Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893. Anatol. Ich meine nicht den, der auf dem Tische steht -- das können Sie sich wohl denken! -- Den Cham- pagner meine ich! -- Sie wissen, daß ich ihn gleich zu An- fang der Tafel haben will! (Kellner ab.) Anatol ... Ich bitte endlich um Aufklärung! Annie. Man soll Euch Männern doch nichts glauben, gar nichts -- rein gar nichts! -- Wenn ich denke, wie schön Du mir das aus einander setztest: Wenn wir fühlen, daß es zu Ende geht -- so sagen wir es uns und scheiden in Frieden -- Anatol. Jetzt wirst Du mir endlich einmal -- Annie. Das ist nun -- sein Frieden! Anatol. Aber, liebes Kind -- Du wirst doch begreifen, daß es mich interessirt -- wer -- Annie (schlürft langsam den Wein). Ah ... Anatol. Trink aus ... trink aus! Annie. Na, Du wirst wohl noch so lange -- Anatol. Du trinkst sonst in einem Zug -- Annie. Aber, lieber Anatol -- ich nehme nun auch von dem Bordeaux Abschied -- wer weiß, auf wie lange! Anatol. Zum Kuckuck noch einmal! -- Was erzählst Du da für Geschichten! ... Annie. Nun wird's wohl keinen Bordeaux geben ... und keine Austern ... Und keinen Champagner! (Der Kellner kommt mit dem nächsten Gang.) -- Und keine Filets aux truffes! -- Das ist nun Alles vorbei ... Max. Herrgott -- haben Sie einen sentimentalen Magen! (da der Kellner servirt) -- darf ich Ihnen herausgeben? -- Anatol. Ich meine nicht den, der auf dem Tiſche ſteht — das können Sie ſich wohl denken! — Den Cham- pagner meine ich! — Sie wiſſen, daß ich ihn gleich zu An- fang der Tafel haben will! (Kellner ab.) Anatol … Ich bitte endlich um Aufklärung! Annie. Man ſoll Euch Männern doch nichts glauben, gar nichts — rein gar nichts! — Wenn ich denke, wie ſchön Du mir das aus einander ſetzteſt: Wenn wir fühlen, daß es zu Ende geht — ſo ſagen wir es uns und ſcheiden in Frieden — Anatol. Jetzt wirſt Du mir endlich einmal — Annie. Das iſt nun — ſein Frieden! Anatol. Aber, liebes Kind — Du wirſt doch begreifen, daß es mich intereſſirt — wer — Annie (ſchlürft langſam den Wein). Ah … Anatol. Trink aus … trink aus! Annie. Na, Du wirſt wohl noch ſo lange — Anatol. Du trinkſt ſonſt in einem Zug — Annie. Aber, lieber Anatol — ich nehme nun auch von dem Bordeaux Abſchied — wer weiß, auf wie lange! Anatol. Zum Kuckuck noch einmal! — Was erzählſt Du da für Geſchichten! … Annie. Nun wird’s wohl keinen Bordeaux geben … und keine Auſtern … Und keinen Champagner! (Der Kellner kommt mit dem nächſten Gang.) — Und keine Filets aux truffes! — Das iſt nun Alles vorbei … Max. Herrgott — haben Sie einen ſentimentalen Magen! 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fang der Tafel haben will!(Kellner ab.)
Anatol … Ich bitte endlich um Aufklärung!
Annie. Man ſoll Euch Männern doch nichts glauben,
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Du mir das aus einander ſetzteſt: Wenn wir fühlen, daß es
zu Ende geht — ſo ſagen wir es uns und ſcheiden in
Frieden —
Anatol. Jetzt wirſt Du mir endlich einmal —
Annie. Das iſt nun — ſein Frieden!
Anatol. Aber, liebes Kind — Du wirſt doch begreifen,
daß es mich intereſſirt — wer —
Annie (ſchlürft langſam den Wein). Ah …
Anatol. Trink aus … trink aus!
Annie. Na, Du wirſt wohl noch ſo lange —
Anatol. Du trinkſt ſonſt in einem Zug —
Annie. Aber, lieber Anatol — ich nehme nun auch
von dem Bordeaux Abſchied — wer weiß, auf wie lange!
Anatol. Zum Kuckuck noch einmal! — Was erzählſt
Du da für Geſchichten! …
Annie. Nun wird’s wohl keinen Bordeaux geben …
und keine Auſtern … Und keinen Champagner!(Der Kellner
kommt mit dem nächſten Gang.) — Und keine Filets aux truffes! —
Das iſt nun Alles vorbei …
Max. Herrgott — haben Sie einen ſentimentalen
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