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Schnitzler, Arthur: Liebelei. Berlin, 1896.

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Katharina.
Ich hab's gar nicht glauben wollen, wie mir's
der Binder erzählt hat. Der hat Sie nämlich gesehn ...
Geh', hab' ich ihm gesagt, Du wirst Dich verschaut
haben. Das Fräulein Christin', die ist keine Person,
die mit eleganten jungen Herren am Abend spazieren
geht, und wenn schon, so wird's doch so gescheidt
sein, und nicht g'rad in unserer Gassen! Na, sagt
er, kannst sie ja selber fragen! Und, sagt er, ein
Wunder ist's ja nicht -- zu uns kommt sie gar
nimmermehr -- aber dafür lauft sie in einer Tour
mit der Schlager Mizi herum, ist das eine Gesellschaft
für ein anständiges junges Mädel? -- Die Männer
sind ja so ordinär, Fräul'n Christin'. Und dem
Franz hat er's natürlich auch gleich erzählen müssen,
aber der ist schön bös worden, -- und für die
Fräul'n Christin' legt er die Hand in's Feuer, und
wer was über sie sagt, der hat's mit ihm zu thun.
Und wie Sie so für's Häusliche sind, und wie lieb
Sie alleweil mit der alten Fräul'n Tant' gewesen
sind -- Gott schenk' ihr die ewige Ruh' -- und
wie bescheiden und wie eingezogen als Sie leben
und so weiter ...
(Pause). Vielleicht kommen S'
doch mit zur Musik?
Christine.
Nein ...
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Katharina.
Ich hab’s gar nicht glauben wollen, wie mir’s
der Binder erzählt hat. Der hat Sie nämlich geſehn …
Geh’, hab’ ich ihm geſagt, Du wirſt Dich verſchaut
haben. Das Fräulein Chriſtin’, die iſt keine Perſon,
die mit eleganten jungen Herren am Abend ſpazieren
geht, und wenn ſchon, ſo wird’s doch ſo geſcheidt
ſein, und nicht g’rad in unſerer Gaſſen! Na, ſagt
er, kannſt ſie ja ſelber fragen! Und, ſagt er, ein
Wunder iſt’s ja nicht — zu uns kommt ſie gar
nimmermehr — aber dafür lauft ſie in einer Tour
mit der Schlager Mizi herum, iſt das eine Geſellſchaft
für ein anſtändiges junges Mädel? — Die Männer
ſind ja ſo ordinär, Fräul’n Chriſtin’. Und dem
Franz hat er’s natürlich auch gleich erzählen müſſen,
aber der iſt ſchön bös worden, — und für die
Fräul’n Chriſtin’ legt er die Hand in’s Feuer, und
wer was über ſie ſagt, der hat’s mit ihm zu thun.
Und wie Sie ſo für’s Häusliche ſind, und wie lieb
Sie alleweil mit der alten Fräul’n Tant’ geweſen
ſind — Gott ſchenk’ ihr die ewige Ruh’ — und
wie beſcheiden und wie eingezogen als Sie leben
und ſo weiter …
(Pauſe). Vielleicht kommen S’
doch mit zur Muſik?
Chriſtine.
Nein …
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[81/0087] Katharina. Ich hab’s gar nicht glauben wollen, wie mir’s der Binder erzählt hat. Der hat Sie nämlich geſehn … Geh’, hab’ ich ihm geſagt, Du wirſt Dich verſchaut haben. Das Fräulein Chriſtin’, die iſt keine Perſon, die mit eleganten jungen Herren am Abend ſpazieren geht, und wenn ſchon, ſo wird’s doch ſo geſcheidt ſein, und nicht g’rad in unſerer Gaſſen! Na, ſagt er, kannſt ſie ja ſelber fragen! Und, ſagt er, ein Wunder iſt’s ja nicht — zu uns kommt ſie gar nimmermehr — aber dafür lauft ſie in einer Tour mit der Schlager Mizi herum, iſt das eine Geſellſchaft für ein anſtändiges junges Mädel? — Die Männer ſind ja ſo ordinär, Fräul’n Chriſtin’. Und dem Franz hat er’s natürlich auch gleich erzählen müſſen, aber der iſt ſchön bös worden, — und für die Fräul’n Chriſtin’ legt er die Hand in’s Feuer, und wer was über ſie ſagt, der hat’s mit ihm zu thun. Und wie Sie ſo für’s Häusliche ſind, und wie lieb Sie alleweil mit der alten Fräul’n Tant’ geweſen ſind — Gott ſchenk’ ihr die ewige Ruh’ — und wie beſcheiden und wie eingezogen als Sie leben und ſo weiter … (Pauſe). Vielleicht kommen S’ doch mit zur Muſik? Chriſtine. Nein … 6

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Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Liebelei. Berlin, 1896, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_liebelei_1896/87>, abgerufen am 24.11.2024.