Schoch, Johann Georg: Comoedia Vom Studenten-Leben. Leipzig, 1658.
ich von neuen in ihm zu leben anfange. Meine Tugenden und Ritterlichen Thaten/ die das Alte[r] gemachsam in mir vertunckelt und zu Grabe trä- get/ stehen von neuen wiederumb in meinem Flo- retto auf (umbfähet ihn, Floretto kniet für ihm nieder) Floretto, Floretto ihr seyd mein eintziger Trost in meinem Alter/ wiewohl habe ich doch das Meine angelegt. Wie wenig hat mich meine Hoffnung von euch betrogen. So ziehet denn hin in Gottes Nahmen/ die Götter seynd mit euch/ stehet dem Vaterlande wohl für/ dienet eu- erm Herrn getreue/ lasset euch das Hoffleben nicht verführen/ verlasset euch nicht zuviel auff Fürsten und Herren Gunst/ nehmet nicht Ge- schencke noch Gaben/ stehet den Armen und Noth- dürfftigen bey/ und sehet für allen/ daß ihr ein gutes Gewissen und ehrlichen Nahmen behaltet/ so allen Schätzen ja allen Königreichen bey wei- ten für zuziehen/ nehmet diese meine Lehre fleißig in acht/ und lasset sie nimmermehr aus euerm Hertzen kommen. Floretto. Jch dancke gleichfals den Göttern daß sie mich nur nicht bloß aus Adelichem Geblüthe haben herkommen lassen/ sondern euch auch mir zum Vater gegeben/ einen solchen Va- ter von dem ich mich rühmen kan/ daß ich allen Glantz und alles was ich habe/ von ihm habe/ euch nechst M v
ich von neuen in ihm zu leben anfange. Meine Tugenden und Ritterlichen Thaten/ die das Alte[r] gemachſam in mir vertunckelt und zu Grabe traͤ- get/ ſtehen von neuen wiederumb in meinem Flo- retto auf (umbfaͤhet ihn, Floretto kniet fuͤr ihm nieder) Floretto, Floretto ihr ſeyd mein eintziger Troſt in meinem Alter/ wiewohl habe ich doch das Meine angelegt. Wie wenig hat mich meine Hoffnung von euch betrogen. So ziehet denn hin in Gottes Nahmen/ die Goͤtter ſeynd mit euch/ ſtehet dem Vaterlande wohl fuͤr/ dienet eu- erm Herrn getreue/ laſſet euch das Hoffleben nicht verfuͤhren/ verlaſſet euch nicht zuviel auff Fuͤrſten und Herren Gunſt/ nehmet nicht Ge- ſchencke noch Gaben/ ſtehet den Armen und Noth- duͤrfftigen bey/ und ſehet fuͤr allen/ daß ihr ein gutes Gewiſſen und ehrlichen Nahmen behaltet/ ſo allen Schaͤtzen ja allen Koͤnigreichen bey wei- ten fuͤr zuziehen/ nehmet dieſe meine Lehre fleißig in acht/ und laſſet ſie nimmermehr aus euerm Hertzen kommen. Floretto. Jch dancke gleichfals den Goͤttern daß ſie mich nur nicht bloß aus Adelichem Gebluͤthe haben herkommen laſſen/ ſondern euch auch mir zum Vater gegeben/ einen ſolchen Va- ter von dem ich mich ruͤhmen kan/ daß ich allen Glantz und alles was ich habe/ von ihm habe/ euch nechſt M v
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ich von neuen in ihm zu leben anfange. Meine
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retto auf (umbfaͤhet ihn, Floretto kniet fuͤr ihm
nieder) Floretto, Floretto ihr ſeyd mein eintziger
Troſt in meinem Alter/ wiewohl habe ich doch das
Meine angelegt. Wie wenig hat mich meine
Hoffnung von euch betrogen. So ziehet denn
hin in Gottes Nahmen/ die Goͤtter ſeynd mit
euch/ ſtehet dem Vaterlande wohl fuͤr/ dienet eu-
erm Herrn getreue/ laſſet euch das Hoffleben
nicht verfuͤhren/ verlaſſet euch nicht zuviel auff
Fuͤrſten und Herren Gunſt/ nehmet nicht Ge-
ſchencke noch Gaben/ ſtehet den Armen und Noth-
duͤrfftigen bey/ und ſehet fuͤr allen/ daß ihr ein
gutes Gewiſſen und ehrlichen Nahmen behaltet/
ſo allen Schaͤtzen ja allen Koͤnigreichen bey wei-
ten fuͤr zuziehen/ nehmet dieſe meine Lehre fleißig
in acht/ und laſſet ſie nimmermehr aus euerm
Hertzen kommen.
Floretto.
Jch dancke gleichfals den Goͤttern daß
ſie mich nur nicht bloß aus Adelichem Gebluͤthe
haben herkommen laſſen/ ſondern euch auch
mir zum Vater gegeben/ einen ſolchen Va-
ter von dem ich mich ruͤhmen kan/ daß ich allen
Glantz und alles was ich habe/ von ihm habe/ euch
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