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Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893.

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Anatol (lächelnd). Sie war -- vom --
Max. Vom Theater --?
Anatol. Nein -- vom Circus.
Max. Ist's möglich!
Anatol. Ja -- Bianca war es. Ich hab' es Dir bis
heute nicht erzählt, daß ich sie wieder traf -- nach jenem
Abend, an dem ich mich um sie gar nicht gekümmert hatte.
Max. Und Du glaubst wirklich, daß Dich -- Bibi ge-
liebt hat --?
Anatol. Ja, gerade Die! Acht oder zehn Tage nach
jenem Feste begegneten wir uns auf der Straße ... Am
Morgen darauf mußte sie mit der ganzen Gesellschaft nach
Rußland.
Max. Es war also die höchste Zeit.
Anatol. Ich wußt' es ja; nun ist für Dich das Ganze
zerstört. Du bist eben noch nicht auf das wahre Geheimniß
der Liebe gekommen.
Max. Und worin löst sich für Dich das Räthsel der
Frau?
Anatol. In der Stimmung.
Max. Ah -- Du brauchst das Halbdunkel, Deine grün-
rothe Ampel ... Dein Clavierspiel.
Anatol. Ja, das ist's. Und das macht mir das Leben
so vielfältig und wandlungsreich, daß mir eine Farbe die
ganze Welt verändert. Was wäre für Dich, für tausend
Andere dieses Mädchen gewesen mit den funkelnden Haaren;
was für Euch diese Ampel, über die Du spottest! Eine Circus-
reiterin und ein roth-grünes Glas mit einem Licht dahinter!
Anatol (lächelnd). Sie war — vom —
Max. Vom Theater —?
Anatol. Nein — vom Circus.
Max. Iſt’s möglich!
Anatol. Ja — Bianca war es. Ich hab’ es Dir bis
heute nicht erzählt, daß ich ſie wieder traf — nach jenem
Abend, an dem ich mich um ſie gar nicht gekümmert hatte.
Max. Und Du glaubſt wirklich, daß Dich — Bibi ge-
liebt hat —?
Anatol. Ja, gerade Die! Acht oder zehn Tage nach
jenem Feſte begegneten wir uns auf der Straße … Am
Morgen darauf mußte ſie mit der ganzen Geſellſchaft nach
Rußland.
Max. Es war alſo die höchſte Zeit.
Anatol. Ich wußt’ es ja; nun iſt für Dich das Ganze
zerſtört. Du biſt eben noch nicht auf das wahre Geheimniß
der Liebe gekommen.
Max. Und worin löſt ſich für Dich das Räthſel der
Frau?
Anatol. In der Stimmung.
Max. Ah — Du brauchſt das Halbdunkel, Deine grün-
rothe Ampel … Dein Clavierſpiel.
Anatol. Ja, das iſt’s. Und das macht mir das Leben
ſo vielfältig und wandlungsreich, daß mir eine Farbe die
ganze Welt verändert. Was wäre für Dich, für tauſend
Andere dieſes Mädchen geweſen mit den funkelnden Haaren;
was für Euch dieſe Ampel, über die Du ſpotteſt! Eine Circus-
reiterin und ein roth-grünes Glas mit einem Licht dahinter!
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[55/0065] Anatol (lächelnd). Sie war — vom — Max. Vom Theater —? Anatol. Nein — vom Circus. Max. Iſt’s möglich! Anatol. Ja — Bianca war es. Ich hab’ es Dir bis heute nicht erzählt, daß ich ſie wieder traf — nach jenem Abend, an dem ich mich um ſie gar nicht gekümmert hatte. Max. Und Du glaubſt wirklich, daß Dich — Bibi ge- liebt hat —? Anatol. Ja, gerade Die! Acht oder zehn Tage nach jenem Feſte begegneten wir uns auf der Straße … Am Morgen darauf mußte ſie mit der ganzen Geſellſchaft nach Rußland. Max. Es war alſo die höchſte Zeit. Anatol. Ich wußt’ es ja; nun iſt für Dich das Ganze zerſtört. Du biſt eben noch nicht auf das wahre Geheimniß der Liebe gekommen. Max. Und worin löſt ſich für Dich das Räthſel der Frau? Anatol. In der Stimmung. Max. Ah — Du brauchſt das Halbdunkel, Deine grün- rothe Ampel … Dein Clavierſpiel. Anatol. Ja, das iſt’s. Und das macht mir das Leben ſo vielfältig und wandlungsreich, daß mir eine Farbe die ganze Welt verändert. Was wäre für Dich, für tauſend Andere dieſes Mädchen geweſen mit den funkelnden Haaren; was für Euch dieſe Ampel, über die Du ſpotteſt! Eine Circus- reiterin und ein roth-grünes Glas mit einem Licht dahinter!

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Zitationshilfe: Schnitzler, Arthur: Anatol. Berlin, 1893, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnitzler_anatol_1893/65>, abgerufen am 26.11.2024.