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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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schon 18. und auf meines Bruders Schiffe 13.
theils niedergehauen, theils niedergeschossen wor-
den.

Endlich beredeten mein Bruder und ich, uns
mit gesammter Macht und zusammen gesetzten
Kräfften auf das mittelste feindliche Schiff zu zie-
len, und zu versuchen, ob wir solches in Grund
schiessen könten. Unsere Mühe schien nach Verfluß
einer Stunde nicht gantz vergeblich zu seyn, son-
dern wir hatten gute Hoffnung, unsern Zweck zu
erreichen.

Binnen der Zeit kam von hinten zu eine
fremde Chalouppe an mein Schiff, welches mit
einiger Mannschafft besetzt war, von welchen einer
der ansehnlichsten mit mir zu sprechen verlangte.
Jch ließ ihn zu mir auf mein Schiff bitten, und
er hatte sich nicht lange nöthigen lassen, da denn
sein erstes war, daß er fragte: was wir vor Lands-
Leute wären, und was wir vor hätten, auch was
unsere Feinde vor Leute wären? ich antwortete
ihm in seiner Sprache, daß wir 3. See-Räuber
vor uns hätten, welche uns zu plündern und in
Grund zu schiessen droheten, wir hätten schon ge-
stern bis in die späte Nacht mit ihnen zu thun
gehabt, und uns tapffer gewehret, auch eine ziem-
liche Anzahl der Barbaren getödtet, allein, sie wä-
ren uns, allem Ansehen nach, dennoch biß hieher
überlegen, und hätten nur vor vor wenig Stun-
den aufs neue angefangen uns zu bestürmen, vor-
jetzo wären wir im Begriff, das mittelste feindliche
Schiff in Grund zu schiessen, hätten auch gute
Hoffnung darzu, indem wir alle unsere Canonen

aus
(e) 2

ſchon 18. und auf meines Bruders Schiffe 13.
theils niedergehauen, theils niedergeſchoſſen wor-
den.

Endlich beredeten mein Bruder und ich, uns
mit geſammter Macht und zuſammen geſetzten
Kraͤfften auf das mittelſte feindliche Schiff zu zie-
len, und zu verſuchen, ob wir ſolches in Grund
ſchieſſen koͤnten. Unſere Muͤhe ſchien nach Verfluß
einer Stunde nicht gantz vergeblich zu ſeyn, ſon-
dern wir hatten gute Hoffnung, unſern Zweck zu
erreichen.

Binnen der Zeit kam von hinten zu eine
fremde Chalouppe an mein Schiff, welches mit
einiger Mannſchafft beſetzt war, von welchen einer
der anſehnlichſten mit mir zu ſprechen verlangte.
Jch ließ ihn zu mir auf mein Schiff bitten, und
er hatte ſich nicht lange noͤthigen laſſen, da denn
ſein erſtes war, daß er fragte: was wir vor Lands-
Leute waͤren, und was wir vor haͤtten, auch was
unſere Feinde vor Leute waͤren? ich antwortete
ihm in ſeiner Sprache, daß wir 3. See-Raͤuber
vor uns haͤtten, welche uns zu pluͤndern und in
Grund zu ſchieſſen droheten, wir haͤtten ſchon ge-
ſtern bis in die ſpaͤte Nacht mit ihnen zu thun
gehabt, und uns tapffer gewehret, auch eine ziem-
liche Anzahl der Barbaren getoͤdtet, allein, ſie waͤ-
ren uns, allem Anſehen nach, dennoch biß hieher
uͤberlegen, und haͤtten nur vor vor wenig Stun-
den aufs neue angefangen uns zu beſtuͤrmen, vor-
jetzo waͤren wir im Begriff, das mittelſte feindliche
Schiff in Grund zu ſchieſſen, haͤtten auch gute
Hoffnung darzu, indem wir alle unſere Canonen

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(e) 2
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[67/0077] ſchon 18. und auf meines Bruders Schiffe 13. theils niedergehauen, theils niedergeſchoſſen wor- den. Endlich beredeten mein Bruder und ich, uns mit geſammter Macht und zuſammen geſetzten Kraͤfften auf das mittelſte feindliche Schiff zu zie- len, und zu verſuchen, ob wir ſolches in Grund ſchieſſen koͤnten. Unſere Muͤhe ſchien nach Verfluß einer Stunde nicht gantz vergeblich zu ſeyn, ſon- dern wir hatten gute Hoffnung, unſern Zweck zu erreichen. Binnen der Zeit kam von hinten zu eine fremde Chalouppe an mein Schiff, welches mit einiger Mannſchafft beſetzt war, von welchen einer der anſehnlichſten mit mir zu ſprechen verlangte. Jch ließ ihn zu mir auf mein Schiff bitten, und er hatte ſich nicht lange noͤthigen laſſen, da denn ſein erſtes war, daß er fragte: was wir vor Lands- Leute waͤren, und was wir vor haͤtten, auch was unſere Feinde vor Leute waͤren? ich antwortete ihm in ſeiner Sprache, daß wir 3. See-Raͤuber vor uns haͤtten, welche uns zu pluͤndern und in Grund zu ſchieſſen droheten, wir haͤtten ſchon ge- ſtern bis in die ſpaͤte Nacht mit ihnen zu thun gehabt, und uns tapffer gewehret, auch eine ziem- liche Anzahl der Barbaren getoͤdtet, allein, ſie waͤ- ren uns, allem Anſehen nach, dennoch biß hieher uͤberlegen, und haͤtten nur vor vor wenig Stun- den aufs neue angefangen uns zu beſtuͤrmen, vor- jetzo waͤren wir im Begriff, das mittelſte feindliche Schiff in Grund zu ſchieſſen, haͤtten auch gute Hoffnung darzu, indem wir alle unſere Canonen aus (e) 2

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/77>, abgerufen am 24.11.2024.