Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schnitzler, Arthur: Traumnovelle. Berlin, 1926.

Bild:
<< vorherige Seite

"Unmeglich, zu gefährlich."

"Vor einer Minute hattest du doch selbst die Absicht... mir zu ,vergennen'. Es wird schon möglich sein."

Nachtigall betrachtete ihn prüfend. "So wie du bist - kenntest du auf keinen Fall, nämlich alle sind maskiert, Herren und Damen. Hast du eine Maske bei dir und soo? Unmeglich. Vielleicht nächstes Mal. Werde mir was ausspekulieren." Er horchte auf und blickte wieder durch den Vorhangspalt auf die Straße, und aufatmend: "Da ist der Wagen. Adieu."

Fridolin hielt ihn beim Arm fest. "So kommst du mir nicht davon. Du wirst mich mitnehmen."

"Aber Kollega..."

"Überlaß mir alles Weitere. Ich weiß schon, daß es ,gefährlich' ist - vielleicht lockt mich gerade das."

"Aber ich sage dir schon - ohne Kostim und Larve -"

"Es gibt Maskenleihanstalten."

"Um ein Uhr früh -!"

"Hör einmal zu, Nachtigall. Ecke Wickenburgstraße befindet sich so ein Unternehmen. Täglich gehe ich ein paarmal an der Tafel vorbei." Und hastig, in wachsender Erregung: "Du bleibst hier noch eine Viertelstunde, Nachtigall, ich versuch' indessen dort mein Glück. Der Besitzer der Leihanstalt wohnt vermutlich im gleichen Haus. Wenn nicht - dann

„Unmeglich, zu gefährlich.“

„Vor einer Minute hattest du doch selbst die Absicht... mir zu ‚vergennen‘. Es wird schon möglich sein.“

Nachtigall betrachtete ihn prüfend. „So wie du bist – kenntest du auf keinen Fall, nämlich alle sind maskiert, Herren und Damen. Hast du eine Maske bei dir und soo? Unmeglich. Vielleicht nächstes Mal. Werde mir was ausspekulieren.“ Er horchte auf und blickte wieder durch den Vorhangspalt auf die Straße, und aufatmend: „Da ist der Wagen. Adieu.“

Fridolin hielt ihn beim Arm fest. „So kommst du mir nicht davon. Du wirst mich mitnehmen.“

„Aber Kollega...“

„Überlaß mir alles Weitere. Ich weiß schon, daß es ‚gefährlich‘ ist – vielleicht lockt mich gerade das.“

„Aber ich sage dir schon – ohne Kostim und Larve –“

„Es gibt Maskenleihanstalten.“

„Um ein Uhr früh –!“

„Hör einmal zu, Nachtigall. Ecke Wickenburgstraße befindet sich so ein Unternehmen. Täglich gehe ich ein paarmal an der Tafel vorbei.“ Und hastig, in wachsender Erregung: „Du bleibst hier noch eine Viertelstunde, Nachtigall, ich versuch’ indessen dort mein Glück. Der Besitzer der Leihanstalt wohnt vermutlich im gleichen Haus. Wenn nicht – dann

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0049" n="47"/>
&#x201E;Unmeglich, zu gefährlich.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Vor einer Minute hattest du doch selbst die Absicht... mir zu &#x201A;vergennen&#x2018;. Es wird schon möglich sein.&#x201C;</p>
        <p>Nachtigall betrachtete ihn prüfend. &#x201E;So wie du bist &#x2013; kenntest du auf keinen Fall, nämlich alle sind maskiert, Herren und Damen. Hast du eine Maske bei dir und soo? Unmeglich. Vielleicht nächstes Mal. Werde mir was ausspekulieren.&#x201C; Er horchte auf und blickte wieder durch den Vorhangspalt auf die Straße, und aufatmend: &#x201E;Da ist der Wagen. Adieu.&#x201C;</p>
        <p>Fridolin hielt ihn beim Arm fest. &#x201E;So kommst du mir nicht davon. Du wirst mich mitnehmen.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Aber Kollega...&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Überlaß mir alles Weitere. Ich weiß schon, daß es &#x201A;gefährlich&#x2018; ist &#x2013; vielleicht lockt mich gerade das.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Aber ich sage dir schon &#x2013; ohne Kostim und Larve &#x2013;&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Es gibt Maskenleihanstalten.&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Um ein Uhr früh &#x2013;!&#x201C;</p>
        <p>&#x201E;Hör einmal zu, Nachtigall. Ecke Wickenburgstraße befindet sich so ein Unternehmen. Täglich gehe ich ein paarmal an der Tafel vorbei.&#x201C; Und hastig, in wachsender Erregung: &#x201E;Du bleibst hier noch eine Viertelstunde, Nachtigall, ich versuch&#x2019; indessen dort mein Glück. Der Besitzer der Leihanstalt wohnt vermutlich im gleichen Haus. Wenn nicht &#x2013; dann
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[47/0049] „Unmeglich, zu gefährlich.“ „Vor einer Minute hattest du doch selbst die Absicht... mir zu ‚vergennen‘. Es wird schon möglich sein.“ Nachtigall betrachtete ihn prüfend. „So wie du bist – kenntest du auf keinen Fall, nämlich alle sind maskiert, Herren und Damen. Hast du eine Maske bei dir und soo? Unmeglich. Vielleicht nächstes Mal. Werde mir was ausspekulieren.“ Er horchte auf und blickte wieder durch den Vorhangspalt auf die Straße, und aufatmend: „Da ist der Wagen. Adieu.“ Fridolin hielt ihn beim Arm fest. „So kommst du mir nicht davon. Du wirst mich mitnehmen.“ „Aber Kollega...“ „Überlaß mir alles Weitere. Ich weiß schon, daß es ‚gefährlich‘ ist – vielleicht lockt mich gerade das.“ „Aber ich sage dir schon – ohne Kostim und Larve –“ „Es gibt Maskenleihanstalten.“ „Um ein Uhr früh –!“ „Hör einmal zu, Nachtigall. Ecke Wickenburgstraße befindet sich so ein Unternehmen. Täglich gehe ich ein paarmal an der Tafel vorbei.“ Und hastig, in wachsender Erregung: „Du bleibst hier noch eine Viertelstunde, Nachtigall, ich versuch’ indessen dort mein Glück. Der Besitzer der Leihanstalt wohnt vermutlich im gleichen Haus. Wenn nicht – dann

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_traumnovelle_1926
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_traumnovelle_1926/49
Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Traumnovelle. Berlin, 1926, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_traumnovelle_1926/49>, abgerufen am 18.12.2024.