beladen, wieder zurücke, und brachte auser den vie- len Lebens-Mitteln 2. gantz neue Pilgrims-Kleider mit, nemlich eins vor sich und eins vor Urbanum. Hierauf führete uns Urbanus bey Nachts-Zeit in seine unterirrdischen Gewölber, da wir denn einen erstaunlichen Vorrath von allerhand schönen Sa- chen, nebst vielen güldenen und silbernen Geschir- ren, auch eine ziemliche Menge Diamanten und Kleynodien antraffen, welche letztern er mir und der Printzeßin darreichte, um dieselben, so wie er selb- sten that, in unsere Pilgrims-Kleider einzunähen.
Wie nun dieses geschehen, und unsere Kleider, in welchen ohne dem viel dergleichen Zeug schon stack, ziemlich beschweret worden, musten wir beyde ihm die güldenen und silbernen Geschirre so wohl, als das Uberbleibsel von Kostbarkeiten und andern theu- ren Sachen, ingleichen das gemüntzte Gold- und Silber-Geld biß an sein gemachtes Grab tragen helffen; welches alles von ihm in das Grab geworf- fen, und dasselbe mit unserer Beyhülffe zugeschar- ret, und der Erden gleich gemacht wurde.
Wie dieses geschehen, gieng er dreymahl um den Platz des zugescharreten Grabes im Creyse her- um, murmelte viele Worte und Sprüche her, die wir nicht verstehen konten, mit dem spitzigen Stabe aber, den er in der Hand hatte, zeichnete er 9. Cha- racters oder Buchstaben, die uns unbekannt wa- ren, in die Erde, sprung hernach viele mahl auf dem zugescharreten Grabe herum, und bath uns, daß wir dergleichen thun solten, worinnen wir ihm denn auch Folge leisteten, also recht tapffer
auf
beladen, wieder zuruͤcke, und brachte auſer den vie- len Lebens-Mitteln 2. gantz neue Pilgrims-Kleider mit, nemlich eins vor ſich und eins vor Urbanum. Hierauf fuͤhrete uns Urbanus bey Nachts-Zeit in ſeine unterirrdiſchen Gewoͤlber, da wir denn einen erſtaunlichen Vorrath von allerhand ſchoͤnen Sa- chen, nebſt vielen guͤldenen und ſilbernen Geſchir- ren, auch eine ziemliche Menge Diamanten und Kleynodien antraffen, welche letztern er mir und der Printzeßin darreichte, um dieſelben, ſo wie er ſelb- ſten that, in unſere Pilgrims-Kleider einzunaͤhen.
Wie nun dieſes geſchehen, und unſere Kleider, in welchen ohne dem viel dergleichen Zeug ſchon ſtack, ziemlich beſchweret worden, muſten wir beyde ihm die guͤldenen und ſilbernen Geſchirre ſo wohl, als das Uberbleibſel von Koſtbarkeiten und andern theu- ren Sachen, ingleichen das gemuͤntzte Gold- und Silber-Geld biß an ſein gemachtes Grab tragen helffen; welches alles von ihm in das Grab geworf- fen, und daſſelbe mit unſerer Beyhuͤlffe zugeſchar- ret, und der Erden gleich gemacht wurde.
Wie dieſes geſchehen, gieng er dreymahl um den Platz des zugeſcharreten Grabes im Creyſe her- um, murmelte viele Worte und Spruͤche her, die wir nicht verſtehen konten, mit dem ſpitzigen Stabe aber, den er in der Hand hatte, zeichnete er 9. Cha- racters oder Buchſtaben, die uns unbekannt wa- ren, in die Erde, ſprung hernach viele mahl auf dem zugeſcharreten Grabe herum, und bath uns, daß wir dergleichen thun ſolten, worinnen wir ihm denn auch Folge leiſteten, alſo recht tapffer
auf
<TEI><text><body><divn="1"><floatingText><body><div><p><pbfacs="#f0510"n="500"/>
beladen, wieder zuruͤcke, und brachte auſer den vie-<lb/>
len Lebens-Mitteln 2. gantz neue Pilgrims-Kleider<lb/>
mit, nemlich eins vor ſich und eins vor <hirendition="#aq">Urbanum.</hi><lb/>
Hierauf fuͤhrete uns <hirendition="#aq">Urbanus</hi> bey Nachts-Zeit in<lb/>ſeine unterirrdiſchen Gewoͤlber, da wir denn einen<lb/>
erſtaunlichen Vorrath von allerhand ſchoͤnen Sa-<lb/>
chen, nebſt vielen guͤldenen und ſilbernen Geſchir-<lb/>
ren, auch eine ziemliche Menge Diamanten und<lb/>
Kleynodien antraffen, welche letztern er mir und der<lb/>
Printzeßin darreichte, um dieſelben, ſo wie er ſelb-<lb/>ſten that, in unſere Pilgrims-Kleider einzunaͤhen.</p><lb/><p>Wie nun dieſes geſchehen, und unſere Kleider,<lb/>
in welchen ohne dem viel dergleichen Zeug ſchon ſtack,<lb/>
ziemlich beſchweret worden, muſten wir beyde ihm<lb/>
die guͤldenen und ſilbernen Geſchirre ſo wohl, als<lb/>
das Uberbleibſel von Koſtbarkeiten und andern theu-<lb/>
ren Sachen, ingleichen das gemuͤntzte Gold- und<lb/>
Silber-Geld biß an ſein gemachtes Grab tragen<lb/>
helffen; welches alles von ihm in das Grab geworf-<lb/>
fen, und daſſelbe mit unſerer Beyhuͤlffe zugeſchar-<lb/>
ret, und der Erden gleich gemacht wurde.</p><lb/><p>Wie dieſes geſchehen, gieng er dreymahl um<lb/>
den Platz des zugeſcharreten Grabes im Creyſe her-<lb/>
um, murmelte viele Worte und Spruͤche her, die<lb/>
wir nicht verſtehen konten, mit dem ſpitzigen Stabe<lb/>
aber, den er in der Hand hatte, zeichnete er 9. <hirendition="#aq">Cha-<lb/>
ract</hi>ers oder Buchſtaben, die uns unbekannt wa-<lb/>
ren, in die Erde, ſprung hernach viele mahl auf<lb/>
dem zugeſcharreten Grabe herum, und bath uns,<lb/>
daß wir dergleichen thun ſolten, worinnen wir<lb/>
ihm denn auch Folge leiſteten, alſo recht tapffer<lb/><fwplace="bottom"type="catch">auf</fw><lb/></p></div></body></floatingText></div></body></text></TEI>
[500/0510]
beladen, wieder zuruͤcke, und brachte auſer den vie-
len Lebens-Mitteln 2. gantz neue Pilgrims-Kleider
mit, nemlich eins vor ſich und eins vor Urbanum.
Hierauf fuͤhrete uns Urbanus bey Nachts-Zeit in
ſeine unterirrdiſchen Gewoͤlber, da wir denn einen
erſtaunlichen Vorrath von allerhand ſchoͤnen Sa-
chen, nebſt vielen guͤldenen und ſilbernen Geſchir-
ren, auch eine ziemliche Menge Diamanten und
Kleynodien antraffen, welche letztern er mir und der
Printzeßin darreichte, um dieſelben, ſo wie er ſelb-
ſten that, in unſere Pilgrims-Kleider einzunaͤhen.
Wie nun dieſes geſchehen, und unſere Kleider,
in welchen ohne dem viel dergleichen Zeug ſchon ſtack,
ziemlich beſchweret worden, muſten wir beyde ihm
die guͤldenen und ſilbernen Geſchirre ſo wohl, als
das Uberbleibſel von Koſtbarkeiten und andern theu-
ren Sachen, ingleichen das gemuͤntzte Gold- und
Silber-Geld biß an ſein gemachtes Grab tragen
helffen; welches alles von ihm in das Grab geworf-
fen, und daſſelbe mit unſerer Beyhuͤlffe zugeſchar-
ret, und der Erden gleich gemacht wurde.
Wie dieſes geſchehen, gieng er dreymahl um
den Platz des zugeſcharreten Grabes im Creyſe her-
um, murmelte viele Worte und Spruͤche her, die
wir nicht verſtehen konten, mit dem ſpitzigen Stabe
aber, den er in der Hand hatte, zeichnete er 9. Cha-
racters oder Buchſtaben, die uns unbekannt wa-
ren, in die Erde, ſprung hernach viele mahl auf
dem zugeſcharreten Grabe herum, und bath uns,
daß wir dergleichen thun ſolten, worinnen wir
ihm denn auch Folge leiſteten, alſo recht tapffer
auf
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 500. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/510>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.