Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924.man ist eben nur ein Mann, und es ist nicht meine Schuld, daß Sie so schön sind, Else." - Was will er? Was will er -? - "Vielleicht hätte ich heute oder morgen das Gleiche von Ihnen erbeten, was ich jetzt erbitten will, auch wenn Sie nicht eine Million, pardon - dreißigtausend Gulden von mir gewünscht hätten. Aber freilich, unter anderen Umständen hätten Sie mir wohl kaum Gelegenheit vergönnt, so lange Zeit unter vier Augen mit Ihnen zu reden" - "O, ich habe Sie wirklich allzu lange in Anspruch genommen, Herr von Dorsday." Das habe ich gut gesagt. Fred wäre zufrieden. Was ist das? Er faßt nach meiner Hand? Was fällt ihm denn ein? - "Wissen Sie es denn nicht schon lange, Else." - Er soll meine Hand loslassen! Nun, Gott sei Dank, er läßt sie los. Nicht so nah, nicht so nah. - "Sie müßten keine Frau sein, Else, wenn Sie es nicht gemerkt hätten. Je vous desire." - Er hätte es auch deutsch sagen können, der Herr Vicomte. - "Muß ich noch mehr sagen?" - "Sie haben schon zu viel gesagt, Herr Dorsday." Und ich stehe noch da. Warum denn? Ich gehe, ich gehe ohne Gruß. - "Else! Else!" - Nun ist er wieder neben mir. - "Verzeihen Sie man ist eben nur ein Mann, und es ist nicht meine Schuld, daß Sie so schön sind, Else.“ – Was will er? Was will er -? – „Vielleicht hätte ich heute oder morgen das Gleiche von Ihnen erbeten, was ich jetzt erbitten will, auch wenn Sie nicht eine Million, pardon – dreißigtausend Gulden von mir gewünscht hätten. Aber freilich, unter anderen Umständen hätten Sie mir wohl kaum Gelegenheit vergönnt, so lange Zeit unter vier Augen mit Ihnen zu reden“ – „O, ich habe Sie wirklich allzu lange in Anspruch genommen, Herr von Dorsday.“ Das habe ich gut gesagt. Fred wäre zufrieden. Was ist das? Er faßt nach meiner Hand? Was fällt ihm denn ein? – „Wissen Sie es denn nicht schon lange, Else.“ – Er soll meine Hand loslassen! Nun, Gott sei Dank, er läßt sie los. Nicht so nah, nicht so nah. – „Sie müßten keine Frau sein, Else, wenn Sie es nicht gemerkt hätten. Je vous désire.“ – Er hätte es auch deutsch sagen können, der Herr Vicomte. – „Muß ich noch mehr sagen?“ – „Sie haben schon zu viel gesagt, Herr Dorsday.“ Und ich stehe noch da. Warum denn? Ich gehe, ich gehe ohne Gruß. – „Else! Else!“ – Nun ist er wieder neben mir. – „Verzeihen Sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><hi rendition="#i"><pb facs="#f0054" n="56"/> man ist eben nur ein Mann, und es ist nicht meine Schuld, daß Sie so schön sind, Else.“</hi> – Was will er? Was will er -? – <hi rendition="#i">„Vielleicht hätte ich heute oder morgen das Gleiche von Ihnen erbeten, was ich jetzt erbitten will, auch wenn Sie nicht eine Million, pardon – dreißigtausend Gulden von mir gewünscht hätten. Aber freilich, unter anderen Umständen hätten Sie mir wohl kaum Gelegenheit vergönnt, so lange Zeit unter vier Augen mit Ihnen zu reden“</hi> – „O, ich habe Sie wirklich allzu lange in Anspruch genommen, Herr von Dorsday.“ Das habe ich gut gesagt. Fred wäre zufrieden. Was ist das? Er faßt nach meiner Hand? Was fällt ihm denn ein? – <hi rendition="#i">„Wissen Sie es denn nicht schon lange, Else.“</hi> – Er soll meine Hand loslassen! Nun, Gott sei Dank, er läßt sie los. Nicht so nah, nicht so nah. – <hi rendition="#i">„Sie müßten keine Frau sein, Else, wenn Sie es nicht gemerkt hätten. Je vous désire.“</hi> – Er hätte es auch deutsch sagen können, der Herr Vicomte. – <hi rendition="#i">„Muß ich noch mehr sagen?“</hi> – „Sie haben schon zu viel gesagt, Herr Dorsday.“ Und ich stehe noch da. Warum denn? Ich gehe, ich gehe ohne Gruß. – <hi rendition="#i">„Else! Else!“</hi> – Nun ist er wieder neben mir. – <hi rendition="#i">„Verzeihen Sie </hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [56/0054]
man ist eben nur ein Mann, und es ist nicht meine Schuld, daß Sie so schön sind, Else.“ – Was will er? Was will er -? – „Vielleicht hätte ich heute oder morgen das Gleiche von Ihnen erbeten, was ich jetzt erbitten will, auch wenn Sie nicht eine Million, pardon – dreißigtausend Gulden von mir gewünscht hätten. Aber freilich, unter anderen Umständen hätten Sie mir wohl kaum Gelegenheit vergönnt, so lange Zeit unter vier Augen mit Ihnen zu reden“ – „O, ich habe Sie wirklich allzu lange in Anspruch genommen, Herr von Dorsday.“ Das habe ich gut gesagt. Fred wäre zufrieden. Was ist das? Er faßt nach meiner Hand? Was fällt ihm denn ein? – „Wissen Sie es denn nicht schon lange, Else.“ – Er soll meine Hand loslassen! Nun, Gott sei Dank, er läßt sie los. Nicht so nah, nicht so nah. – „Sie müßten keine Frau sein, Else, wenn Sie es nicht gemerkt hätten. Je vous désire.“ – Er hätte es auch deutsch sagen können, der Herr Vicomte. – „Muß ich noch mehr sagen?“ – „Sie haben schon zu viel gesagt, Herr Dorsday.“ Und ich stehe noch da. Warum denn? Ich gehe, ich gehe ohne Gruß. – „Else! Else!“ – Nun ist er wieder neben mir. – „Verzeihen Sie
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Zitationshilfe: | Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_else_1924/54>, abgerufen am 06.07.2024. |