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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

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Schieß-sondern auch mit dem Seiten-Gewehr
zu delogiren suchten.

Man solte nicht meynen, wie klug, hertzhafft
und hurtig die Barbaren sind, denn sie wusten in
aller Geschwindigkeit, vermittelst starcker Haacken,
verschiedene Leitern an unsern Boord zu werffen,
und daran hinauf zu klettern wie die Katzen. Jch
stund in der vordersten Reihe in der Mitten, und
hatte 12. der hertzhafftesten Leute zu meiner rech-
ten, und eben so viel zu meiner lincken Hand, wel-
ches, so zu sagen, meine Leib-Guarde war, 1. guten
Schritt aber hinter mir war die andere Reihe der
resolutesten Mannschafft, und hinter dieser noch
die 3te Reihe tapfferer Leute, noch hinter diesen
drey Reihen aber die Reserve, und auf beyden
Seiten die Granadiers, welche die Feinde mit ih-
ren beständigen Granaden-Werffen gewaltig
ängstigeten.

Das Verhängniß fügte es eben so wunder-
bar, daß derjenige Barbar, welchem ich kurtz vor-
hero das Gold-und Silberwerck zuwägen lassen,
gerade vor mir seine Leiter angeworffen, und mir
mit blanckem Säbel in der Faust entgegen gestie-
gen kam. Jch ließ ihn passiren biß auf die öber-
ste Stuffe, indem er aber bemühet war über Boord
zu schreiten, war ich erstlich zweiffelhafft, ob ich
ihm mit dem Pistol das Lebens-Licht ausblasen,
oder ihn mit meinem Pallasch den Kopff spalten
wolte. Jedoch, da ich befürchtete, das Pistol möch-
te etwa versagen, so verließ ich mich auf meinen
Pallasch (denn wie meine Herrn wissen, so bin
ich Lincks und Rechts so wohl mit schiessenden, als

Seiten-

Schieß-ſondern auch mit dem Seiten-Gewehr
zu delogiren ſuchten.

Man ſolte nicht meynen, wie klug, hertzhafft
und hurtig die Barbaren ſind, denn ſie wuſten in
aller Geſchwindigkeit, vermittelſt ſtarcker Haacken,
verſchiedene Leitern an unſern Boord zu werffen,
und daran hinauf zu klettern wie die Katzen. Jch
ſtund in der vorderſten Reihe in der Mitten, und
hatte 12. der hertzhaffteſten Leute zu meiner rech-
ten, und eben ſo viel zu meiner lincken Hand, wel-
ches, ſo zu ſagen, meine Leib-Guarde war, 1. guten
Schritt aber hinter mir war die andere Reihe der
reſoluteſten Mannſchafft, und hinter dieſer noch
die 3te Reihe tapfferer Leute, noch hinter dieſen
drey Reihen aber die Reſerve, und auf beyden
Seiten die Granadiers, welche die Feinde mit ih-
ren beſtaͤndigen Granaden-Werffen gewaltig
aͤngſtigeten.

Das Verhaͤngniß fuͤgte es eben ſo wunder-
bar, daß derjenige Barbar, welchem ich kurtz vor-
hero das Gold-und Silberwerck zuwaͤgen laſſen,
gerade vor mir ſeine Leiter angeworffen, und mir
mit blanckem Saͤbel in der Fauſt entgegen geſtie-
gen kam. Jch ließ ihn paſſiren biß auf die oͤber-
ſte Stuffe, indem er aber bemuͤhet war uͤber Boord
zu ſchreiten, war ich erſtlich zweiffelhafft, ob ich
ihm mit dem Piſtol das Lebens-Licht ausblaſen,
oder ihn mit meinem Pallaſch den Kopff ſpalten
wolte. Jedoch, da ich befuͤrchtete, das Piſtol moͤch-
te etwa verſagen, ſo verließ ich mich auf meinen
Pallaſch (denn wie meine Herrn wiſſen, ſo bin
ich Lincks und Rechts ſo wohl mit ſchieſſenden, als

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[61/0071] Schieß-ſondern auch mit dem Seiten-Gewehr zu delogiren ſuchten. Man ſolte nicht meynen, wie klug, hertzhafft und hurtig die Barbaren ſind, denn ſie wuſten in aller Geſchwindigkeit, vermittelſt ſtarcker Haacken, verſchiedene Leitern an unſern Boord zu werffen, und daran hinauf zu klettern wie die Katzen. Jch ſtund in der vorderſten Reihe in der Mitten, und hatte 12. der hertzhaffteſten Leute zu meiner rech- ten, und eben ſo viel zu meiner lincken Hand, wel- ches, ſo zu ſagen, meine Leib-Guarde war, 1. guten Schritt aber hinter mir war die andere Reihe der reſoluteſten Mannſchafft, und hinter dieſer noch die 3te Reihe tapfferer Leute, noch hinter dieſen drey Reihen aber die Reſerve, und auf beyden Seiten die Granadiers, welche die Feinde mit ih- ren beſtaͤndigen Granaden-Werffen gewaltig aͤngſtigeten. Das Verhaͤngniß fuͤgte es eben ſo wunder- bar, daß derjenige Barbar, welchem ich kurtz vor- hero das Gold-und Silberwerck zuwaͤgen laſſen, gerade vor mir ſeine Leiter angeworffen, und mir mit blanckem Saͤbel in der Fauſt entgegen geſtie- gen kam. Jch ließ ihn paſſiren biß auf die oͤber- ſte Stuffe, indem er aber bemuͤhet war uͤber Boord zu ſchreiten, war ich erſtlich zweiffelhafft, ob ich ihm mit dem Piſtol das Lebens-Licht ausblaſen, oder ihn mit meinem Pallaſch den Kopff ſpalten wolte. Jedoch, da ich befuͤrchtete, das Piſtol moͤch- te etwa verſagen, ſo verließ ich mich auf meinen Pallaſch (denn wie meine Herrn wiſſen, ſo bin ich Lincks und Rechts ſo wohl mit ſchieſſenden, als Seiten-

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Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/71>, abgerufen am 09.11.2024.