erworben, daß ich sie niemahls gedrängt und durchExecutionerpressen lassen, was sie mir zu zahlen schuldig gewesen, viel- mehr manchen durch die Finger gesehen, und nachproportionseiner Armuth, offtermah- len mehr, als die Helffte geschenckt, wessent- wegen ich mich getrauete, wenn ich mich im Walde oder Felde verirret hätte, es sey bey Ta- ge oder Nacht, in eines jeden mir begeg- nenden Unterthanen Schoosse, ob es auch der geringste wäre, sanfft und sicher zu schlaf- fen. Ausser diesen allen gefället dieses mei- nen Unterthanen unvergleichlich wohl, daß ich eine scharffe Zucht unter meinerSoldates- qvehalte, deren ich 3000. regulirteMann- schafft, ohne die Land-Militz, unter mei- nemCommandohabe. Meine Soldaten ha- ben mich alle lieb und werth, weilen ich ih- nen ihr Brod und Geld richtiger austheilen lasse, als meine Vorfahren seithero gethan. Jch bin ein Mann, der, weil er bedenckt, daß ihm GOtt einehonorable Charge,auch Geld und Gut nach seinem Stande zum U- berfluß gegeben, dasSuum cuiqvewohlob- servirt. Mein eintziges Vergnügen ist die- ses, wenn ich mercke, daß ich und meineFa- miliesich gesund befinden, hernach mein Amt behörig verrichten, und den Armen Gutes thun kan, als deren Freund ich im höchstengradebin, denn ich bemercke, daß die Armen mir viel Seegen ins Hauß be- then, ohngeacht ich schon so viel habe, mich
und
erworben, daß ich ſie niemahls gedraͤngt und durchExecutionerpreſſen laſſen, was ſie mir zu zahlen ſchuldig geweſen, viel- mehr manchen durch die Finger geſehen, und nachproportionſeiner Armuth, offtermah- len mehr, als die Helffte geſchenckt, weſſent- wegen ich mich getrauete, wenn ich mich im Walde oder Felde verirret haͤtte, es ſey bey Ta- ge oder Nacht, in eines jeden mir begeg- nenden Unterthanen Schooſſe, ob es auch der geringſte waͤre, ſanfft und ſicher zu ſchlaf- fen. Auſſer dieſen allen gefaͤllet dieſes mei- nen Unterthanen unvergleichlich wohl, daß ich eine ſcharffe Zucht unter meinerSoldates- qvehalte, deren ich 3000. regulirteMann- ſchafft, ohne die Land-Militz, unter mei- nemCommandohabe. Meine Soldaten ha- ben mich alle lieb und werth, weilen ich ih- nen ihr Brod und Geld richtiger austheilen laſſe, als meine Vorfahren ſeithero gethan. Jch bin ein Mann, der, weil er bedenckt, daß ihm GOtt einehonorable Charge,auch Geld und Gut nach ſeinem Stande zum U- berfluß gegeben, dasSuum cuiqvewohlob- ſervirt. Mein eintziges Vergnuͤgen iſt die- ſes, wenn ich mercke, daß ich und meineFa- milieſich geſund befinden, hernach mein Amt behoͤrig verrichten, und den Armen Gutes thun kan, als deren Freund ich im hoͤchſtengradebin, denn ich bemercke, daß die Armen mir viel Seegen ins Hauß be- then, ohngeacht ich ſchon ſo viel habe, mich
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erworben, daß ich ſie niemahls gedraͤngt
und durch Execution erpreſſen laſſen, was
ſie mir zu zahlen ſchuldig geweſen, viel-
mehr manchen durch die Finger geſehen, und
nach proportion ſeiner Armuth, offtermah-
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wegen ich mich getrauete, wenn ich mich im
Walde oder Felde verirret haͤtte, es ſey bey Ta-
ge oder Nacht, in eines jeden mir begeg-
nenden Unterthanen Schooſſe, ob es auch
der geringſte waͤre, ſanfft und ſicher zu ſchlaf-
fen. Auſſer dieſen allen gefaͤllet dieſes mei-
nen Unterthanen unvergleichlich wohl, daß
ich eine ſcharffe Zucht unter meiner Soldates-
qve halte, deren ich 3000. regulirte Mann-
ſchafft, ohne die Land-Militz, unter mei-
nem Commando habe. Meine Soldaten ha-
ben mich alle lieb und werth, weilen ich ih-
nen ihr Brod und Geld richtiger austheilen
laſſe, als meine Vorfahren ſeithero gethan.
Jch bin ein Mann, der, weil er bedenckt,
daß ihm GOtt eine honorable Charge, auch
Geld und Gut nach ſeinem Stande zum U-
berfluß gegeben, das Suum cuiqve wohl ob-
ſervirt. Mein eintziges Vergnuͤgen iſt die-
ſes, wenn ich mercke, daß ich und meine Fa-
milie ſich geſund befinden, hernach mein
Amt behoͤrig verrichten, und den Armen
Gutes thun kan, als deren Freund ich im
hoͤchſten grade bin, denn ich bemercke, daß
die Armen mir viel Seegen ins Hauß be-
then, ohngeacht ich ſchon ſo viel habe, mich
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/88>, abgerufen am 28.11.2024.
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