Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite

Mittlerweile gieng das canoniren von bey-
den Seiten aufs allerhefftigste fort, so lange biß
die Demmerung eintrat, und man kaum die Fin-
ger vor den Augen zählen konte. Da aber das
Klettern der Feinde noch nicht aufhören wolte, so
hörete auch unsere Gegenwehr mit Schiessen aus
Canonen und Flinten um so viel desto weniger
auf, und es muste in der Demmerung noch man-
cher Barbar See-Wasser sauffen lernen, und her-
nach versincken.

Endlich, da der Himmel sehr schwartz wur-
de, ließ sich ein feindlicher Trompeter hören, wel-
cher mit 2. Deputirten auf einem Boote saß, wor-
innen viel Pech-Fackeln brannten. Da nun die
Feinde zu canoniren aufhöreten, hielten wir auch
inne, brannten aber auf beyden Schiffen viel 100.
Fackeln und Lichter an. Der Deputirten An-
trag war dieser: daß, weil ihr Commandeur sei-
ne Courage mit der unsrigen auf eine Wage
gelegt, und befunden, daß wir auf beyden Seiten
tapffere Leute wären, so möchten wir Stillstand
machen, biß der Tag anbräche; wolten wir ihm
aber doch noch die einzige Tonne Goldes geben,
so könten wir, so bald es uns beliebte, ohne fernere
Sorge unter Seegel gehen, und er wäre bereit
uns einen Paß zu geben, daß wir auf unserer
Reise von allen seinen Cameraden, die der Frey-
Beutherey ergeben, von hieraus biß nach dem Cap.
unangefochten bleiben solten.

Meine Leute, so bald sie dieses vernommen
hatten, wolten abermahls weder vom Stillstan-
do noch Geld geben hören, und wurden nochmahls

aufstützig,

Mittlerweile gieng das canoniren von bey-
den Seiten aufs allerhefftigſte fort, ſo lange biß
die Demmerung eintrat, und man kaum die Fin-
ger vor den Augen zaͤhlen konte. Da aber das
Klettern der Feinde noch nicht aufhoͤren wolte, ſo
hoͤrete auch unſere Gegenwehr mit Schieſſen aus
Canonen und Flinten um ſo viel deſto weniger
auf, und es muſte in der Demmerung noch man-
cher Barbar See-Waſſer ſauffen lernen, und her-
nach verſincken.

Endlich, da der Himmel ſehr ſchwartz wur-
de, ließ ſich ein feindlicher Trompeter hoͤren, wel-
cher mit 2. Deputirten auf einem Boote ſaß, wor-
innen viel Pech-Fackeln brannten. Da nun die
Feinde zu canoniren aufhoͤreten, hielten wir auch
inne, brannten aber auf beyden Schiffen viel 100.
Fackeln und Lichter an. Der Deputirten An-
trag war dieſer: daß, weil ihr Commandeur ſei-
ne Courage mit der unſrigen auf eine Wage
gelegt, und befunden, daß wir auf beyden Seiten
tapffere Leute waͤren, ſo moͤchten wir Stillſtand
machen, biß der Tag anbraͤche; wolten wir ihm
aber doch noch die einzige Tonne Goldes geben,
ſo koͤnten wir, ſo bald es uns beliebte, ohne fernere
Sorge unter Seegel gehen, und er waͤre bereit
uns einen Paß zu geben, daß wir auf unſerer
Reiſe von allen ſeinen Cameraden, die der Frey-
Beutherey ergeben, von hieraus biß nach dem Cap.
unangefochten bleiben ſolten.

Meine Leute, ſo bald ſie dieſes vernommen
hatten, wolten abermahls weder vom Stillſtan-
do noch Geld geben hoͤren, und wurden nochmahls

aufſtuͤtzig,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0073" n="63"/>
        <p>Mittlerweile gieng das <hi rendition="#aq">canoni</hi>ren von bey-<lb/>
den Seiten aufs allerhefftig&#x017F;te fort, &#x017F;o lange biß<lb/>
die Demmerung eintrat, und man kaum die Fin-<lb/>
ger vor den Augen za&#x0364;hlen konte. Da aber das<lb/>
Klettern der Feinde noch nicht aufho&#x0364;ren wolte, &#x017F;o<lb/>
ho&#x0364;rete auch un&#x017F;ere Gegenwehr mit Schie&#x017F;&#x017F;en aus<lb/><hi rendition="#aq">Canon</hi>en und Flinten um &#x017F;o viel de&#x017F;to weniger<lb/>
auf, und es mu&#x017F;te in der Demmerung noch man-<lb/>
cher Barbar See-Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;auffen lernen, und her-<lb/>
nach ver&#x017F;incken.</p><lb/>
        <p>Endlich, da der Himmel &#x017F;ehr &#x017F;chwartz wur-<lb/>
de, ließ &#x017F;ich ein feindlicher Trompeter ho&#x0364;ren, wel-<lb/>
cher mit 2. <hi rendition="#aq">Deputirt</hi>en auf einem Boote &#x017F;aß, wor-<lb/>
innen viel Pech-Fackeln brannten. Da nun die<lb/>
Feinde zu <hi rendition="#aq">canonir</hi>en aufho&#x0364;reten, hielten wir auch<lb/>
inne, brannten aber auf beyden Schiffen viel 100.<lb/>
Fackeln und Lichter an. Der <hi rendition="#aq">Deputirt</hi>en An-<lb/>
trag war die&#x017F;er: daß, weil ihr <hi rendition="#aq">Commandeur</hi> &#x017F;ei-<lb/>
ne <hi rendition="#aq">Courage</hi> mit der un&#x017F;rigen auf eine Wage<lb/>
gelegt, und befunden, daß wir auf beyden Seiten<lb/>
tapffere Leute wa&#x0364;ren, &#x017F;o mo&#x0364;chten wir Still&#x017F;tand<lb/>
machen, biß der Tag anbra&#x0364;che; wolten wir ihm<lb/>
aber doch noch die <hi rendition="#fr">einzige Tonne Goldes</hi> geben,<lb/>
&#x017F;o ko&#x0364;nten wir, &#x017F;o bald es uns beliebte, ohne fernere<lb/>
Sorge unter Seegel gehen, und er wa&#x0364;re bereit<lb/>
uns einen Paß zu geben, daß wir auf un&#x017F;erer<lb/>
Rei&#x017F;e von allen &#x017F;einen <hi rendition="#aq">Camerad</hi>en, die der Frey-<lb/>
Beutherey ergeben, von hieraus biß nach dem <hi rendition="#aq">Cap.</hi><lb/>
unangefochten bleiben &#x017F;olten.</p><lb/>
        <p>Meine Leute, &#x017F;o bald &#x017F;ie die&#x017F;es vernommen<lb/>
hatten, wolten abermahls weder vom Still&#x017F;tan-<lb/>
do noch Geld geben ho&#x0364;ren, und wurden nochmahls<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf&#x017F;tu&#x0364;tzig,</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0073] Mittlerweile gieng das canoniren von bey- den Seiten aufs allerhefftigſte fort, ſo lange biß die Demmerung eintrat, und man kaum die Fin- ger vor den Augen zaͤhlen konte. Da aber das Klettern der Feinde noch nicht aufhoͤren wolte, ſo hoͤrete auch unſere Gegenwehr mit Schieſſen aus Canonen und Flinten um ſo viel deſto weniger auf, und es muſte in der Demmerung noch man- cher Barbar See-Waſſer ſauffen lernen, und her- nach verſincken. Endlich, da der Himmel ſehr ſchwartz wur- de, ließ ſich ein feindlicher Trompeter hoͤren, wel- cher mit 2. Deputirten auf einem Boote ſaß, wor- innen viel Pech-Fackeln brannten. Da nun die Feinde zu canoniren aufhoͤreten, hielten wir auch inne, brannten aber auf beyden Schiffen viel 100. Fackeln und Lichter an. Der Deputirten An- trag war dieſer: daß, weil ihr Commandeur ſei- ne Courage mit der unſrigen auf eine Wage gelegt, und befunden, daß wir auf beyden Seiten tapffere Leute waͤren, ſo moͤchten wir Stillſtand machen, biß der Tag anbraͤche; wolten wir ihm aber doch noch die einzige Tonne Goldes geben, ſo koͤnten wir, ſo bald es uns beliebte, ohne fernere Sorge unter Seegel gehen, und er waͤre bereit uns einen Paß zu geben, daß wir auf unſerer Reiſe von allen ſeinen Cameraden, die der Frey- Beutherey ergeben, von hieraus biß nach dem Cap. unangefochten bleiben ſolten. Meine Leute, ſo bald ſie dieſes vernommen hatten, wolten abermahls weder vom Stillſtan- do noch Geld geben hoͤren, und wurden nochmahls aufſtuͤtzig,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/73
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/73>, abgerufen am 24.11.2024.