Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924.einen anonymen Brief nach Wien zu schreiben. Wäre ich so was imstande? Nie. Wer weiß? Jetzt haben sie mich gesehen. Ich nicke ihnen zu. Sie ärgert sich, daß ich so hübsch aussehe. Wie verlegen sie ist. "Wie, Else, Sie sind schon fertig zum Diner?" - Warum sagt sie jetzt Diner und nicht Dinner. Nicht einmal konsequent ist sie. - "Wie Sie sehen, Frau Cissy." - "Du siehst wirklich entzückend aus, Else, ich hätte große Lust, dir den Hof zu machen." - "Erspar' dir die Mühe, Paul, gib mir lieber eine Zigarette." - "Aber mit Wonne." - "Dank' schön. Wie ist das Single ausgefallen?" - "Frau Cissy hat mich dreimal hintereinander geschlagen." - "Er war nämlich zerstreut. Wissen Sie übrigens, Else, daß morgen der Kronprinz von Griechenland hier ankommt?" - Was kümmert mich der Kronprinz von Griechenland? "So, wirklich?" O Gott, - Dorsday mit Frau Winawer! Sie grüßen. Sie gehen weiter. Ich habe zu höflich zurückgegrüßt. Ja, ganz anders als sonst. O, was bin ich für eine Person. - "Deine Zigarette brennt ja nicht, Else?" - "Also, gib mir noch einmal Feuer. Danke." - "Ihr Schal ist sehr hübsch, Else, zu dem schwarzen Kleid steht er Ihnen fabelhaft. einen anonymen Brief nach Wien zu schreiben. Wäre ich so was imstande? Nie. Wer weiß? Jetzt haben sie mich gesehen. Ich nicke ihnen zu. Sie ärgert sich, daß ich so hübsch aussehe. Wie verlegen sie ist. „Wie, Else, Sie sind schon fertig zum Diner?“ – Warum sagt sie jetzt Diner und nicht Dinner. Nicht einmal konsequent ist sie. – „Wie Sie sehen, Frau Cissy.“ – „Du siehst wirklich entzückend aus, Else, ich hätte große Lust, dir den Hof zu machen.“ – „Erspar’ dir die Mühe, Paul, gib mir lieber eine Zigarette.“ – „Aber mit Wonne.“ – „Dank’ schön. Wie ist das Single ausgefallen?“ – „Frau Cissy hat mich dreimal hintereinander geschlagen.“ – „Er war nämlich zerstreut. Wissen Sie übrigens, Else, daß morgen der Kronprinz von Griechenland hier ankommt?“ – Was kümmert mich der Kronprinz von Griechenland? „So, wirklich?“ O Gott, – Dorsday mit Frau Winawer! Sie grüßen. Sie gehen weiter. Ich habe zu höflich zurückgegrüßt. Ja, ganz anders als sonst. O, was bin ich für eine Person. – „Deine Zigarette brennt ja nicht, Else?“ – „Also, gib mir noch einmal Feuer. Danke.“ – „Ihr Schal ist sehr hübsch, Else, zu dem schwarzen Kleid steht er Ihnen fabelhaft. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0037" n="39"/> einen anonymen Brief nach Wien zu schreiben. Wäre ich so was imstande? Nie. Wer weiß? Jetzt haben sie mich gesehen. Ich nicke ihnen zu. Sie ärgert sich, daß ich so hübsch aussehe. Wie verlegen sie ist.</p> <p><hi rendition="#i">„Wie, Else, Sie sind schon fertig zum Diner?“</hi> – Warum sagt sie jetzt Diner und nicht Dinner. Nicht einmal konsequent ist sie. – „Wie Sie sehen, Frau Cissy.“ – <hi rendition="#i">„Du siehst wirklich entzückend aus, Else, ich hätte große Lust, dir den Hof zu machen.“</hi> – „Erspar’ dir die Mühe, Paul, gib mir lieber eine Zigarette.“ – <hi rendition="#i">„Aber mit Wonne.“</hi> – „Dank’ schön. Wie ist das Single ausgefallen?“ – <hi rendition="#i">„Frau Cissy hat mich dreimal hintereinander geschlagen.“</hi> – <hi rendition="#i">„Er war nämlich zerstreut. Wissen Sie übrigens, Else, daß morgen der Kronprinz von Griechenland hier ankommt?“</hi> – Was kümmert mich der Kronprinz von Griechenland? „So, wirklich?“ O Gott, – Dorsday mit Frau Winawer! Sie grüßen. Sie gehen weiter. Ich habe zu höflich zurückgegrüßt. Ja, ganz anders als sonst. O, was bin ich für eine Person. – <hi rendition="#i">„Deine Zigarette brennt ja nicht, Else?“</hi> – „Also, gib mir noch einmal Feuer. Danke.“ – <hi rendition="#i">„Ihr Schal ist sehr hübsch, Else, zu dem schwarzen Kleid steht er Ihnen fabelhaft. </hi></p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0037]
einen anonymen Brief nach Wien zu schreiben. Wäre ich so was imstande? Nie. Wer weiß? Jetzt haben sie mich gesehen. Ich nicke ihnen zu. Sie ärgert sich, daß ich so hübsch aussehe. Wie verlegen sie ist.
„Wie, Else, Sie sind schon fertig zum Diner?“ – Warum sagt sie jetzt Diner und nicht Dinner. Nicht einmal konsequent ist sie. – „Wie Sie sehen, Frau Cissy.“ – „Du siehst wirklich entzückend aus, Else, ich hätte große Lust, dir den Hof zu machen.“ – „Erspar’ dir die Mühe, Paul, gib mir lieber eine Zigarette.“ – „Aber mit Wonne.“ – „Dank’ schön. Wie ist das Single ausgefallen?“ – „Frau Cissy hat mich dreimal hintereinander geschlagen.“ – „Er war nämlich zerstreut. Wissen Sie übrigens, Else, daß morgen der Kronprinz von Griechenland hier ankommt?“ – Was kümmert mich der Kronprinz von Griechenland? „So, wirklich?“ O Gott, – Dorsday mit Frau Winawer! Sie grüßen. Sie gehen weiter. Ich habe zu höflich zurückgegrüßt. Ja, ganz anders als sonst. O, was bin ich für eine Person. – „Deine Zigarette brennt ja nicht, Else?“ – „Also, gib mir noch einmal Feuer. Danke.“ – „Ihr Schal ist sehr hübsch, Else, zu dem schwarzen Kleid steht er Ihnen fabelhaft.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_else_1924 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_else_1924/37 |
Zitationshilfe: | Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_else_1924/37>, abgerufen am 06.07.2024. |