Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schnitzler, Arthur: Liebelei. Berlin, 1896.

Bild:
<< vorherige Seite
Wenn's auch ein Irrthum war, ist denn da gleich
eine Ursach' zum verzweifelt sein für so ein junges
Geschöpf, wie Du eins bist? -- Denk' doch nur, wie
schön, wie wunderschön das Leben ist. Denk' nur,
an wie vielen Dingen man sich freuen kann, wie viel
Jugend, wie viel Glück noch vor Dir liegt ...
Schau, ich hab doch nicht mehr viel von der ganzen
Welt, und sogar für mich ist das Leben noch schön
-- und auf so viel Sachen kann ich mich noch freuen.
Wie Du und ich zusammen sein werden -- wie wir
uns das Leben einrichten wollen -- Du und ich ...
wie Du wieder -- jetzt, wenn die schöne Zeit kommt,
anfangen wirst zu singen, und wie wir dann, wenn
die Ferien da sind, auf's Land hinausgehn werden
in's Grüne, gleich auf den ganzen Tag -- ja -- oh,
so viel schöne Sachen giebt's ... so viel. -- Es
ist ja unsinnig, gleich Alles aufzugeben, weil man
sein erstes Glück hingeben muß oder irgend was, das
man dafür gehalten hat --
Christine.
(angstvoll). Warum ... muß ich's denn hingeben ...?
Weiring.
War's denn eins? Glaubst denn wirklich, Christin',
daß Du's Deinem Vater erst heut hast sagen müssen?
Ich hab's längst gewußt! -- und auch daß Du mir's
sagen wirst, hab' ich gewußt. Nein, nie war's ein
Wenn’s auch ein Irrthum war, iſt denn da gleich
eine Urſach’ zum verzweifelt ſein für ſo ein junges
Geſchöpf, wie Du eins biſt? — Denk’ doch nur, wie
ſchön, wie wunderſchön das Leben iſt. Denk’ nur,
an wie vielen Dingen man ſich freuen kann, wie viel
Jugend, wie viel Glück noch vor Dir liegt …
Schau, ich hab doch nicht mehr viel von der ganzen
Welt, und ſogar für mich iſt das Leben noch ſchön
— und auf ſo viel Sachen kann ich mich noch freuen.
Wie Du und ich zuſammen ſein werden — wie wir
uns das Leben einrichten wollen — Du und ich …
wie Du wieder — jetzt, wenn die ſchöne Zeit kommt,
anfangen wirſt zu ſingen, und wie wir dann, wenn
die Ferien da ſind, auf’s Land hinausgehn werden
in’s Grüne, gleich auf den ganzen Tag — ja — oh,
ſo viel ſchöne Sachen giebt’s … ſo viel. — Es
iſt ja unſinnig, gleich Alles aufzugeben, weil man
ſein erſtes Glück hingeben muß oder irgend was, das
man dafür gehalten hat —
Chriſtine.
(angſtvoll). Warum … muß ich’s denn hingeben …?
Weiring.
War’s denn eins? Glaubſt denn wirklich, Chriſtin’,
daß Du’s Deinem Vater erſt heut haſt ſagen müſſen?
Ich hab’s längſt gewußt! — und auch daß Du mir’s
ſagen wirſt, hab’ ich gewußt. Nein, nie war’s ein
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <sp who="#WEI">
          <p><pb facs="#f0134" n="128"/>
Wenn&#x2019;s auch ein Irrthum war, i&#x017F;t denn da gleich<lb/>
eine Ur&#x017F;ach&#x2019; zum verzweifelt &#x017F;ein für &#x017F;o ein junges<lb/>
Ge&#x017F;chöpf, wie Du eins bi&#x017F;t? &#x2014; Denk&#x2019; doch nur, wie<lb/>
&#x017F;chön, wie wunder&#x017F;chön das Leben i&#x017F;t. Denk&#x2019; nur,<lb/>
an wie vielen Dingen man &#x017F;ich freuen kann, wie viel<lb/>
Jugend, wie viel Glück noch vor Dir liegt &#x2026;<lb/>
Schau, ich hab doch nicht mehr viel von der ganzen<lb/>
Welt, und &#x017F;ogar für mich i&#x017F;t das Leben noch &#x017F;chön<lb/>
&#x2014; und auf &#x017F;o viel Sachen kann ich mich noch freuen.<lb/>
Wie Du und ich zu&#x017F;ammen &#x017F;ein werden &#x2014; wie wir<lb/>
uns das Leben einrichten wollen &#x2014; Du und ich &#x2026;<lb/>
wie Du wieder &#x2014; jetzt, wenn die &#x017F;chöne Zeit kommt,<lb/>
anfangen wir&#x017F;t zu &#x017F;ingen, und wie wir dann, wenn<lb/>
die Ferien da &#x017F;ind, auf&#x2019;s Land hinausgehn werden<lb/>
in&#x2019;s Grüne, gleich auf den ganzen Tag &#x2014; ja &#x2014; oh,<lb/>
&#x017F;o viel &#x017F;chöne Sachen giebt&#x2019;s &#x2026; &#x017F;o viel. &#x2014; Es<lb/>
i&#x017F;t ja un&#x017F;innig, gleich Alles aufzugeben, weil man<lb/>
&#x017F;ein er&#x017F;tes Glück hingeben muß oder irgend was, das<lb/>
man dafür gehalten hat &#x2014;</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#CHR">
          <speaker><hi rendition="#g">Chri&#x017F;tine</hi>.</speaker><lb/>
          <stage>(ang&#x017F;tvoll).</stage>
          <p>Warum &#x2026; muß ich&#x2019;s denn hingeben &#x2026;?</p>
        </sp><lb/>
        <sp who="#WEI">
          <speaker><hi rendition="#g">Weiring</hi>.</speaker><lb/>
          <p>War&#x2019;s denn eins? Glaub&#x017F;t denn wirklich, Chri&#x017F;tin&#x2019;,<lb/>
daß Du&#x2019;s Deinem Vater er&#x017F;t heut ha&#x017F;t &#x017F;agen mü&#x017F;&#x017F;en?<lb/>
Ich hab&#x2019;s läng&#x017F;t gewußt! &#x2014; und auch daß Du mir&#x2019;s<lb/>
&#x017F;agen wir&#x017F;t, hab&#x2019; ich gewußt. Nein, nie war&#x2019;s ein<lb/></p>
        </sp>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[128/0134] Wenn’s auch ein Irrthum war, iſt denn da gleich eine Urſach’ zum verzweifelt ſein für ſo ein junges Geſchöpf, wie Du eins biſt? — Denk’ doch nur, wie ſchön, wie wunderſchön das Leben iſt. Denk’ nur, an wie vielen Dingen man ſich freuen kann, wie viel Jugend, wie viel Glück noch vor Dir liegt … Schau, ich hab doch nicht mehr viel von der ganzen Welt, und ſogar für mich iſt das Leben noch ſchön — und auf ſo viel Sachen kann ich mich noch freuen. Wie Du und ich zuſammen ſein werden — wie wir uns das Leben einrichten wollen — Du und ich … wie Du wieder — jetzt, wenn die ſchöne Zeit kommt, anfangen wirſt zu ſingen, und wie wir dann, wenn die Ferien da ſind, auf’s Land hinausgehn werden in’s Grüne, gleich auf den ganzen Tag — ja — oh, ſo viel ſchöne Sachen giebt’s … ſo viel. — Es iſt ja unſinnig, gleich Alles aufzugeben, weil man ſein erſtes Glück hingeben muß oder irgend was, das man dafür gehalten hat — Chriſtine. (angſtvoll). Warum … muß ich’s denn hingeben …? Weiring. War’s denn eins? Glaubſt denn wirklich, Chriſtin’, daß Du’s Deinem Vater erſt heut haſt ſagen müſſen? Ich hab’s längſt gewußt! — und auch daß Du mir’s ſagen wirſt, hab’ ich gewußt. Nein, nie war’s ein

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_liebelei_1896
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_liebelei_1896/134
Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Liebelei. Berlin, 1896, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_liebelei_1896/134>, abgerufen am 24.11.2024.