Goldes biethen wolte, um nur die Bestien loß zu werden, da aber dieses etliche meiner Leute hö- reten, fiengen sie gleich an zu murmeln, und der Lerm auf meinem Schiffe wurde immer grösser, weßwegen ich fragte: was das zu bedeuten hätte? Hierauf traten etliche verwegene Matrosen und Schiffs-Soldaten mir gantz dreuste unter die Augen, und sagte einer von ihnen ohngefähr die- se Worte: Ey! mitPermission,HerrCapitain, was ist das vor Manier? meynet ihr, daß ihr feige Memmen unter euremCommando habt, lasset der Bestien etliche 100. seyn, wir wollen, ob unserer gleich nicht halb, oder des 4. Theils so viel wären, uns dennoch, ehe wir einenDeutgeben, wehren biß auf den letz- ten Mann.
Kinder! (gab ich zur Antwort,) was bekümmere ich mich um eine Tonne Goldes, die will ich gern aus meiner eigenen Kiste geben, ohne daß einer von euch mir Zubusse thun, oder ihm etwas an seinerGage de- courtirtwerden soll, denn was wäre es, wenn ich mich mit ihnen in ein Gefechte einliesse? Jhr sehet ja, daß sie uns überlegen sind, und solte ich nur einen eintzigen Mann von euch verlieren, wenn es auch der schwächste und geringste unter euch wäre, so solte mich doch dieser weit mehr dauern, als eine Tonne Goldes, denn ich weiß, daß mir GOtt gute und lauter auserlesene Leute un- ter meinCommandobeschehret hat, darum folget mir, und last mich dißmahl walten.
Mit
(d) 2
Goldes biethen wolte, um nur die Beſtien loß zu werden, da aber dieſes etliche meiner Leute hoͤ- reten, fiengen ſie gleich an zu murmeln, und der Lerm auf meinem Schiffe wurde immer groͤſſer, weßwegen ich fragte: was das zu bedeuten haͤtte? Hierauf traten etliche verwegene Matroſen und Schiffs-Soldaten mir gantz dreuſte unter die Augen, und ſagte einer von ihnen ohngefaͤhr die- ſe Worte: Ey! mitPermiſſion,HerrCapitain, was iſt das vor Manier? meynet ihr, daß ihr feige Memmen unter euremCommando habt, laſſet der Beſtien etliche 100. ſeyn, wir wollen, ob unſerer gleich nicht halb, oder des 4. Theils ſo viel waͤren, uns dennoch, ehe wir einenDeutgeben, wehren biß auf den letz- ten Mann.
Kinder! (gab ich zur Antwort,) was bekuͤmmere ich mich um eine Tonne Goldes, die will ich gern aus meiner eigenen Kiſte geben, ohne daß einer von euch mir Zubuſſe thun, oder ihm etwas an ſeinerGage de- courtirtwerden ſoll, denn was waͤre es, wenn ich mich mit ihnen in ein Gefechte einlieſſe? Jhr ſehet ja, daß ſie uns uͤberlegen ſind, und ſolte ich nur einen eintzigen Mañ von euch verlieren, wenn es auch der ſchwaͤchſte und geringſte unter euch waͤre, ſo ſolte mich doch dieſer weit mehr dauern, als eine Tonne Goldes, denn ich weiß, daß mir GOtt gute und lauter auserleſene Leute un- ter meinCommandobeſchehret hat, darum folget mir, und laſt mich dißmahl walten.
Mit
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Goldes biethen wolte, um nur die Beſtien loß zu
werden, da aber dieſes etliche meiner Leute hoͤ-
reten, fiengen ſie gleich an zu murmeln, und der
Lerm auf meinem Schiffe wurde immer groͤſſer,
weßwegen ich fragte: was das zu bedeuten haͤtte?
Hierauf traten etliche verwegene Matroſen und
Schiffs-Soldaten mir gantz dreuſte unter die
Augen, und ſagte einer von ihnen ohngefaͤhr die-
ſe Worte: Ey! mit Permiſſion, Herr Capitain,
was iſt das vor Manier? meynet ihr, daß ihr
feige Memmen unter eurem Commando
habt, laſſet der Beſtien etliche 100. ſeyn, wir
wollen, ob unſerer gleich nicht halb, oder des
4. Theils ſo viel waͤren, uns dennoch, ehe wir
einen Deut geben, wehren biß auf den letz-
ten Mann.
Kinder! (gab ich zur Antwort,) was
bekuͤmmere ich mich um eine Tonne Goldes,
die will ich gern aus meiner eigenen Kiſte
geben, ohne daß einer von euch mir Zubuſſe
thun, oder ihm etwas an ſeiner Gage de-
courtirt werden ſoll, denn was waͤre es,
wenn ich mich mit ihnen in ein Gefechte
einlieſſe? Jhr ſehet ja, daß ſie uns uͤberlegen
ſind, und ſolte ich nur einen eintzigen Mañ
von euch verlieren, wenn es auch der
ſchwaͤchſte und geringſte unter euch waͤre, ſo
ſolte mich doch dieſer weit mehr dauern, als
eine Tonne Goldes, denn ich weiß, daß mir
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 51. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/61>, abgerufen am 24.11.2024.
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