Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658. Nach geendeter Deposition fähet der adjunctus an. So wündsche ich euch allen ingesambt (Giebt einem iedweden die Hand/ und geust ihnen Wein auff den Kopff) Glück und Wolfahrt zu eurem neuen Stand und Orden. Die Götter helffen daß ihr fleissig studieren/ und künfftiger Zeit hohe und vornehme Männer aus euch werden mögen/ (Gehen alle ab.) Pickelhering allein. Der Tübel wie hat mich der Kerl geschoren/ und wenn er mir alle grobe Späne hette abhauen sollen/ so were letzlich gar nichts an mir geblieben. Wie thut mir mein Buckel so weh. Das studieren lest sich gar mißlich unnd schlim an/ ist das/ das lustige und fröliche Studenten-Leben? glaub es der Hencker; ich wil einem andern die Lust für mir gerne gönnen. Aber was hilffts/ es mag drumb seyn/ so bin ich doch nun ein wackerer Kerl und Studente worden. Einer muß erst was leiden/ ehe man was wird/ und muß erst fein von unten anfangen. Jch dencke es sol nun über- standen seyn. Krieg ich den alten Hosenscheisser einmal/ ich wil ihn auch hobeln/ daß ihm die Rip- pen knacken sollen. Jch werde hinein gehen/ und werde sehen ob es nun was zum besten giebt/ denn auff einen guten Bissen/ gehört sich ein gut Trünckgen. (Gehet ab.) Vnter-
Nach geendeter Depoſition faͤhet der adjunctus an. So wuͤndſche ich euch allen ingeſambt (Giebt einem iedweden die Hand/ und geuſt ihnen Wein auff den Kopff) Gluͤck und Wolfahrt zu eurem neuen Stand und Orden. Die Goͤtter helffen daß ihr fleiſſig ſtudieren/ und kuͤnfftiger Zeit hohe und vornehme Maͤnner aus euch werden moͤgen/ (Gehen alle ab.) Pickelhering allein. Der Tuͤbel wie hat mich der Kerl geſchoren/ und wenn er mir alle grobe Spaͤne hette abhauen ſollen/ ſo were letzlich gar nichts an mir geblieben. Wie thut mir mein Buckel ſo weh. Das ſtudieren leſt ſich gar mißlich unnd ſchlim an/ iſt das/ das luſtige und froͤliche Studenten-Leben? glaub es der Hencker; ich wil einem andern die Luſt fuͤr mir gerne goͤnnen. Aber was hilffts/ es mag drumb ſeyn/ ſo bin ich doch nun ein wackerer Kerl und Studente worden. Einer muß erſt was leiden/ ehe man was wird/ und muß erſt fein von unten anfangen. Jch dencke es ſol nun uͤber- ſtanden ſeyn. Krieg ich den alten Hoſenſcheiſſer einmal/ ich wil ihn auch hobeln/ daß ihm die Rip- pen knacken ſollen. Jch werde hinein gehen/ und werde ſehen ob es nun was zum beſten giebt/ denn auff einen guten Biſſen/ gehoͤrt ſich ein gut Truͤnckgen. (Gehet ab.) Vnter-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#ADJ"> <pb facs="#f0090"/> <stage>Nach geendeter <hi rendition="#aq">Depoſition</hi> faͤhet der<lb/><hi rendition="#aq">adjunctus</hi> an.</stage><lb/> <p>So wuͤndſche ich euch allen ingeſambt</p> <stage>(Giebt<lb/> einem iedweden die Hand/ und geuſt ihnen Wein<lb/> auff den Kopff)</stage> <p>Gluͤck und Wolfahrt zu eurem<lb/> neuen Stand und Orden. Die Goͤtter helffen<lb/> daß ihr fleiſſig ſtudieren/ und kuͤnfftiger Zeit hohe<lb/> und vornehme Maͤnner aus euch werden moͤgen/</p><lb/> <stage>(Gehen alle ab.)</stage> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pickelhering allein.</speaker><lb/> <p>Der Tuͤbel wie hat mich der Kerl geſchoren/<lb/> und wenn er mir alle grobe Spaͤne hette abhauen<lb/> ſollen/ ſo were letzlich gar nichts an mir geblieben.<lb/> Wie thut mir mein Buckel ſo weh. Das ſtudieren<lb/> leſt ſich gar mißlich unnd ſchlim an/ iſt das/ das<lb/> luſtige und froͤliche Studenten-Leben? glaub<lb/> es der Hencker; ich wil einem andern die Luſt fuͤr<lb/> mir gerne goͤnnen. Aber was hilffts/ es mag<lb/> drumb ſeyn/ ſo bin ich doch nun ein wackerer Kerl<lb/> und Studente worden. Einer muß erſt was<lb/> leiden/ <choice><sic>eue</sic><corr>ehe</corr></choice> man was wird/ und muß erſt fein<lb/> von unten <choice><sic>anfagen</sic><corr>anfangen</corr></choice>. Jch dencke es ſol nun uͤber-<lb/> ſtanden ſeyn. Krieg ich den alten Hoſenſcheiſſer<lb/> einmal/ ich wil ihn auch hobeln/ daß ihm die Rip-<lb/> pen knacken ſollen. Jch werde hinein gehen/ und<lb/> werde ſehen ob es nun was zum beſten giebt/ denn<lb/> auff einen guten Biſſen/ gehoͤrt ſich ein gut<lb/> Truͤnckgen.</p> <stage>(Gehet ab.)</stage> </sp> </div> </div><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Vnter-</hi> </fw><lb/> </body> </text> </TEI> [0090]
Nach geendeter Depoſition faͤhet der
adjunctus an.
So wuͤndſche ich euch allen ingeſambt (Giebt
einem iedweden die Hand/ und geuſt ihnen Wein
auff den Kopff) Gluͤck und Wolfahrt zu eurem
neuen Stand und Orden. Die Goͤtter helffen
daß ihr fleiſſig ſtudieren/ und kuͤnfftiger Zeit hohe
und vornehme Maͤnner aus euch werden moͤgen/
(Gehen alle ab.)
Pickelhering allein.
Der Tuͤbel wie hat mich der Kerl geſchoren/
und wenn er mir alle grobe Spaͤne hette abhauen
ſollen/ ſo were letzlich gar nichts an mir geblieben.
Wie thut mir mein Buckel ſo weh. Das ſtudieren
leſt ſich gar mißlich unnd ſchlim an/ iſt das/ das
luſtige und froͤliche Studenten-Leben? glaub
es der Hencker; ich wil einem andern die Luſt fuͤr
mir gerne goͤnnen. Aber was hilffts/ es mag
drumb ſeyn/ ſo bin ich doch nun ein wackerer Kerl
und Studente worden. Einer muß erſt was
leiden/ ehe man was wird/ und muß erſt fein
von unten anfangen. Jch dencke es ſol nun uͤber-
ſtanden ſeyn. Krieg ich den alten Hoſenſcheiſſer
einmal/ ich wil ihn auch hobeln/ daß ihm die Rip-
pen knacken ſollen. Jch werde hinein gehen/ und
werde ſehen ob es nun was zum beſten giebt/ denn
auff einen guten Biſſen/ gehoͤrt ſich ein gut
Truͤnckgen. (Gehet ab.)
Vnter-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Ausgabe von 1658 stellt einen unveränderten N… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |