Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

weibliche Samen, aus Mangel des Feuers, die
hitzigen männlichen Samens-Kräffte aus der
Sonne an sich zu ziehen. Daraus, nemlich aus
dieser Vermischung derer zwey feindseligen Prin-
eipien, entstehet eine leibliche fermentirende
Wärme, durch welche die doppelte Samens-
Krafft, aus Wasser und Geist bestehend, in eine
Activität gebracht wird. Dadurch hernach dieje-
nige Creatur, darinnen dieser Geist sich erhitzet,
und zur fermentirenden Activität aufgebracht
wird, in eine Fermentation, zuletzt aber in eine
völlige Putrefaction sich auflöset, seine erste Form
verliehret, und die drey Principia des Samens
in die Freyheit setzt, eine neue Creatur aus sich
hervor zu bringen. Also bestehet denn der Same
aller Dinge in einem männlichen und weiblichen,
oder sulphurischen und salinischen Samen, und
heisset mit einem Wort Nitrum und Sal oder Geist
und Wasser. Aus diesen beyden Principiis wird
alles gebohren im Reiche der Natur und Gnaden.
Denn auch da wird der der neue Mensch wiederge-
bohren aus Wasser und Geist Joh. 3. nemlich
aus der geistlichen Feuers-Krafft des Vaters,
und aus der geistlich-wässerigen Lichts-Krafft des
Sohnes. Daher auch der Sohn der Weibs-
Same genennet wird, und nicht anders als von
einem Triebe ohne Zuthuung des Mannes konte
gebohren werden. Wir sehen auch hieraus, wie
die Schönheit und Lieblichkeit aller Creatur le-
diglich in einer gleichen Vermischung zweyer wie-
derwärtigen Dinge, als Licht und Finsterniß, Feu-

er

weibliche Samen, aus Mangel des Feuers, die
hitzigen maͤnnlichen Samens-Kraͤffte aus der
Sonne an ſich zu ziehen. Daraus, nemlich aus
dieſer Vermiſchung derer zwey feindſeligen Prin-
eipien, entſtehet eine leibliche fermentirende
Waͤrme, durch welche die doppelte Samens-
Krafft, aus Waſſer und Geiſt beſtehend, in eine
Activitaͤt gebracht wird. Dadurch hernach dieje-
nige Creatur, darinnen dieſer Geiſt ſich erhitzet,
und zur fermentirenden Activitaͤt aufgebracht
wird, in eine Fermentation, zuletzt aber in eine
voͤllige Putrefaction ſich aufloͤſet, ſeine erſte Form
verliehret, und die drey Principia des Samens
in die Freyheit ſetzt, eine neue Creatur aus ſich
hervor zu bringen. Alſo beſtehet denn der Same
aller Dinge in einem maͤnnlichen und weiblichen,
oder ſulphuriſchen und ſaliniſchen Samen, und
heiſſet mit einem Wort Nitrum und Sal oder Geiſt
und Waſſer. Aus dieſen beyden Principiis wird
alles gebohren im Reiche der Natur und Gnaden.
Denn auch da wird der der neue Menſch wiederge-
bohren aus Waſſer und Geiſt Joh. 3. nemlich
aus der geiſtlichen Feuers-Krafft des Vaters,
und aus der geiſtlich-waͤſſerigen Lichts-Krafft des
Sohnes. Daher auch der Sohn der Weibs-
Same genennet wird, und nicht anders als von
einem Triebe ohne Zuthuung des Mannes konte
gebohren werden. Wir ſehen auch hieraus, wie
die Schoͤnheit und Lieblichkeit aller Creatur le-
diglich in einer gleichen Vermiſchung zweyer wie-
derwaͤrtigen Dinge, als Licht und Finſterniß, Feu-

er
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0560" n="550"/>
weibliche Samen, aus Mangel des Feuers, die<lb/>
hitzigen ma&#x0364;nnlichen Samens-Kra&#x0364;ffte aus der<lb/>
Sonne an &#x017F;ich zu ziehen. Daraus, nemlich aus<lb/>
die&#x017F;er Vermi&#x017F;chung derer zwey feind&#x017F;eligen <hi rendition="#aq">Prin-<lb/>
eipi</hi>en, ent&#x017F;tehet eine leibliche <hi rendition="#aq">fermentir</hi>ende<lb/>
Wa&#x0364;rme, durch welche die doppelte Samens-<lb/>
Krafft, aus Wa&#x017F;&#x017F;er und Gei&#x017F;t be&#x017F;tehend, in eine<lb/><hi rendition="#aq">Activit</hi>a&#x0364;t gebracht wird. Dadurch hernach dieje-<lb/>
nige Creatur, darinnen die&#x017F;er Gei&#x017F;t &#x017F;ich erhitzet,<lb/>
und zur <hi rendition="#aq">fermentir</hi>enden <hi rendition="#aq">Activit</hi>a&#x0364;t aufgebracht<lb/>
wird, in eine <hi rendition="#aq">Fermentatio</hi>n, zuletzt aber in eine<lb/>
vo&#x0364;llige <hi rendition="#aq">Putrefactio</hi>n &#x017F;ich auflo&#x0364;&#x017F;et, &#x017F;eine er&#x017F;te Form<lb/>
verliehret, und die drey <hi rendition="#aq">Principia</hi> des Samens<lb/>
in die Freyheit &#x017F;etzt, eine neue Creatur aus &#x017F;ich<lb/>
hervor zu bringen. Al&#x017F;o be&#x017F;tehet denn der Same<lb/>
aller Dinge in einem ma&#x0364;nnlichen und weiblichen,<lb/>
oder <hi rendition="#aq">&#x017F;ulphuri</hi>&#x017F;chen und <hi rendition="#aq">&#x017F;alini</hi>&#x017F;chen Samen, und<lb/>
hei&#x017F;&#x017F;et mit einem Wort <hi rendition="#aq">Nitrum</hi> und <hi rendition="#aq">Sal</hi> oder Gei&#x017F;t<lb/>
und Wa&#x017F;&#x017F;er. Aus die&#x017F;en beyden <hi rendition="#aq">Principiis</hi> wird<lb/>
alles gebohren im Reiche der Natur und Gnaden.<lb/>
Denn auch da wird der der neue Men&#x017F;ch wiederge-<lb/>
bohren aus Wa&#x017F;&#x017F;er und Gei&#x017F;t Joh. 3. nemlich<lb/>
aus der gei&#x017F;tlichen Feuers-Krafft des Vaters,<lb/>
und aus der gei&#x017F;tlich-wa&#x0364;&#x017F;&#x017F;erigen Lichts-Krafft des<lb/>
Sohnes. Daher auch der Sohn der Weibs-<lb/>
Same genennet wird, und nicht anders als von<lb/>
einem Triebe ohne Zuthuung des Mannes konte<lb/>
gebohren werden. Wir &#x017F;ehen auch hieraus, wie<lb/>
die Scho&#x0364;nheit und Lieblichkeit aller Creatur le-<lb/>
diglich in einer gleichen Vermi&#x017F;chung zweyer wie-<lb/>
derwa&#x0364;rtigen Dinge, als Licht und Fin&#x017F;terniß, Feu-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">er</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[550/0560] weibliche Samen, aus Mangel des Feuers, die hitzigen maͤnnlichen Samens-Kraͤffte aus der Sonne an ſich zu ziehen. Daraus, nemlich aus dieſer Vermiſchung derer zwey feindſeligen Prin- eipien, entſtehet eine leibliche fermentirende Waͤrme, durch welche die doppelte Samens- Krafft, aus Waſſer und Geiſt beſtehend, in eine Activitaͤt gebracht wird. Dadurch hernach dieje- nige Creatur, darinnen dieſer Geiſt ſich erhitzet, und zur fermentirenden Activitaͤt aufgebracht wird, in eine Fermentation, zuletzt aber in eine voͤllige Putrefaction ſich aufloͤſet, ſeine erſte Form verliehret, und die drey Principia des Samens in die Freyheit ſetzt, eine neue Creatur aus ſich hervor zu bringen. Alſo beſtehet denn der Same aller Dinge in einem maͤnnlichen und weiblichen, oder ſulphuriſchen und ſaliniſchen Samen, und heiſſet mit einem Wort Nitrum und Sal oder Geiſt und Waſſer. Aus dieſen beyden Principiis wird alles gebohren im Reiche der Natur und Gnaden. Denn auch da wird der der neue Menſch wiederge- bohren aus Waſſer und Geiſt Joh. 3. nemlich aus der geiſtlichen Feuers-Krafft des Vaters, und aus der geiſtlich-waͤſſerigen Lichts-Krafft des Sohnes. Daher auch der Sohn der Weibs- Same genennet wird, und nicht anders als von einem Triebe ohne Zuthuung des Mannes konte gebohren werden. Wir ſehen auch hieraus, wie die Schoͤnheit und Lieblichkeit aller Creatur le- diglich in einer gleichen Vermiſchung zweyer wie- derwaͤrtigen Dinge, als Licht und Finſterniß, Feu- er

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/560
Zitationshilfe: Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 550. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/560>, abgerufen am 24.11.2024.