wäret, denn meineSoldatesqueund Land- leute habe ich dergestallt im Zaume, daß sie mir auf einen Winck gehorsamen müs- sen. Jch bin ihnen nach Beschaffenheit der Sachen gelinde und scharff. KleineSotisen lasse ich mit kleinen Straffen büssen, bey groben aber erzeige ich mich, derFustitz gemäß, desto schärffer, und sonderlich stehet den Ehebrechern, Mördern und Dieben so gleich Galgen und Rath zu Dienste. Al- lein ich kan sagen, daß ich binnen 12. Jah- ren (als so lange ich allhierGouverneurge- wesen) nicht mehr als 3. Executionen habe müssen verrichten lassen. Meine Vorfah- ren sind Geitz-Hälse und Leute-Schinder gewesen, um sich so wohl an den Einhei- mischen als, bey guter Geleegnheit, an den Fremden zu bereichern. Aber so ein Mann bin ich nicht, sondern bedencke GOtt und mein Gewissen, weilen ich weiß, daß ich am jüngsten Tage viel zu verantworten ha- be. Jch weiß nicht, ob es ihnen bekannt ist, daß dieGouverneursauf dieser Jnsul alle Jahr abgewechselt werden; allein man hat mich binnen 12. Jahren nicht abgewechselt, und wenn die Abwechselung morgen ge- schähe, so habe ich GOTT zum Freunde, und kan mit gutem Gewissen meine Rech- nungen ablegen, auch von meinerConduite und allen andernActionen seit 12. Jahren her, Rede und Antwort geben. Die Lie- be meiner Unterthanen habe ich mir dadurch
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waͤret, denn meineSoldatesqueund Land- leute habe ich dergeſtallt im Zaume, daß ſie mir auf einen Winck gehorſamen muͤſ- ſen. Jch bin ihnen nach Beſchaffenheit der Sachen gelinde und ſcharff. KleineSotiſen laſſe ich mit kleinen Straffen buͤſſen, bey groben aber erzeige ich mich, derFuſtitz gemaͤß, deſto ſchaͤrffer, und ſonderlich ſtehet den Ehebrechern, Moͤrdern und Dieben ſo gleich Galgen und Rath zu Dienſte. Al- lein ich kan ſagen, daß ich binnen 12. Jah- ren (als ſo lange ich allhierGouverneurge- weſen) nicht mehr als 3. Executionen habe muͤſſen verrichten laſſen. Meine Vorfah- ren ſind Geitz-Haͤlſe und Leute-Schinder geweſen, um ſich ſo wohl an den Einhei- miſchen als, bey guter Geleegnheit, an den Fremden zu bereichern. Aber ſo ein Mann bin ich nicht, ſondern bedencke GOtt und mein Gewiſſen, weilen ich weiß, daß ich am juͤngſten Tage viel zu verantworten ha- be. Jch weiß nicht, ob es ihnen bekannt iſt, daß dieGouverneursauf dieſer Jnſul alle Jahr abgewechſelt werden; allein man hat mich binnen 12. Jahren nicht abgewechſelt, und wenn die Abwechſelung morgen ge- ſchaͤhe, ſo habe ich GOTT zum Freunde, und kan mit gutem Gewiſſen meine Rech- nungen ablegen, auch von meinerConduite und allen andernActionen ſeit 12. Jahren her, Rede und Antwort geben. Die Lie- be meiner Unterthanen habe ich mir dadurch
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waͤret, denn meine Soldatesque und Land-
leute habe ich dergeſtallt im Zaume, daß
ſie mir auf einen Winck gehorſamen muͤſ-
ſen. Jch bin ihnen nach Beſchaffenheit der
Sachen gelinde und ſcharff. Kleine Sotiſen
laſſe ich mit kleinen Straffen buͤſſen, bey
groben aber erzeige ich mich, der Fuſtitz
gemaͤß, deſto ſchaͤrffer, und ſonderlich ſtehet
den Ehebrechern, Moͤrdern und Dieben
ſo gleich Galgen und Rath zu Dienſte. Al-
lein ich kan ſagen, daß ich binnen 12. Jah-
ren (als ſo lange ich allhier Gouverneur ge-
weſen) nicht mehr als 3. Executionen habe
muͤſſen verrichten laſſen. Meine Vorfah-
ren ſind Geitz-Haͤlſe und Leute-Schinder
geweſen, um ſich ſo wohl an den Einhei-
miſchen als, bey guter Geleegnheit, an den
Fremden zu bereichern. Aber ſo ein Mann
bin ich nicht, ſondern bedencke GOtt und
mein Gewiſſen, weilen ich weiß, daß ich
am juͤngſten Tage viel zu verantworten ha-
be. Jch weiß nicht, ob es ihnen bekannt iſt,
daß die Gouverneurs auf dieſer Jnſul alle
Jahr abgewechſelt werden; allein man hat
mich binnen 12. Jahren nicht abgewechſelt,
und wenn die Abwechſelung morgen ge-
ſchaͤhe, ſo habe ich GOTT zum Freunde,
und kan mit gutem Gewiſſen meine Rech-
nungen ablegen, auch von meiner Conduite
und allen andern Actionen ſeit 12. Jahren
her, Rede und Antwort geben. Die Lie-
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/87>, abgerufen am 24.11.2024.
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