Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924.Niemand kann mich sehen. Papa ist gerettet. - "Else!" - Das ist die Tante. - "Else! Else!" - "Ein Arzt, ein Arzt!" - "Geschwind zum Portier!" - "Was ist denn passiert?" - "Das ist ja nicht möglich." - "Das arme Kind." - Was reden sie denn da? Was murmeln sie denn da? Ich bin kein armes Kind. Ich bin glücklich. Der Filou hat mich nackt gesehen. O, ich schäme mich so. Was habe ich getan? Nie wieder werde ich die Augen öffnen. - "Bitte, die Türe schließen." - Warum soll man die Türe schließen? Was für Gemurmel. Tausend Leute sind um mich. Sie halten mich alle für ohnmächtig. Ich bin nicht ohnmächtig. Ich träume nur. - "Beruhigen Sie sich doch, gnädige Frau." - "Ist schon um den Arzt geschickt?" - "Es ist ein Ohnmachtsanfall." - Wie weit sie alle weg sind. Sie sprechen alle vom Cimone herunter. - "Man kann sie doch nicht auf dem Boden liegen lassen." - "Hier ist ein Plaid." - "Eine Decke." - "Decke oder Plaid, das ist ja gleichgültig." - "Bitte doch um Ruhe." - "Auf den Diwan." - "Bitte doch endlich die Türe zu schließen." - "Nicht so nervös sein, sie ist ja geschlossen." - "Else! Else!" - Wenn die Tante nur endlich still wär! - Niemand kann mich sehen. Papa ist gerettet. – „Else!“ – Das ist die Tante. – „Else! Else!“ – „Ein Arzt, ein Arzt!“ – „Geschwind zum Portier!“ – „Was ist denn passiert?“ – „Das ist ja nicht möglich.“ – „Das arme Kind.“ – Was reden sie denn da? Was murmeln sie denn da? Ich bin kein armes Kind. Ich bin glücklich. Der Filou hat mich nackt gesehen. O, ich schäme mich so. Was habe ich getan? Nie wieder werde ich die Augen öffnen. – „Bitte, die Türe schließen.“ – Warum soll man die Türe schließen? Was für Gemurmel. Tausend Leute sind um mich. Sie halten mich alle für ohnmächtig. Ich bin nicht ohnmächtig. Ich träume nur. – „Beruhigen Sie sich doch, gnädige Frau.“ – „Ist schon um den Arzt geschickt?“ – „Es ist ein Ohnmachtsanfall.“ – Wie weit sie alle weg sind. Sie sprechen alle vom Cimone herunter. – „Man kann sie doch nicht auf dem Boden liegen lassen.“ – „Hier ist ein Plaid.“ – „Eine Decke.“ – „Decke oder Plaid, das ist ja gleichgültig.“ – „Bitte doch um Ruhe.“ – „Auf den Diwan.“ – „Bitte doch endlich die Türe zu schließen.“ – „Nicht so nervös sein, sie ist ja geschlossen.“ – „Else! Else!“ – Wenn die Tante nur endlich still wär! – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0117" n="119"/> Niemand kann mich sehen. Papa ist gerettet. – <hi rendition="#i">„Else!“</hi> – Das ist die Tante. – <hi rendition="#i">„Else! Else!“</hi> – <hi rendition="#i">„Ein Arzt, ein Arzt!“</hi> – <hi rendition="#i">„Geschwind zum Portier!“</hi> – <hi rendition="#i">„Was ist denn passiert?“</hi> – <hi rendition="#i">„Das ist ja nicht möglich.“</hi> – <hi rendition="#i">„Das arme Kind.“</hi> – Was reden sie denn da? Was murmeln sie denn da? Ich bin kein armes Kind. Ich bin glücklich. Der Filou hat mich nackt gesehen. O, ich schäme mich so. Was habe ich getan? Nie wieder werde ich die Augen öffnen. – <hi rendition="#i">„Bitte, die Türe schließen.“</hi> – Warum soll man die Türe schließen? Was für Gemurmel. Tausend Leute sind um mich. Sie halten mich alle für ohnmächtig. Ich bin nicht ohnmächtig. Ich träume nur. – <hi rendition="#i">„Beruhigen Sie sich doch, gnädige Frau.“</hi> – <hi rendition="#i">„Ist schon um den Arzt geschickt?“</hi> – <hi rendition="#i">„Es ist ein Ohnmachtsanfall.“</hi> – Wie weit sie alle weg sind. Sie sprechen alle vom Cimone herunter. – <hi rendition="#i">„Man kann sie doch nicht auf dem Boden liegen lassen.“</hi> – <hi rendition="#i">„Hier ist ein Plaid.“</hi> – <hi rendition="#i">„Eine Decke.“</hi> – <hi rendition="#i">„Decke oder Plaid, das ist ja gleichgültig.“</hi> – <hi rendition="#i">„Bitte doch um Ruhe.“</hi> – <hi rendition="#i">„Auf den Diwan.“</hi> – <hi rendition="#i">„Bitte doch endlich die Türe zu schließen.“</hi> – <hi rendition="#i">„Nicht so nervös sein, sie ist ja geschlossen.“</hi> – <hi rendition="#i">„Else! Else!“</hi> – Wenn die Tante nur endlich still wär! – </p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0117]
Niemand kann mich sehen. Papa ist gerettet. – „Else!“ – Das ist die Tante. – „Else! Else!“ – „Ein Arzt, ein Arzt!“ – „Geschwind zum Portier!“ – „Was ist denn passiert?“ – „Das ist ja nicht möglich.“ – „Das arme Kind.“ – Was reden sie denn da? Was murmeln sie denn da? Ich bin kein armes Kind. Ich bin glücklich. Der Filou hat mich nackt gesehen. O, ich schäme mich so. Was habe ich getan? Nie wieder werde ich die Augen öffnen. – „Bitte, die Türe schließen.“ – Warum soll man die Türe schließen? Was für Gemurmel. Tausend Leute sind um mich. Sie halten mich alle für ohnmächtig. Ich bin nicht ohnmächtig. Ich träume nur. – „Beruhigen Sie sich doch, gnädige Frau.“ – „Ist schon um den Arzt geschickt?“ – „Es ist ein Ohnmachtsanfall.“ – Wie weit sie alle weg sind. Sie sprechen alle vom Cimone herunter. – „Man kann sie doch nicht auf dem Boden liegen lassen.“ – „Hier ist ein Plaid.“ – „Eine Decke.“ – „Decke oder Plaid, das ist ja gleichgültig.“ – „Bitte doch um Ruhe.“ – „Auf den Diwan.“ – „Bitte doch endlich die Türe zu schließen.“ – „Nicht so nervös sein, sie ist ja geschlossen.“ – „Else! Else!“ – Wenn die Tante nur endlich still wär! –
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Zitationshilfe: | Schnitzler, Arthur: Fräulein Else. Novelle. Berlin u. a., 1924, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_else_1924/117>, abgerufen am 16.02.2025. |