Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658. Decanus. Aber wer seyd ihr denn? Wem gehört ihr an? Pickelh. Meinem Vater/ der hat mich deßwegen stu- dieren lassen/ daß ich einmal/ bey ihm ein Reichs- Rath werden soll. Decanus. Wer ist denn euer Vater? Pickelh. Er ist seiner religion ein Schlotfeger. Decanus. Aber könnet ihr auch wol e[u]ere Lateinische Sprache reden. Pickelhering. Reden kan ich sie wol/ aber ich verstehe kein Wort davon. Das wil ich noch wol lernen/ ehe ich groß werde. Aber ich bitte Ehrenvester Herr Dickhans/ haltet uns doch nicht lange auff/ wir haben noch hier einen Brieff bey dem Weinschen- cken abzugeben. Es ist mächtig nöthig daran ge- legen. E. Herrl. wollen uns verzeihen/ daß wir ihm für dismahl nicht weiter Gesellschafft leisten können/ ein andermahl kan es wol geschehen. Er thue uns die Ehre und spreche uns einmal zu/ und bringe noch einen guten Freund oder ein paar mit/ wir haben unser Stube bey einem Pasteten- Bäcker/ ob es etwan so was zu schnabulieren setzen möchte. Deca-
Decanus. Aber wer ſeyd ihr denn? Wem gehoͤrt ihr an? Pickelh. Meinem Vater/ der hat mich deßwegen ſtu- dieren laſſen/ daß ich einmal/ bey ihm ein Reichs- Rath werden ſoll. Decanus. Wer iſt denn euer Vater? Pickelh. Er iſt ſeiner religion ein Schlotfeger. Decanus. Aber koͤnnet ihr auch wol e[u]ere Lateiniſche Sprache reden. Pickelhering. Reden kan ich ſie wol/ aber ich verſtehe kein Wort davon. Das wil ich noch wol lernen/ ehe ich groß werde. Aber ich bitte Ehrenveſter Herr Dickhans/ haltet uns doch nicht lange auff/ wir haben noch hier einen Brieff bey dem Weinſchen- cken abzugeben. Es iſt maͤchtig noͤthig daran ge- legen. E. Herrl. wollen uns verzeihen/ daß wir ihm fuͤr dismahl nicht weiter Geſellſchafft leiſten koͤnnen/ ein andermahl kan es wol geſchehen. Er thue uns die Ehre und ſpreche uns einmal zu/ und bringe noch einen guten Freund oder ein paar mit/ wir haben unſer Stube bey einem Paſteten- Baͤcker/ ob es etwan ſo was zu ſchnabulieren ſetzen moͤchte. Deca-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0077"/> <sp who="#DEC"> <speaker> <hi rendition="#aq">Decanus.</hi> </speaker><lb/> <p>Aber wer ſeyd ihr denn? Wem gehoͤrt<lb/> ihr an?</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pickelh.</speaker><lb/> <p>Meinem Vater/ der hat mich deßwegen ſtu-<lb/> dieren laſſen/ daß ich einmal/ bey ihm ein Reichs-<lb/> Rath werden ſoll.</p> </sp><lb/> <sp who="#DEC"> <speaker> <hi rendition="#aq">Decanus.</hi> </speaker><lb/> <p>Wer iſt denn euer Vater?</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pickelh.</speaker><lb/> <p>Er iſt ſeiner <hi rendition="#aq">religion</hi> ein Schlotfeger.</p> </sp><lb/> <sp who="#DEC"> <speaker> <hi rendition="#aq">Decanus.</hi> </speaker><lb/> <p>Aber koͤnnet ihr auch wol e<supplied>u</supplied>ere Lateiniſche<lb/> Sprache reden.</p> </sp><lb/> <sp who="#PIC"> <speaker>Pickelhering.</speaker><lb/> <p>Reden kan ich ſie wol/ aber ich verſtehe kein<lb/> Wort davon. Das wil ich noch wol lernen/ ehe<lb/> ich groß werde. Aber ich bitte Ehrenveſter Herr<lb/> Dickhans/ haltet uns doch nicht lange auff/ wir<lb/> haben noch hier einen Brieff bey dem Weinſchen-<lb/> cken abzugeben. Es iſt maͤchtig noͤthig daran ge-<lb/> legen. E. Herrl. wollen uns verzeihen/ daß wir<lb/> ihm fuͤr dismahl nicht weiter Geſellſchafft leiſten<lb/> koͤnnen/ ein andermahl kan es wol geſchehen. Er<lb/> thue uns die Ehre und ſpreche uns einmal zu/ und<lb/> bringe noch einen guten Freund oder ein paar<lb/> mit/ wir haben unſer Stube bey einem Paſteten-<lb/> Baͤcker/ ob es etwan ſo was zu ſchnabulieren ſetzen<lb/> moͤchte.</p><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Deca-</hi> </fw> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0077]
Decanus.
Aber wer ſeyd ihr denn? Wem gehoͤrt
ihr an?
Pickelh.
Meinem Vater/ der hat mich deßwegen ſtu-
dieren laſſen/ daß ich einmal/ bey ihm ein Reichs-
Rath werden ſoll.
Decanus.
Wer iſt denn euer Vater?
Pickelh.
Er iſt ſeiner religion ein Schlotfeger.
Decanus.
Aber koͤnnet ihr auch wol euere Lateiniſche
Sprache reden.
Pickelhering.
Reden kan ich ſie wol/ aber ich verſtehe kein
Wort davon. Das wil ich noch wol lernen/ ehe
ich groß werde. Aber ich bitte Ehrenveſter Herr
Dickhans/ haltet uns doch nicht lange auff/ wir
haben noch hier einen Brieff bey dem Weinſchen-
cken abzugeben. Es iſt maͤchtig noͤthig daran ge-
legen. E. Herrl. wollen uns verzeihen/ daß wir
ihm fuͤr dismahl nicht weiter Geſellſchafft leiſten
koͤnnen/ ein andermahl kan es wol geſchehen. Er
thue uns die Ehre und ſpreche uns einmal zu/ und
bringe noch einen guten Freund oder ein paar
mit/ wir haben unſer Stube bey einem Paſteten-
Baͤcker/ ob es etwan ſo was zu ſchnabulieren ſetzen
moͤchte.
Deca-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Ausgabe von 1658 stellt einen unveränderten N… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |