Landaͤrzte haͤtten wir wohl; aber noch nicht
Stadt- und Landdichter. Allein den Ausſpruch
muͤſſen wir von den Tribunalen des deutſchen
Witzes erwarten. Wir genieſſen, was wir ha-
ben; und ich freue mich, daß wir die bremiſchen
Gedichte einem Jrrthume zuzuſchreiben haben.
Che felice Errore! Der breite Herr Vorred-
ner geſtehet es ſelbſt mit ſeiner breiten Einſicht.
Kein Wunder, daß eine ſo artige Verwirrung
darinnen herrſchet. Herr Joh. Heinrich Oeſt
hat mir zu meinem Vergnuͤgen vorgearbeitet. Er
bildet ſich nicht unbillig etwas darauf ein, und hat
oft die koͤrnichten Redensarten groß drucken laſſen.
Moͤchten ihm doch alle heilige Dichter nachah-
men; mein Buch wuͤrde deſto eher fertig werden.
Aber ach! alles wuͤrde große Buchſtaben haben.
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Schönaich, Christoph Otto von: Die ganze Aesthetik in einer Nuß, oder Neologisches Wörterbuch. [Breslau], 1754, S. 75. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schoenaich_aesthetik_1754/101>, abgerufen am 22.11.2024.
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