Des andern Morgens früh nach gethanen Canonen-Schusse, sahe man das Volck von al- len Strassen her schon wieder zu sammen kommen, und glaube ich, daß wenige aussengeblieben waren, denn die Kirche war fast voll. Herr Mag. Schmel- tzer jun. ließ etliche Morgen-Lieder singen, betete hernach vor der gantzen Gemeine den Morgen- Seegen, und verlaß hierauf aus dem 1. Cap. des Propheten Hoseä, den 10. und 11. vers. welche also lauten:
Es wird aber die Zahl der Kinder Js- rael seyn, wie Sand am Meer, den man we- der messen noch zählen kan. Und soll gesche- hen an den Orte, da man zu ihnen gesagt hat: Jhr seyd nicht mein Volck, wird man zu ihnen sagen: O ihr Kinder des lebendi- gen GOttes. Denn es werden die Kinder Juda und die Kinder Jßrael zu Hauffen kom- men, und werden sich mit einander an ein Haupt halten, und aus dem Lande herauf zie- hen, denn der Tag Jsrael wird ein grosser Tag seyn.
Als er nun über diese Worte eine ungemein erbauliche und trostreiche Rede gehalten, wurden noch einige Beruffs-Lieder gesungen, worauf er den Seegen sprach, und zum Schlusse das Lied singen ließ:
Wunderlich ist Gottes Schicken etc.
Nach geendigtem Gottes-Dienste zogen un- sere lieben Leutchen alle Heerden-weise wieder fort, ein jedes nach seiner Pflantz-Stadt, suchte seine Wohnung, und machte sich an die Arbeit, er stlich
das-
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Des andern Morgens fruͤh nach gethanen Canonen-Schuſſe, ſahe man das Volck von al- len Straſſen her ſchon wieder zu ſammen kommen, und glaube ich, daß wenige auſſengeblieben waren, denn die Kirche war faſt voll. Herr Mag. Schmel- tzer jun. ließ etliche Morgen-Lieder ſingen, betete hernach vor der gantzen Gemeine den Morgen- Seegen, und verlaß hierauf aus dem 1. Cap. des Propheten Hoſeaͤ, den 10. und 11. verſ. welche alſo lauten:
Es wird aber die Zahl der Kinder Jſ- rael ſeyn, wie Sand am Meer, den man we- der meſſen noch zaͤhlen kan. Und ſoll geſche- hen an den Orte, da man zu ihnen geſagt hat: Jhr ſeyd nicht mein Volck, wird man zu ihnen ſagen: O ihr Kinder des lebendi- gen GOttes. Denn es werden die Kinder Juda und die Kinder Jßrael zu Hauffen kom- men, und werden ſich mit einander an ein Haupt halten, und aus dem Lande herauf zie- hen, denn der Tag Jſrael wird ein groſſer Tag ſeyn.
Als er nun uͤber dieſe Worte eine ungemein erbauliche und troſtreiche Rede gehalten, wurden noch einige Beruffs-Lieder geſungen, worauf er den Seegen ſprach, und zum Schluſſe das Lied ſingen ließ:
Wunderlich iſt Gottes Schicken ꝛc.
Nach geendigtem Gottes-Dienſte zogen un- ſere lieben Leutchen alle Heerden-weiſe wieder fort, ein jedes nach ſeiner Pflantz-Stadt, ſuchte ſeine Wohnung, und machte ſich an die Arbeit, er ſtlich
das-
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Des andern Morgens fruͤh nach gethanen
Canonen-Schuſſe, ſahe man das Volck von al-
len Straſſen her ſchon wieder zu ſammen kommen,
und glaube ich, daß wenige auſſengeblieben waren,
denn die Kirche war faſt voll. Herr Mag. Schmel-
tzer jun. ließ etliche Morgen-Lieder ſingen, betete
hernach vor der gantzen Gemeine den Morgen-
Seegen, und verlaß hierauf aus dem 1. Cap. des
Propheten Hoſeaͤ, den 10. und 11. verſ. welche alſo
lauten:
Es wird aber die Zahl der Kinder Jſ-
rael ſeyn, wie Sand am Meer, den man we-
der meſſen noch zaͤhlen kan. Und ſoll geſche-
hen an den Orte, da man zu ihnen geſagt
hat: Jhr ſeyd nicht mein Volck, wird man
zu ihnen ſagen: O ihr Kinder des lebendi-
gen GOttes. Denn es werden die Kinder
Juda und die Kinder Jßrael zu Hauffen kom-
men, und werden ſich mit einander an ein
Haupt halten, und aus dem Lande herauf zie-
hen, denn der Tag Jſrael wird ein groſſer
Tag ſeyn.
Als er nun uͤber dieſe Worte eine ungemein
erbauliche und troſtreiche Rede gehalten, wurden
noch einige Beruffs-Lieder geſungen, worauf er den
Seegen ſprach, und zum Schluſſe das Lied ſingen
ließ:
Wunderlich iſt Gottes Schicken ꝛc.
Nach geendigtem Gottes-Dienſte zogen un-
ſere lieben Leutchen alle Heerden-weiſe wieder fort,
ein jedes nach ſeiner Pflantz-Stadt, ſuchte ſeine
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Gisander [i. e. Schnabel, Johann Gottfried]: Wunderliche Fata einiger See-Fahrer. Bd. 4. Nordhausen, 1743, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schnabel_fata04_1743/51>, abgerufen am 24.11.2024.
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